"Rathausplus" zu teuer Friedberg beerdigt Pläne für neues Rathaus
Die Stadt Friedberg hat den Umzug ihrer Verwaltung ins Stadtzentrum prüfen lassen. Die Pläne waren ambitioniert, jetzt ist klar: Daraus wird nichts. Der Bürgermeister sieht das Scheitern als Chance.
Der Friedberger Bürgermeister Kjetil Dahlhaus (parteilos) hat den möglichen Umzug eines Großteils der städtischen Verwaltung an den früheren Standort des Kaufhauses Joh abgesagt. Das teilte er am Montag mit. Ursprünglich sollten die Umzugspläne am 8. Mai in der Stadtverordnetenversammlung debattiert und bis zum Juli eine Beschlussvorlage erarbeitet werden.
Doch daraus wird nichts. In zwei Ausschusssitzungen haben Stadtverordnete unterschiedlicher Fraktionen dem "Rathausplus" genannten Projekt des Bürgermeisters und der Ersten Stadträtin Christine Diegel (parteilos) eine klare Absage erteilt.
Stadtverwaltung neben Gastronomie und Bibliothek
Die Pläne der Stadtspitze sahen vor, dass die Stadtverwaltung an den Elvis-Presley-Platz in der Stadtmitte umzieht. Dort weicht das ehemalige Kaufhaus Joh einem Neubau. In den hätte die Verwaltung miteinziehen können, so die Idee.
Das neue Rathaus sollte unter anderem auch eine Gastronomie, die Stadtbibliothek und Veranstaltungsräume beherbergen.
"Handlungsfähigkeit der Stadt würde blockiert"
Doch das ist den Stadtverordneten zu teuer: Eine Sanierung der Bestandsgebäude kostet laut einem Gutachten 8,5 Millionen Euro, der Kaufpreis für das "Rathausplus" liegt bei 68,6 Millionen, ein Mietkauf mit jährlichen Raten über 25 Jahre und einer Schlussrate würde die Stadt sogar mehr als das Doppelte kosten.
"Dieses Projekt würde die Handlungsfähigkeit der Stadt auf viele Jahre hinaus blockieren", heißt es dazu in einer Stellungnahme der Fraktion Freie Wähler/UWG Friedberg. Die CDU-Fraktion und auch die der Grünen sahen zu viele Fragen zu dem Projekt unbeantwortet und zeigten sich ihren Stellungnahmen gegenüber dem hr erleichtert.
Bürgermeister sieht Scheitern als Chance
Bürgermeister Dahlhaus teilte mit, er habe sich eigentlich eine breitere Diskussion über die Pläne gewünscht, sehe ihr politisches Scheitern aber als Chance, "neue Wege zu prüfen und tragfähige Alternativen zu entwickeln, mit denen wir unsere Ziele dennoch erreichen".
Der Magistrat spreche sich nun dafür aus, dass er zusätzlich zu dem noch leerstehenden Standort Mainzer-Tor-Anlage 8 (ehemalige Alte Post) eine weitere Variante prüfe: einen Bau am bestehenden Rathausstandort in der Mainzer-Tor-Anlage 6.
Stadtverwaltung leidet unter Platzmangel
Aktuell ist das Friedberger Rathaus in der Mainzer-Tor-Anlage 6 beheimatet. Dort herrscht laut den Verantwortlichen aber bereits heute Platzmangel. Gleichzeitig rechnet die 31.000-Einwohner-Stadt mit einem Bevölkerungswachstum von bis zu 20 Prozent.