Pilotprojekt im Taunus Pfeiftöne verringern Wildunfälle an Bahnstrecken

Klein und effektiv: Wildwarner sollen mit Pfeiftönen und Lichtsignalen verhindern, dass Rehe und Wildschweine auf die Gleise laufen. Auf einem Abschnitt der ICE-Strecke Frankfurt–Köln zeigen die Geräte bereits Wirkung.

Ein ICE passiert einen Mast, an dem ein Wildwarner angebracht ist. Die kleinen schwarzen Kästen piepsen und blinken, um Wild vor Zügen zu warnen.
Ein ICE passiert einen Mast, an dem ein Wildwarner angebracht ist. Bild © picture alliance/dpa | Andrea Löbbecke

Sie sind nur etwa so groß wie eine ausgestreckte Hand – und dennoch äußerst wirksam: optisch-akustische Wildwarner. Die kompakten, sechseckigen Geräte aus schwarzem Plastik werden an Masten oder Pfosten entlang von Bahngleisen montiert und reagieren auf das Scheinwerferlicht und die Fahrgeräusche von Zügen. Nähert sich eine Lok, senden sie hochfrequente Pfeiftöne und bläuliches Licht aus, um Wildtiere vom Überqueren der Gleise abzuhalten.

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Pfeiftöne sollen Wildunfälle an Bahnstrecken verhindern

Ein Wildwarner.
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Hessischer Hotspot für Wildunfälle

Und ihre Wirkung ist messbar: Mit Hilfe der Wildwarner sei die Zahl der Wildunfälle auf einem Teilstück der ICE-Strecke Frankfurt–Köln um rund ein Drittel gesunken. Das teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn mit.

Im Sommer hatte das Unternehmen zwischen Wiesbaden-Medenbach und Niederselters im Taunus über 20 Kilometer insgesamt 300 der Geräte angebracht – ein Pilotprojekt. Der Abschnitt zählt zu den bundesweiten Hotspots für Zusammenstöße von Zügen mit Wildtieren. Betroffen sind hauptsächlich Rehe und Wildschweine.

Der Präsident des hessischen Landesjagdverbandes Jürgen Ellenberger hält einen Wildwarner in der Hand - ein sechseckiges, handgroßes Gerät aus Plastik.
Der Präsident des hessischen Landesjagdverbandes Jürgen Ellenberger zeigt einen Wildwarner. Bild © picture alliance/dpa | Andrea Löbbecke

"Wildunfallprävention ist aktiver Tierschutz und trägt zugleich zur Stabilität des Bahnverkehrs bei", sagt Jürgen Ellenberger, Präsident des hessischen Jagdverbands. Um Stellen mit starkem Wildwechsel zu identifizieren, hatte die Jägerschaft auf der Strecke Wildkameras installiert. "Der ICE selbst wird von den Wildtieren oft nicht als Gefahr wahrgenommen", erläutert der Verband.

30 Kollisionen pro Jahr

Nach Angaben des Jagdverbands ereignen sich auf dem Abschnitt für das Pilotprojekt pro Jahr etwa 30 Kollisionen mit Wild, davon 80 Prozent Rehwild und 20 Prozent Wildschweine. Das sei zwar deutlich weniger als auf Straßen. "Aber dennoch mit erheblichen Folgen: Tierleid, Zugstopps, langwierige Kontrollen der Strecke und verspätete Folgezüge", heißt es vom Verband.

Was macht den Gleisabschnitt so gefährlich für Wildtiere? Besonders die bewaldeten Flächen zwischen Bahnstrecke und der nahen Autobahn 3 böten sich für Rehe und Wildschwein als ideale Rückzugsräume an, erläutern die Jäger. Mountainbiker, Jogger oder freilaufende Hunde gebe es dort kaum.

Schutz auch für Lokführer

Auch für Zugführerinnen und -führer ist der Einsatz von Wildwarnern eine gute Nachricht. Beispielsweise erlitt vor Kurzem auf der Strecke nahe Kirn in Rheinland-Pfalz ein Zugführer einen Schock, als sein Regionalzug mit einem Reh zusammenstieß. Der Lokführer musste abgelöst werden.

Redaktion: Levi Pfeuffer-Rooschüz

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe