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46ers nach geplatztem Hallentraum erschüttert

Duane Wilson Crews von den Gießen 46ers

Die Stadt Gießen erteilt dem Bau einer neuen Spielstätte für die Gießen 46ers eine Absage und trifft den Club damit hart. Die Basketballer fürchten um ihre Bundesliga-Zukunft und erwägen sogar einen Umzug.

Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD) ließ die Träume der Gießen 46ers am Montagabend im Haupt- und Finanzausschuss unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" platzen. Den seit mehreren Jahren geplanten Neubau einer Multifunktionsarena werde es nicht geben. "Wir stehen am Ende der Suche nach einer großen neuen Traum-Halle", sagte Becher und erteilte den ortsansässigen Profi-Basketballern damit einen schmerzhaften Korb.

"Wir sind nach der Entscheidung extrem enttäuscht", sagte Geschäftsführer Jonathan Kollmar in einer am Mittwoch verschickten Stellungnahme des Vereins. "Wir müssen uns durchaus etwas berappeln", ergänzte Aufsichtsrat Yan-Tobias Ramb. Die Gießen 46ers, die aktuell in der 2. Basketball-Bundesliga und in einer renovierungsbedürftigen Heimstätte spielen, müssen ihre Umzugs-Pläne in eine modernere und an die Ansprüche des Profisports angepasste Arena einmotten. Ein herber Rückschlag.

Halle für Stadt zu teuer

Entscheidend für das Ende der Planungen, das von der Opposition heftig kritisiert wurde, war wie so oft das Geld. Die 46ers versicherten zwar, "einen beträchtlichen Betrag" als Miete vorgeschlagen zu haben. Laut Oberbürgermeister Becher hätte die Stadt dennoch 2,5 Millionen Euro jährlich zahlen müssen, was ein zu großes Loch in den Haushalt gerissen hätte.

Dies sei weder darstellbar noch genehmigungsfähig gewesen, sagte Becher gegenüber mittelhessen.de. Kurzum: Die Halle war eine schöne Vision, letztlich aber zu teuer.

Bundesliga-Basketball in Gefahr

Doch wie geht es jetzt weiter? Auf die kurzfristige Ernüchterung folgte bei den 46ers schnell die Erkenntnis, dass diese Absage der Stadt mittel- und langfristige Folgen haben wird. Da die Osthalle, in der die Gästekabine seit Wochen nicht benutzbar ist, auf Dauer keine ernsthafte Option darstellt, befürchtet Kollmar das Ende des Gießener Erstliga-Basketballs.

Zweitliga-Spiele seien vorerst zwar weiter möglich, ein Aufstieg aber kein erstrebenswertes – weil nicht umsetzbares – Szenario. "Wir werden langfristig definitiv keinen Bundesliga-Basketball mehr in Gießen sehen", so Kollmar. Und das, obwohl die 46ers als aktueller Tabellen-Dritter der ProA sportlich durchaus die Chance auf die Rückkehr in die BBL hätten.

Die Enttäuschung in Gießen ist also groß, Ramb betonte aber auch, weiter nach einer Lösung zu suchen. "Zum Sport gehört auch der unbedingte Wille, einen Rückstand zu drehen. Wir versuchen seitdem fieberhaft, gedanklich neue Ansätze zu finden."

Ein Umzug wird diskutiert

Eine mögliche Lösung, das unterstrich OB Becher, ist eine Erweiterung der Messe und die Installierung einer basketballtauglichen Halle. Für ein solches Projekt sei die Stadt bereit, "zwischen fünf und sechs Millionen Euro" Subventionen zur Verfügung zu stellen. "Das liegt als Angebot von uns auf dem Tisch."

Eine weitere Möglichkeit ist laut der 46ers aber auch der Umzug an einen anderen Standort. Die Basketballer seien zwar eng mit der Stadt verbunden und ein Verbleib in Gießen der große Wunsch. In der aktuellen Situation müsse aber jede Option überprüft werden. "Wir müssen alle Möglichkeiten, wie zum Beispiel einen Umzug in eine andere Stadt, analysieren, durchrechnen und dann bewerten", so Kollmar. Um in eine stabile Zukunft blicken zu können, müsse man "sich trauen, mutig zu sein". Das letzte Wort im Gießener Hallen-Streit scheint also noch lange nicht gesprochen.