Marco Völler

Marco Völler hat eine harte Saison hinter sich. Bei den Skyliners Frankfurt wechselte der ehemalige Basketball-Profi ins Management - und erlebte den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte.

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Völler: "Am Ende steigt man nicht ab, weil einer einen Fehler macht"

Marco Völler telefoniert mit Maske am Handy
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Marco Völler hat bei Basketball-Bundesligist Skyliners Frankfurt sein erstes Jahr in neuer Position hinter sich gebracht. Der Ex-Profi ist bei den Hessen als Manager Sport an den Schreibtisch gewechselt. Die Basketball-Schuhe schnürte er parallel noch für den Nachwuchs in der Pro B.

Die Saison lief allerdings für keines der beiden Teams wirklich gut. Die Profis stiegen sportlich aus der Bundesliga ab, hoffen nun aber auf eine Wildcard für die neue Saison. Mit dem Pro-B-Team konnte Völler in den Playdowns den Abstieg verhindern.

hessenschau.de: Herr Völler, Sie haben gerade ihre erste Saison bei den Skyliners Frankfurt als Manager Sport hinter sich gebracht. Was ist denn anders gelaufen, als Sie es sich vorgestellt haben?

Marco Völler: Ich habe mir nicht vorgestellt, dass wir absteigen. Ich wusste, dass es eine schwere Saison wird, weil wir eine relativ junge Mannschaft hatten und einen Trainer, der wenig Erfahrung mit dem deutschen Basketball hatte. Und ich selbst hatte ja auch überhaupt keine Erfahrung in meiner neuen Position.

hessenschau.de: Und trotzdem kam der Abstieg für Sie unerwartet?

Völler: Ich bilde mir immer noch ein, es hätte alles anders laufen können, wenn wir nicht so früh Verletzungsprobleme gehabt hätten. Dann kamen später noch weitere Verletzungen und Krankheiten dazu und natürlich auch Fehler, die wir gemacht haben – die Spieler, der Trainer, aber auch ich. Am Ende steigt man nicht ab, weil einer einen Fehler macht, sondern weil viele Dinge schieflaufen. Das ist dann ein Kollektivversagen.

hessenschau.de: Hatten Sie das Gefühl, Trainer Diego Ocampo, der im März entlassen wurde, ist ein bisschen zu Unrecht als Sündenbock ausgemacht worden?

Völler: Man kann natürlich sagen, dass das unfair ist. Aber so ist das im Sport eben. Wir haben viel versucht in dieser Saison, wir haben viel nachverpflichtet. Den Vorwurf, den wir uns anhören müssen, ist: Vielleicht kam der Trainerwechsel zu spät. Das ist Teil des Business. Das weiß jeder Trainer. Und auch jeder Sportdirektor. Wenn du diese Verantwortung auf dich nimmst, dann geht es um den Erfolg.

hessenschau.de: Wie sehr hat Sie der Abstieg getroffen?

Völler: Das hat mich schon sehr getroffen. Auch wenn es ja schon etwas länger feststand, saß ich nach dem letzten Spieltag da und dachte: 'Warum? Wir können es ja.' Das war einfach unnötig. Und umso bitterer, trauriger und frustrierender ist es, dass es so gekommen ist. Mir tut das vor allem für den Verein leid.

hessenschau.de: Und für Sie persönlich? Ist das nicht ein denkbar schlechter Beginn ihrer Karriere als Manager Sport?

Völler: Ich habe nie darüber nachgedacht, dass es für mich persönlich bitter ist, in meinem ersten Jahr abzusteigen. Das ist mir eigentlich scheißegal. Es geht hier nicht um mich, es geht um die Skyliners, um den Verein. Ich habe hier eine gute Möglichkeit und mache mir da zumindest nicht den Riesendruck, auch wenn ein bisschen Druck natürlich immer da ist. Aber das wird schon alles seinen Weg finden. Und wenn nicht, dann habe ich immer noch den Luxus, dass es in der Familie mütterlicherseits ein Bestattungsunternehmen gibt. Ich habe immer gesagt: Wenn's mit dem Sport nichts wird, dann gehe ich ins Bestattungsunternehmen (lacht). Aber Spaß beiseite, das ist im Sport eben so: Wenn es schlecht läuft, dann gibt es immer ganz viele Experten, die es besser wissen, wie es hätte laufen sollen und welche Spieler man hätte holen müssen.

hessenschau.de: Wie viel Marco Völler steckte denn in dem aktuellen Team?

Völler: Bei 14 Spielern waren vielleicht zwei oder drei, die man Marco Völler zuschreiben kann. Aber über keinen Spieler hat einer alleine entschieden. Es gab eine Liste von Spielern, die wir erarbeitet haben, und dann haben Trainer Ocampo, Geschäftsführer Gunnar Wöbke und ich die Köpfe zusammengesteckt.

hessenschau.de: Wie wichtig ist es, den Trainer in die Kaderplanung einzubinden? Ein Ingo Freyer lässt ja zum Beispiel viel schnelleren Basketball spielen als andere Coaches in der BBL. Dafür braucht er aber auch entsprechendes Personal.

Völler: Gut, dass Sie Ingo Freyer erwähnen. Als Spieler wurde mein Vertrag in Gießen vom Management frühzeitig verlängert. Zur neuen Saison ersetzte dann aber Ingo Freyer Denis Wucherer als Trainer. Und nach ein paar Wochen hat sich gezeigt: Marco Völler passt überhaupt nicht zu Ingo Freyers Spielstil. Und dann hast du einen Spieler da rumsitzen, der unzufrieden ist, weil er nicht spielt, und du musst schauen, wie du den Vertrag am besten auflösen kannst. Das sind Probleme, auf die willst du natürlich gerne verzichten.

hessenschau.de: Luca Dalmonte, der Diego Ocampo während der Saison abgelöst hat, konnte den Abstieg zwar nicht verhindern, hat aber doch noch recht viele Spiele am Ende der Saison gewonnen. Werden Sie weiter im ihm zusammenarbeiten?

Völler: Ich will es nicht komplett ausschließen, aber ich würde mich freuen, wenn man einen Trainer findet, der den deutschen Basketball kennt. Wenn es nach mir geht, darf es auch gerne ein deutscher Trainer sein, aber das ist kein Muss. Er muss einfach die Liga kennen, die BBL, die Pro A. Das ist am Ende schon ein Riesenvorteil.

hessenschau.de: Sie wissen noch nicht genau, in welcher Liga sie in der kommenden Saison spielen werden. Wenn die Entscheidung in den kommenden Wochen fällt, wie lange brauchen Sie dann noch, um einen neuen Trainer zu präsentieren?

Völler: Wenn ich es mir aussuchen kann, dann haben wir den sogar schon vorher. Es gibt meiner Meinung nach geeignete Kandidaten, die für beide Ligen in Frage kommen. Aber sobald wir wissen, in welcher Liga wir kommende Saison spielen, sollte es hoffentlich nicht länger als zwei Tage dauern.

hessenschau.de: Sie haben neben ihrem neuen Job ja auch noch bei den Skyliners Juniors in der Pro B gespielt. War das jetzt ihre letzte Saison als aktiver Spieler?

Völler: Das ist noch nicht entschieden. Es war teilweise die Saison über schon sehr anstrengend. Der Zeitaufwand für die Manager-Sport-Position ist schon sehr groß. Da hast du im Prinzip eine Sieben-Tage-Woche, weil du an den Wochenenden dann mit beiden Mannschaften unterwegs bist. Das waren schon neun harte Monate.

hessenschau.de: Wären sie auch so hart gewesen, wenn es bei beiden Mannschaften besser gelaufen wäre?

Völler: Das ist natürlich die Frage. Keine Ahnung. Jetzt gerade bin ich einfach an einem Punkt, an dem ich sage: 'Das war sehr anstrengend'. Aber ich habe immer noch Spaß am Basketballspielen und bin auch noch einigermaßen fit. Wenn ich jetzt ein paar Wochen nichts mache, dann werde ich bestimmt sagen: 'Ich habe schon Bock wieder zu spielen. Komm', ich mache noch eine Saison.'

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Das Gespräch führte: Gerald Schäfer

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