Zimmermann und Schuhen von Darmstadt 98

Der SV Darmstadt 98 hat sich fußballerisch weiterentwickelt, der größte Trumpf im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg ist aber die starke Defensive. Innenverteidiger Christoph Zimmermann gibt das Lob jedoch weiter.

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Highlights: Nürnberg - Darmstadt

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An sein vorerst letztes Tor im Profifußball kann sich Christoph Zimmermann noch sehr genau erinnern. Der Treffer an sich, erzielt mit dem Kopf, hat sich jedoch nicht wegen seiner Schönheit ins Gedächtnis des Innenverteidigers von Darmstadt 98 eingebrannt. Es liegt am Seltenheitswert. "Das war im April 2019 gegen Reading. Das ist ja noch nicht so lange her", scherzte Zimmermann am Mittwoch in einer Presserunde über seine Tor-Ungefährlichkeit.

Am 10. April 2019 traf der mittlerweile 30-Jährige in der zweiten englischen Liga für Norwich zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Reading, seitdem herrscht seit ziemlich genau vier Jahren Ebbe. "Das ist ausbaufähig", gab Zimmermann zu. "Die Kritik muss ich mir gefallen lassen." Zu Zimmermanns Ehrenrettung sei jedoch gesagt: Seinen Hauptjob, das Verhindern von Gegentoren, verrichtet er hingegen mit Bravour.

Sonderlob für Zimmermann

Der gebürtige Düsseldorfer, der in der Gladbacher Jugend ausgebildet wurde und über die zweite Mannschaft des BVB und Norwich im vergangenen Sommer bei Darmstadt 98 landete, ist aktuell der Chef der besten Abwehr der 2. Bundesliga und in dieser Rolle absoluter Leistungsträger.

Nach dem Spiel gegen Nürnberg (1:0), in dem Zimmermann eine seiner besten Leistungen der gesamten Spielzeit gezeigt hatte, gab es sogar ein Sonderlob von Trainer Torsten Lieberknecht. "Es ist unglaublich, wie viele Eins-gegen-Eins-Duelle er in der Luft und am Boden gewonnen hat. Er entwickelt sich hier zu einem massiven Leader." Dass die Lilien insgesamt nur 21 Gegentreffer kassiert haben – so wenige wie keine andere Mannschaft – liegt zu einem Großteil auch an Zimmermann. Der Fels in der Brandung.

Nicht nur Nürnberg beißt sich die Zähne aus

Wie wichtig eine gute Abwehr ist, versteht sich wohl von selbst. Da die Lilien mit "nur" 41 erzielten eigenen Toren lediglich den siebtbesten Angriff der Liga haben, sind die wenigen Gegentore aber gleich doppelt wichtig. Gleich fünfmal gewannen die Südhessen in dieser Saison mit 1:0, klare Siege sind die Ausnahme. "Wenn sie führen, sind sie sehr schwer zu knacken", gab Nürnbergs Trainer Dieter Hecking zerknirscht zu. "Sie wissen, wie Verteidigen geht."

Im Vergleich zur Darmstädter Mannschaft, die unter Dirk Schuster in die Bundesliga aufstieg, ist zwar vor allem die von Trainer Lieberknecht vorangetriebene fußballerische Weiterentwicklung auffällig. Die Lilien können inzwischen deutlich mehr, als die berühmten Tugenden auf den Platz zu bringen. Der Schlüssel zum Erfolg ist dennoch weiter harte und ehrliche Arbeit. "Wir müssen es hinbekommen, vorne einen zu machen und hinten dicht zu halten", umriss Zimmermann die ebenso logische wie einfache Herangehensweise.

Bei den Lilien verteidigen alle

Damit dieser Plan funktioniert, muss laut Zimmermann aber nicht nur die hochgelobte hinterste Linie performen. Das Verteidigen des eigenen Tores ist eine Aufgabe für das ganze Team. "So wenige Gegentore ist nicht nur der Verdienst der Dreierkette", betonte er. "Man muss das Gesamte betrachten."

Heißt: Die beiden Sechser räumen schon im Mittelfeld ab und halten somit viel Druck fern, die Stürmer zwingen den Gegner durch ihr aggressives Pressing zu vielen langen Bällen und vereinfachen so die Abwehrarbeit. "Die Arbeit gegen den Ball ist bei uns einfach sehr, sehr gut." Die Lilien kratzen, beißen und ackern im Kollektiv. Ausruhen und Ausnahmen gibt es nicht.

Dass es dabei fast schon egal ist, ob Trainer Lieberknecht eine Dreier- oder eine Viererkette aufbietet und mit welchem Personal er diese bestückt, ist ein zusätzliches Zeichen von Stärke. Selbst große Verletzungssorgen und lange Zwangspausen des designierten Abwehrchefs Klaus Gjasula oder von Innenverteidiger Patric Pfeiffer, der in dieser Woche wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist, brachten die Lilien-Defensive nicht ins Wanken. "Wir haben da einfach viel Qualität", so Zimmermann.

Jetzt kommt Offensiv-Maschine Paderborn

Und auf diese wird es wohl auch am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Paderborn wieder ankommen. Im Gegensatz zu den Lilien suchen die Ostwestfalen ihr Heil nämlich vor allem in der Offensive, 50 Tore sind der zweitbeste Wert der Liga. "Paderborn war für mich in der Hinrunde der stärkste Gegner, das Spiel war unheimlich kräftezehrend und intensiv", so Zimmermann. "Wenn die Offensiv-Maschine bei denen ins Rollen kommt, ist das sehr schwer zu verteidigen."

Dass die Lilien das können, haben sie allerdings schon bewiesen. Das Hinspiel endete mit einem Darmstädter 2:1-Erfolg.

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Das Küchengeheimnis der Lilien | hessenschau Sport vom 31.03.2023

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