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Untersuchung: Dachse nutzen Wanderwege in der Rhön

Dachs

Drei Jahre wurden große Säugetiere im Biosphärenreservat Rhön beobachtet. Als die Forscher die Ergebnisse bilanzierten, zeigten sich interessante Beobachtungen. Eine erhoffte Tierart wurde aber vermisst.

Dachse sind offenbar pragmatische Zeitgenossen. Wieso sich mühsam durchs Unterholz in der Rhön kämpfen? Es gibt doch gut ausgebaute Wanderwege.

Dass diese nicht nur der Mensch bevorzugt, sondern - sofern er sich ungestört fühlt - auch der Dachs, haben jetzt Naturschützer im Biosphärenreservat (BR) Rhön beobachtet. Sie haben in den vergangenen drei Jahren die Tierwelt und besonders die großen Säugetiere im hessischen Teil des Reservats in den Blick genommen. Ihren Monitoring-Bericht präsentierten sie jetzt in Hilders (Fulda) der Öffentlichkeit.

Keine Luchse nachgewiesen

Vergeblich hatte das Team um den Biologen Heribert Schöller dabei auf eine Ansiedlung des Luchses gehofft. Die Wildkatze mit den Pinselohren wurde im Reservat nicht nachgewiesen. "Dass er trotzdem in naher Zukunft in der Rhön heimisch werden kann, ist aber nicht ausgeschlossen", heißt es im Bericht.

Denn die Rhön sei für Luchse sehr wohl geeignet. Es ziehen den Angaben zufolge auch gelegentlich Luchse durch die Gegend, aber ein festes Zuhause haben sie dort (noch) nicht. In anderen Regionen Hessens wurden dagegen mehrfach Luchse festgestellt, etwa in Nordhessen.

Luchs Luchse Tierpark Hanau Alte Fasanerie Wildpark

Dafür zeigt das Großsäuger-Monitoring in der Rhön aber noch weitere Erkenntnisse, die als "sehr erfreulich" eingestuft wurden: Die Europäische Wildkatze wurde fast überall regelmäßig nachgewiesen. Dass sie heute so verbreitet ist, ist nicht selbstverständlich und "eine Erfolgsgeschichte", wie Schöller sagte. Diese Bestandsdichte sei eine positive Überraschung. Einst galten Wildkatzen in der Rhön fast als ausgestorben.

In ganz Hessen leben nach Experten-Schätzungen derzeit 800 bis 1.000 Exemplare. In Mittelhessen hat der Bund für Umwelt und Naturschutz gerade ein Projekt gestartet, um die Zahl der Wildkatzen zu erhöhen. Verschiedene Populationen sollen auch zusammengeführt werden, die bisher wenig Kontakt miteinander hatten.

Neben den scheuen und nachtaktiven Wildkatzen wurden in der Rhön auch zahlreiche weitere Großsäuger nachgewiesen, etwa Rehe, Feldhasen, Wildschweine und Waschbären. Und neben dem Dachs wurden bei den Marderartigen auch Iltis, Steinmarder, Hermelin und Mauswiesel gesichtet.

Nachweise per Wildkamera und Spurensuche

Untersucht wurden ausgewählte Gebiete in der Rhön. Als Nachweise dienten etwa Fotos von Wildkameras, die auslösen, wenn ein Tier vorbeikommt. "Außerdem wurde eine ausgiebige Spurensuche betrieben und nächtliche Beobachtungen wurden durchgeführt", berichteten die Forscher.

Im Rahmen des Monitorings wiesen die Experten auf die Bedeutung des Biosphärenreservats Rhön hin. Es liegt im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen und ist seit 1991 von der UNESCO anerkannt.

Die Karte zeigt die Verortung des Biosphärenreservat Rhön mit seinem hessischen, thüringischen und bayrischen Teil.

Hotspot der Biologischen Vielfalt

Das BR Rhön ist ein Hotspot der Biologischen Vielfalt und gibt bedrohten Tier- und Pflanzenarten eine Heimat, wie es hieß. Jedes Biosphärenreservat ist in drei Zonen eingeteilt. Sie regeln die Beziehung von Mensch und Natur sowie die Art des Eingreifens in die Natur durch den Menschen. Die sensibelste Zone ist nach der Entwicklungszone und der Pflegezone die Kernzone.

Kernzonen machen mindestens drei Prozent der Gesamtfläche des Biosphärenreservats aus. Im hessischen Teil des länderübergreifenden BR sind derzeit etwa 2.040 Hektar in 22 Kernzonen geschützt. Darin soll sich die Natur vom Menschen möglichst unbeeinflusst entwickeln. Die menschliche Nutzung in den Kernzonen ist auf die Bereiche Forschung, Monitoring und Naturerleben im Sinne der Umweltbildung beschränkt.

Die Forscher riefen dazu auf, dass sich Besucher dort rücksichtsvoll verhalten: "Jegliche Störungen durch den Menschen haben Auswirkungen auf die Flora und Fauna." Und die müssten vermieden werden.

Ein Schild weist Spaziergänger nahe der Wasserkuppe auf die Kernzone des Biosphärenreservats der Rhön hin

Verhaltensregeln zum Schutz der Natur

Daher machen die Forscher auf Verhaltensregeln aufmerksam. Zwar sei die "wilde Seite" der Rhön bei Natur-Fans besonders beliebt. Dennoch sollte man sich nur auf ausgewiesenen Wegen bewegen.

Hunde gehörten zudem an die Leine, das Pflücken von Pflanzen sei nicht erlaubt und ebenfalls nicht das Aufsteigenlassen von Drohnen, um Fotos oder Film-Aufnahmen zu machen. "Wer sich dran hält, leistet einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Naturschätze im Biosphärenreservat", hieß es.

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