Schreinerin an Säge mit Schutzbrille

Wer in Hessen seinen Meister machen will, dem greift das Land mit einer deutlich erhöhten Prämie stärker unter die Arme. Damit sollen Lücken bei der Finanzierung durch Bundeszuschüsse geschlossen werden. Die Grünen sprechen von einer Mogelpackung.

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Hessen erhöht Prämie für Meisterbrief deutlich

hs 24.04.2024
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Einen kostenlosen Meisterbrief soll man künftig in Hessen machen können, das hat Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) angekündigt. Gemeint ist: Die sogenannte Aufstiegsprämie des Landes für die Meisterprüfung oder einen vergleichbaren Abschluss von derzeit 1.000 Euro wird zum 1. Juni auf 3.500 Euro erhöht.

Akademische und berufliche Bildung gleichstellen

"Hessen wird damit eines der führenden Bundesländer bei der Förderung der weiterführenden beruflichen Bildung", sagte Mansoori am Mittwoch bei der Vorstellung des neuen Förderprogramms in Frankfurt. Mit der höheren Aufstiegsprämie sollen vergleichbare finanzielle Bedingungen zwischen der akademischen und der beruflichen Bildung geschaffen werden. 

Die Weiterbildung zum Meister kostet nach Worten der Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, Susanne Haus, zwischen 7.000 und 17.000 Euro. Dafür gibt es eine einkommens- und vermögensunabhängige Förderung aus Bundesmitteln, das sogenannte Aufstiegs-BAföG. 50 Prozent davon sind ein Zuschuss des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der nicht zurückgezahlt werden muss.

Finanzierungslücken schließen

Über den Rest erhalten Interessierte auf Antrag ein zinsgünstiges Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Bei bestandener Prüfung kann wiederum die Hälfte des noch nicht fällig gewordenen Darlehens erlassen werden. Bis zu 75 Prozent der Ausbildungskosten lassen sich so über den Bund finanzieren.

Je nach Beruf und tatsächlichen Kosten blieb bislang somit trotz der Landesprämie von 1.000 Euro eine vom Absolventen selbst zu tragende Finanzierungslücke. Mit der Anhebung der Aufstiegsprämie soll diese Lücke geschlossen werden.

Kostet die Weiterbildung also zum Beispiel 14.000 Euro, übernehmen BMBF und KfW bis zu 10.500 Euro. Mit der erhöhten Landesprämie wird die verbleibende Lücke geschlossen, solange die Ausbildung nicht teurer ist. Gründet man ein Unternehmen, so kann die Rückzahlung des Darlehens an die KfW komplett erlassen werden.

Höhere Berufschancen und mehr Fachkräfte

Eine Meisterausbildung sei eine gute Investition in die persönliche Laufbahn, sagte Mansoori. Der Meisterabschluss ermögliche den Schritt zur Selbstständigkeit oder den beruflichen Aufstieg im Angestelltenverhältnis. Zudem könnten Jungmeisterinnen und -meister den dringend gebrauchten Fachkräftenachwuchs ausbilden und auch noch ein Hochschulstudium beginnen.

Begrüßt wurde die Anhebung laut Mitteilung des Ministeriums von den Handwerkskammern und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Die Bereitschaft junger Menschen, sich der Meisterprüfung zu stellen, werde dadurch gestärkt, sagte Handwerkskammer-Präsidentin Haus.

Der Geschäftsführer des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Alexandre da Silva, sagte: "Jetzt sind alle damit befassten Organisationen aufgefordert, das neue Fördermodell bekannt zu machen, um noch mehr Fachkräfte zu ermutigen, die Meisterausbildung zu beginnen."

Kritik von den Grünen

Als Mogelpackung kritisierten die mittlerweile oppositionellen Grünen die Ankündigung. Man hätte sich einen "völlig kostenlosen Meisterbrief" gewünscht, sagte der Sprecher für Mittelstand und Handwerk der grünen Landtagsfraktion, Jürgen Frömmrich, "ohne große Vorschüsse, mit Kostenfreiheit auch für das Meisterstück".

Bereits Anfang Oktober vergangenen Jahres - wenige Tage vor der Landtagswahl 2023 - hatte Mansooris Vorgänger, Tarek Al-Wazir (Grüne), einen kostenlosen Meisterbrief angekündigt. Ein Konzept werde noch ausgearbeitet, hieß es damals. Seit Anfang des Jahres regiert in Hessen ein schwarz-rotes Bündnis.

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