Die Spieler von Darmstadt 98 bedanken sich bei den Fans

Der SV Darmstadt 98 stellt gegen Eintracht Frankfurt die Bundesliga-Tauglichkeit unter Beweis und kratzt sogar an der Überraschung. Die Zuversicht der Lilien ist enorm gewachsen, nur in der Offensive hakt es weiter.

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Highlights: Eintracht Frankfurt - SV Darmstadt 98

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Eines der Lieblings-Wörter von Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht ist "massiv". Mal ist er massiv stolz auf sein Team, mal ärgert er sich massiv über verlorene Punkte oder Fehler, mal ist er massiv zufrieden. Am Sonntag, wenige Minuten nach der 0:1-Niederlage im Derby bei Eintracht Frankfurt, präsentierte Lieberknecht sogar einen Massiv-Mix: "Wir sind massiv enttäuscht", sagte er, attestierte seiner Mannschaft aber gleichzeitig "einen massiven Auftritt". Spiel verloren, aber dank einer couragierten Leistung an der Überraschung gekratzt. Da kann es schon mal zu massiven Gefühlsschwankungen kommen.

Die Lilien hatten zuvor dem klar favorisierten Gegner aus der hessischen Nachbarschaft das Leben denkbar schwer gemacht und hätten mit etwas mehr Glück durchaus etwas Zählbares mitnehmen können. Darmstadt, das vor allem in der zweiten Hälfte immer mutiger wurde, schoss öfter aufs Tor als die Eintracht, gewann mehr Zweikämpfe als die Eintracht und ließ gegen die hochdekorierte Frankfurter Offensive um Stürmerstar Randal Kolo Muani so gut wie nichts zu. Genau eine Woche nach dem 0:3-Debakel im DFB-Pokal bei Regionalligist Homburg präsentierten sich die Lilien wie ausgewechselt und bewiesen, dass sie in der Bundesliga durchaus mithalten können.

Lilien sammeln Selbstvertrauen

Für schön anzusehenden Zauberfußball sind die Lilien zwar die falsche Mannschaft, wie für einen Aufsteiger üblich ist das Team von Trainer Lieberknecht aber sehr unangenehm zu bespielen. In der Abwehr räumen die drei Innenverteidiger mit Türsteher-Gardemaß ab, nach vorne geht es schnell und oft mit langen Bällen. Einfache Mittel, voller Einsatz. "Wir wissen, dass wir nicht die Mannschaft sind, die in der Bundesliga einen Gegner rund spielt. Aber wir haben genug Chancen kreiert, um mindestens ein Tor zu machen", fasste Abwehrchef Christoph Zimmermann passend zusammen.

Die Lilien bissen sich in jeden Zweikampf und legten schnell jegliche Zurückhaltung ab. Dass selbst Edeltechniker Marvin Mehlem, der neben Fabian Holland auf der Doppelsechs agierte, mit Grätschen rund um das eigene Tor auf- und gefiel, zeigt, dass die Südhessen in der Saison angekommen sind. Die Darmstädter werden sich strecken und vor allem individuell (massiv) weiterentwickeln müssen. Laufkundschaft ist Darmstadt 98 aber definitiv nicht. "Wir haben gemerkt, dass wir auf diesem Niveau mithalten können", betonte Zimmermann. "Das gibt uns Zuversicht für die Saison."

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Pressekonferenz Eintracht Frankfurt - SV Darmstadt 98

Die Pressekonferenz nach dem Spiel Eintracht-Darmstadt
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Lob von Toppmöller

Nun ist es nach einem Spiel zu früh, um eine Prognose abzugeben. Dass die Lilien, die mit insgesamt neun Bundesliga-Debütanten angetreten waren, besser sind als die Ergebnisse in den Testspielen und das Pokal-Debakel vermuten ließen, steht aber fest.

"Heute hat jeder gesehen, dass Darmstadt nicht durch Zufall aufgestiegen ist. Die Lilien haben die absolute Berechtigung für die Bundesliga", lobte selbst Eintracht-Trainer Dino Toppmöller, dessen Bundesliga-Debüt letztlich auch dank des Pfostens und einer weiterhin mangelhaften Darmstädter Chancenverwertung mit einem dreifachen Punktgewinn zu Ende gegangen war.

Die Offensive muss besser werden

Klar ist bei aller berechtigter Freude über die Leistung nämlich weiterhin auch, dass sich die Offensive der Lilien noch enorm steigern muss. Nach genau einem Treffer in fünf ernstzunehmenden Testspielen und dem 0:3 im Pokal ließen die Südhessen auch beim Bundesliga-Comeback zu viele Möglichkeiten ungenutzt. Bei einem Kopfball von Rückkehrer Luca Pfeiffer stand der Pfosten im Weg, bei einem Schuss von Christoph Klarer aus kurzer Distanz verhinderte der auf der Linie stehende Darmstädter Mathias Honsak einen Darmstädter Treffer. Der Ball will (noch) nicht rein.

"Wir hätten etwas Zählbares mitnehmen können. Es wäre nicht unverdient gewesen", so Lieberknecht. "Trotzdem war das für uns heute ein Mutmacher-Spiel."

Die nächste Chance, den Mut in einen Erfolg umzumünzen, bietet sich den Lilien am kommenden Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen Union Berlin. Auch das: eine massiv schwere Aufgabe.