Basketballer Robin Benzing (schwarzes Trikot) führt einen Freiwurf aus. Er blickt dabei sehr konzentriert in Richtung Korb.

Wenn ein deutscher Meister und langjähriger Nationalmannschaftskapitän in die zweite Liga wechselt, ist das Karriereende meist nicht weit. Bei Robin Benzing ist das anders, er hat noch große Ziele mit den Gießen 46ers.

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Robin Benzing ist zufrieden mit seiner Rückkehr nach Hessen

Robin Benzing (rotes Trikot) im Duell mit einem Gegenspieler.
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Robin Benzing ist zurück! Viele Jahre tourte er durch die große Basketball-Welt – mit Stationen in Italien, Spanien, der Türkei und sogar Uruguay. Jetzt spielt der gebürtige Seeheim-Jugenheimer seit einem knappen halben Jahr wieder in der hessischen Heimat. Der hr-sport hat mit dem 34-Jährigen über die bisherige Saison, die Ziele mit den 46ers und sein Karriereende gesprochen. Und darüber, was er gar nicht an Deutschland vermisst hat.  

hessenschau.de: Herr Benzing, die Hinrunde in der 2. Basketball-Bundesliga ist vorbei. Ziehen sie ein Zwischenfazit: War die Rückkehr nach Hessen die richtige Entscheidung?  

Robin Benzing: Naja, sagen wir es mal so: Es war die sinnvollste Entscheidung. Meine Kleine ist jetzt sechs und musste deshalb in die Schule. Das war mit der Rückkehr nach Deutschland sehr gut zu verbinden. Aber das gesamte Paket hat einfach gepasst: mit dem Projekt, mit dem Verein, dem Trainer. Die Stadt und der Verein haben uns sehr herzlich willkommen geheißen. Deswegen war es die sinnvollste Entscheidung. Und damit natürlich auch eine richtige Entscheidung.  

hessenschau.de: Das klingt aber ein bisschen so, als hätte für Sie persönlich das Abenteuer im Ausland noch ein bisschen weiter gehen können. 

Benzing: Ja, natürlich. Ich bin ehrlich, ich vermisse das Ausland. Die anderen Kulturen, die anderen Sprachen, die Menschen dort kennenzulernen, zu erforschen. Und natürlich auch den anderen Basketball. Das waren sehr wichtige Erfahrungen für mich. Deshalb bekomme ich manchmal Fernweh, selbstverständlich. Letztes Jahr waren wir noch in Uruguay. Da hatten wir nicht dieses deutsche Wetter, wie wir es jetzt gerade erleben.  

hessenschau.de: Das Wetter ist es schonmal nicht. Gab es etwas anderes, von dem Sie jetzt gemerkt haben: Das habe ich richtig an Hessen vermisst? 

Benzing: Eher allgemein an Deutschland. In Deutschland haben wir ein schönes Luxusleben. Das muss man sagen, hier geht’s uns wirklich gut. Und ich habe mich natürlich auf die Fans hier gefreut.  

hessenschau.de: Können die denn mit denen in Südamerika mithalten?  

Benzing: Absolut! Die Gießener „Osthölle“ ist ja bekannt. Wie oft habe ich hier schon gespielt, wie oft habe ich hier gegen Gießen gespielt? Ich habe die Fans immer gegen mich erlebt und bin deswegen sehr froh, jetzt endlich mal für die Gießener zu spielen. Denn die Stimmung ist super hier. Die Halle ist gut gefüllt, die Leute kommen, haben Spaß am Basketball. Die Leute wollen uns zuschauen, wollen uns unterstützen. Das ist sehr wichtig.  

hessenschau.de: Momentan sind Sie mit Ihrer Mannschaft Tabellensechster, wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison? 

Benzing: Wir hatten ein paar ärgerliche Niederlagen, dafür aber auch ein paar glückliche Siege, es gab Ups und Downs. Insgesamt ist das in Ordnung, wir haben aber viel Luft nach oben. Die Liga ist sehr ausgeglichen dieses Jahr, es gibt so viele Vereine, die wirklich gut sind. Und viel Prominenz, viele starke Spieler sind in die in die zweite Liga gekommen. Deshalb: Klar, es geht immer besser, aber wir können zufrieden sein. Wir müssen aber versuchen uns zu verbessern, damit wir das Primärziel Playoff-Qualifikation erreichen. Und dann schauen wir, was passiert.  

hessenschau.de: Das heißt Primärziel Playoffs, Sekundärziel aber immer noch der Aufstieg?  

Benzing: Der Aufstieg ist immer ein Thema hier in Gießen. Die 46ers sind ein Traditionsverein. Meiner Meinung nach gehört Gießen in die erste Liga. Aber wie gesagt, es gibt viele Teams, die auch in die erste Liga wollen. Frankfurt, Trier, Jena. Selbst Hagen. Das sind alles wirklich gute Konkurrenten. Deshalb ist es ein harter Kampf, es wird ein harter Kampf bleiben. Aber natürlich ist unser Ziel, langfristig wieder in die erste Liga zu kommen.   

hessenschau.de: Auch wegen dieser hohen Ambitionen sind Sie zu den 46ers gewechselt. Das klingt nicht unbedingt nach lockerem Ausklingenlassen der Karriere, auch wenn es die zweite Liga ist. 

Benzing: Nee, absolut nicht. Wer mich kennt, weiß, dass ich erst ausklinge, wenn ich wirklich aufgehört habe. Wenn ich spiele, dann gebe ich 100 Prozent. Mit allen Mitteln, die ich habe. Ich versuche alle Spiele zu gewinnen, ich versuche immer besser zu werden, ich versuche meiner Mannschaft mit meiner Erfahrung zu helfen. All das weiterzugeben, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Also nee, ausklingen lassen ist nicht.  

hessenschau.de: Fassen wir mal zusammen: Zurück in der Heimat und wiedervereint mit dem großen Förderer Branislav "Frenkie" Ignjatovic. Eigentlich die perfekte Klammer um die Karriere. Sie haben jetzt noch eineinhalb Saisons bei den 46ers. Wie müssen die laufen, dass Sie danach sagen: "So kann ich meine Karriere beenden."? 

Benzing: Och, ich will eigentlich noch weitermachen. Ich finde das schwer zu sagen. Die Karriere zu beenden, das ist ein sehr großer und schwieriger Schritt. Deswegen würde ich einfach sagen, wir belassen es dabei, dass wir die nächsten eineinhalb Jahre sehr gut und erfolgreich spielen. Vielleicht in die erste Liga zurückkehren, man weiß es nicht genau. Und danach sehen wir, wie es mir geht, wie viel Power noch in mir steckt. Ich habe ein gutes Gefühl. Vielleicht hänge ich noch ein, zwei Jahre dran. Und dann sprechen wir nochmal und dann gucken, wie ich die Karriere beenden will.  

hessenschau.de: Vielleicht ja nach einem Spiel in der Osthalle? 

Benzing: Ich hätte nichts dagegen einzuwenden.   

Die Fragen stellte Bastian Gerling.