Historisches Gebäude von außen fotografiert. Neben dem Eingang steht eine Fahne.

Der Einbruch im Eltviller Kronenschlösschen, bei dem 2021 sehr wertvolle Weine erbeutet wurden, geht offenbar auf das Konto von Schwerverbrechern. Drei Männer wurden festgenommen. Die zunächst verdächtigte Betreiberfamilie erfuhr zufällig davon.

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Wein-Diebstahl im Kronenschlösschen im Rheingau wohl aufgeklärt

Torbogen vom Kronenschlösschen
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Der Weindiebstahl aus dem Gourmetrestaurant Kronenschlösschen in Eltville-Hattenheim (Rheingau-Taunus) ist nach rund drei Jahren offenbar aufgeklärt. Wie die Staatsanwaltschaft Wiesbaden jetzt auf hr-Anfrage mitteilte, wurden bereits Mitte Dezember drei Personen "aus dem Bereich der organisierten Kriminalität" festgenommen. Den Einsatz koordinierte die Polizei Bochum.

Ermittlungen gegen Betreiber eingestellt

Kurz nach dem Diebstahl im Januar 2021 war zunächst die Betreiberfamilie des Restaurants ins Visier der hessischen Ermittler geraten. Inhaber Hans B. Ullrich teilte nun in einer schriftlichen Stellungnahme mit: "Die Spekulationen von Versicherung, Polizei und Staatsanwaltschaft, es könne sich nicht um unbekannte, ortsfremde Täter handeln, sondern es müsse "Insiderwissen" gegeben haben, stellten sich als falsch heraus."

Er schrieb weiter: "Heute ist erwiesen: Alle Verdächtigungen gegen den Inhaber des Kronenschlösschens waren ungerechtfertigt." Es sei, wie von der Familie schon von Beginn an vermutet, ein "gewerbsmäßiger Bandendiebstahl mit einem Schwerkriminellen" gewesen. Dieser sei bereits mehrfach verurteilt worden und habe mindestens zwei Einbruchdiebstähle in andere Weinkeller begangen, so Inhaber Ullrich weiter.

Monatelange, verdeckte Ermittlungen

Laut Bochumer Polizei wurden die drei festgenommenen Männer im Alter zwischen 39 und 65 Jahren nach monatelangen, verdeckten Ermittlungen gefasst. Es wurden mehrere Objekte in Nordrhein-Westfalen (Gelsenkirchen, Düsseldorf, Meerbusch) und Niedersachsen (Diepholz) durchsucht.

Ursprung der Ermittlungen waren Auswertungen von sichergestellten Handydaten. Nach Angaben der Bochumer Polizei soll ein Verdächtiger aus dem Weinkeller eine Nachricht zu der vorliegenden Beute an einen Komplizen geschickt haben. Die für Eltville zuständige Polizei Westhessen verwies auf hr-Anfrage darauf, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien.

Ein weiterer Hoteleinbruch in Österreich soll auf das Konto einzelner Beschuldigter gehen. Zudem sollen die Festgenommenen in den internationalen Drogenhandel mit Kokain verstrickt gewesen sein.

Sieben Stunden im Weinkeller

Ins Kronenschlösschen waren die Täter während des Corona-Lockdowns in der Nacht vom 13. zum 14. Januar 2021 in den mit rund 16.000 Flaschen gefüllten Weinkeller des Hotels mit Restaurant eingebrochen. Nach Ullrichs Angaben hielten sie sich dort sieben Stunden lang auf, "um Weinraritäten auszuwählen und abzutransportieren". Die gestohlenen Weine seien später über die Grenze gebracht worden.

Gestohlen wurden Weine im Wert von 235.000 Euro. Die Schadenssumme meldete Ullrich seiner Versicherung, die diese nicht ersetzen wollte, und erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Diese sei von der Bad Schwalbacher Polizei nicht verfolgt worden, kritisierte Ullrich. Er betonte, er habe mehrfach auf Bandendiebstahl in ähnlichen Fällen hingewiesen.

Durchsuchungen von Privatwohnungen mit SEK

Die Ermittler verdächtigten stattdessen Inhaber Ullrich, einen Versicherungsbetrug fingiert zu haben. Die Wiesbadener Staatsanwaltschaft eröffnete ein Verfahren gegen die Ullrichs und ihren Sommelier.

Mehr als 40 Beamte mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos durchsuchten daraufhin die Privatwohnungen von Ullrich, seiner Tochter Johanna, sämtliche Geschäftsräume des Kronenschlösschens und die Wohnung des Sommeliers. Sie beschlagnahmten Akten und Computer.

Häme in sozialen Medien

Fünf Tage lang standen 30 Polizeiwagen vor dem Restaurant, das direkt an der Bundesstraße 42 liegt. So etwas spreche sich im kleinen Rheingau natürlich schnell herum. Jeder, der die Polizeipräsenz gesehen habe, habe angerufen und gefragt, was los sei, sagte Johanna Ullrich bei der Einstellung des Verfahrens im September 2022.

In den sozialen Medien habe sie viel Häme und Unterstellungen lesen müssen, "Beleidigungen und Kommentare noch und nöcher", gefolgt von bösen Blicken und Ansprachen im Dorf.

Ullrich: nicht über Festnahmen informiert

Ihr Vater übte nun erneut Kritik an den Ermittlern: Obwohl die Polizei in Bochum und die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf die Täter bereits im Sommer 2023 ermittelt und die hessische Polizei über alle Einzelheiten informiert hätte, sei das Kronenschlösschen davon nicht in Kenntnis gesetzt worden.

Nur, weil er eine Amtshaftungsklage gegen das Land Hessen eingereicht habe, habe er im Rahmen dieses Rechtsstreits Kenntnis darüber erlangt.

Auch seine Tochter Johanna Ullrich sagte auf hr-Anfrage: "Weder die Kripo Bad Schwalbach noch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf haben uns jemals darüber informiert, dass die Täter gefasst worden waren."

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