Porträt Hanno Benz

Hanno Benz will Oberbürgermeister von Darmstadt werden - und damit in die Fußstapfen seines Vaters treten. Mit sozialdemokratischen Tugenden wie Solidarität und sozialer Gerechtigkeit will er Politik für alle Menschen machen.

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OB-Wahl in Darmstadt: Fünf Kandidaten im Kurz-Porträt

Die Fassade des Neuen Rathaus aus der Froschperspektive fotografiert.
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Die Bücherstube im Darmstädter Stadtteil Arheilgen ist einer dieser kleinen Buchläden, wie sie nur noch selten zu finden sind. Die prall gefüllten Regale stehen dicht an dicht, es riecht nach Papier und frisch Gedrucktem. Hanno Benz hat hier schon als Kind und Jugendlicher seine Bücher und Schulliteratur gekauft, er ist nicht weit von hier aufgewachsen.

Auch heute noch kommt er regelmäßig in den Buchladen: "Lesen heißt für mich Entspannung, abtauchen in andere Ideen und sich inspirieren lassen."

Diesmal steuert er gezielt auf ein kleines rotes Taschenbuch zu, zieht es aus dem Regal und geht zur Kasse. "Vom Aufstehen" von Helga Schubert hat sich der OB-Kandidat ausgesucht. Ein Buch, das einem SPD-Politiker gut zu Gesicht steht, erzählt es doch das Leben einer Frau, die erst auf der Flucht vor den Nazis war und dann die Unfreiheit der DDR erleben musste. Der Kampf gegen Faschismus und Diktatur, einer der Grundpfeiler der Sozialdemokratie.

Reduzierte Symbolik im Wahlkampf

Es ist nicht auszuschließen, dass Benz dieses Buch bereits in mehrfacher Ausführung im heimischen Bücherregal stehen hat, aber es ist Wahlkampf, und da ist zur Schau gestellte Symbolik bekanntermaßen ein beliebtes Mittel.

Andererseits: Der Wahlkampf des 50-Jährigen, der am 19. März zum Oberbürgermeister gewählt werden möchte, kommt eher leise daher. Auf seinen Plakaten ist er nicht wie mancher Konkurrent mit Bauhelm, inmitten von Kindern oder in anderweitig anpackend, fürsorglich, dynamisch oder gezwungen-ungezwungen anmutenden Posen abgebildet.

Manchmal muss der Betrachtende sogar zweimal hinschauen, um die in SPD-Rot gehaltenen Aushänge, die Benz meist mit weißem Hemd, schwarzem Sakko, seriös-zurückhaltender Brille und akkurat gescheitelter Frisur zeigen, nicht mit einer Sparkassen-Werbung zu verwechseln. Doch Benz geht's nicht ums Geld, ihm geht's um die Menschen, wie er sagt. "Für alle DA!" lautet sein Wahlslogan, er will ein Stadtoberhaupt für alle Darmstädter sein.

Auf den Spuren des Vaters

Der Name Benz ist in Darmstadt kein unbekannter. Bereits Vater Peter war von 1993 bis 2005 Oberbürgermeister, auch die Mutter war politisch aktiv. Die Begeisterung für Politik wurde dem jungen Hanno sozusagen in die Wiege gelegt. "Politik hat bei uns am Küchentisch immer eine Rolle gespielt", erinnert sich Hanno Benz.

Seine Laufbahn war fast folgerichtig eine vorbildlich sozialdemokratische: Erst war er bei den Falken, anschließend bei den Jungsozialisten, mit 17 trat er in die SPD ein. Später wurde er Stadtverordneter, dann Fraktionsvorsitzender und zeitweise Vorsitzender der SPD Darmstadt. Benz hat einen erwachsenen Sohn und eine erwachsene Tochter, außerdem eine "Bonustochter", wie er sie nennt, aus der aktuellen Beziehung.

Die Familien-Karte spielt Benz im Wahlkampf sehr dosiert, die Kinder versucht er so gut wie möglich rauszuhalten. Seinen Vater, der in Darmstadt sehr beliebt war, erwähnt er auffallend selten. "Jetzt stehe ich zur Wahl und nicht mein Vater", erklärt er und spricht dann doch noch über den Vater.

"Er ist einer meiner wichtigsten politischen Ratgeber, wir diskutieren bis heute leidenschaftlich über Politik, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind." Der Vater unterstütze ihn im Wahlkampf, so gut er kann. "Darüber freue ich mich."

"Familienbonus" bei der Wahl?

Ein bisschen "Familienbonus" könnte Benz allerdings schon gut tun, präsentierte sich die Darmstädter SPD zuletzt doch oft zerstritten. Bei den vergangenen Kommunalwahlen stürzten die Sozialdemokraten regelrecht ab und kamen nur noch auf knapp 17 Prozent.

Als Konsequenz trat Benz sein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung nicht an. Seine Zuversicht für die OB-Wahl zieht er aus den zurückliegenden Direktwahlen. Bei den vergangenen beiden Bundestagswahlen etwa holte der jeweilige SPD-Kandidat in der einstigen sozialdemokratischen Hochburg Darmstadt jeweils die meisten Stimmen.

Darmstadt ist seine Heimat, hier ist er geboren, aufgewachsen und hier lebt er - mit kurzen Unterbrechungen - auch heute noch. "Das ist meine Stadt, und ich würde sie gerne vom Rathaus aus gestalten", sagt Benz. Einen Lieblingsort habe er nicht, er sei am liebsten dort, wo Menschen zusammenkommen und sich austauschen.

Benz will ein Einheitsstifter sein

Benz wäre gerne ein Einheitsstifter, Solidarität und Zusammenhalt stehen hoch auf seiner Agenda. "Meine Vision ist, dass das Gegeneinander aufhört in Darmstadt, und wir wieder miteinander diskutieren." Er will für alle da sein und mit allen reden. Fast allen. Die AfD schließt er explizit aus dieser Vision aus. "Zu meinem Selbstverständnis gehört es, sich gegen Diskriminierung, Antisemitismus und Rechtsextremismus einzusetzen."

Für alle da zu sein, bedeutet für den Kandidaten vor allem, Präsenz in den Stadtteilen zu zeigen. Das sei unter der jetzigen Koalition aus Grünen, CDU und Volt zu kurz gekommen. "Mir sind alle Stadtteile gleich wichtig", sagt er.

Er möchte die Verwaltung dezentralisieren, in allen Stadtteilen Bürgerbüros etablieren und die Infrastruktur vor Ort - etwa Einzelhandel, Gastronomie oder Nahversorgung - stärken. "Die Stadt ist die Summe aller Stadtteile."

Das Soziale immer mitdenken

Über allem stehe bei ihm stets die "Soziale Frage", Probleme in der Stadt und auch im Umfeld lassen sich nach Ansicht des SPD-Kandidaten nur dann lösen, wenn das Soziale immer mitgedacht werde - egal ob es um Wohnraum, Verkehr oder Wirtschaft geht.

Dabei sieht er Darmstadt als Teil eines größeren Puzzles. "Wir sind keine Insel und müssen versuchen, Lösungen mit den umliegenden Gemeinden und Landkreisen zu finden." Das sei in der Vergangenheit versäumt worden.

Ob Benz tatsächlich einer für alle wird, hängt davon ab, wie die Bürgerinnen und Bürger bei der Wahl entscheiden. Als studierter Literaturwissenschaftler und Krimi-Leser müsste Benz eigentlich Gefallen an der Ausgangslage finden: Der Wahlabend verspricht viel Spannung, das Ende ist kaum vorhersehbar. Klappt es nicht mit dem Happy End für ihn, dann hat er zumindest wieder mehr Zeit, sich seinen Büchern zu widmen.

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