Die Lilien bejubeln den Klassenerhalt

Darmstadt 98 hat der so erfolgreichen jüngeren Vereinsgeschichte das nächste Märchen hinzugefügt. Der dramatische Klassenerhalt war zwar nicht so glamourös wie zuletzt der Bundesliga-Aufstieg - aber für die Zukunft des Vereins vielleicht noch wichtiger.

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Lilien schaffen den Klassenerhalt - Darmstadt steht Kopf

hs
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Märchen haben klassischerweise ein glückliches Ende. Und es ist diese doppelte Bedeutung des Wortes glücklich, die die Beschreibung so passend für den Klassenerhalt des SV Darmstadt 98 macht. Denn das 1:0 gegen Erzgebirge Aue und der damit verbundene Verbleib in der zweiten Bundesliga war glücklich - man denke nur an das absurd deutliche Gegentor sowie die zwei potenziellen Elfmeter, die Aue verweigert wurden – und der Sieg machte die 98er glücklich.

An keiner Person konnte man das an diesem Sonntag (13.5.18) besser erkennen als an Lilien-Boss Rüdiger Fritsch. Das weiße Hemd des Präsidenten war klatschnass, er sah aus als ob er den Nachmittag in einer Sauna verbracht hätte – und zwar in einer Variante ohne Ausziehen. "Erst Angstschweiß, dann Freudenschweiß", sagte Fritsch lachend, bevor er in den Katakomben des Stadions am Böllenfalltor zu einer Lobrede ansetzte.

Alle betonen den Zusammenhalt

"Dieser Turnaround, den wir zum Schluss geschafft haben, ist das Ergebnis des großen Zusammenhalts hier in Darmstadt", betonte Fritsch. Das Motto "We fight together" sei von den Fans an die Mannschaft und von dort zurück gelangt. "Das ist ein Sinnbild dessen, was wir hier geschafft haben." Das bekräftigte auch Kapitän Aytac Sulu: "Wir sind einer der kleineren Fische im Teich und bestehen nur zusammen. In der Hinrunde waren wir alles andere als ein verschworener Haufen und in der Rückrunde war das besser.“

Es war der Tenor des ausklingenden Sonntags: Der Zusammenhalt macht Darmstadt stark. Das hörte man bei allen Beteiligten und das sah man, als die Spieler nach dem Duschen entspannt zwischen den Fans standen, Autogramme schrieben und über die Saison sprachen. Diese Geschlossenheit hat das nächste Lilien-Märchen möglich gemacht. Seit dem 16. Spieltag standen die Südhessen durchgehen auf einem Abstiegs- oder Relegationsplatz, erst vergangene Woche in Regensburg gelang erstmals der Sprung aus dem Tabellenkeller. Nun – mit dem elften Spiel ohne Niederlage in Folge – endete diese Achterbahnsaison sogar noch auf Rang zehn.

Katastrophe Drittklassigkeit gerade noch vermieden

Doch von diesem Platz sollte sich niemand blenden lassen. Darmstadt 98 ist einer mittleren Fußball-Katastrophe gerade noch einmal ausgewichen. Der Fall in die dritte Liga wäre für die Entwicklung der Lilien ein herber Rückschlag gewesen. Beinahe der komplette Kader hat keine Verträge für diese Spielklasse, Profis wie Felix Platte, Daniel Heuer Fernandes oder Torschütze Tobias Kempe wären wohl kaum zu halten gewesen.

Dazu wären deutlich geringere Einnahmen und die Unsicherheit, ob man angesichts der erwartet starken dritten Spielklasse überhaupt den Wiederaufstieg schaffen würde, gekommen. "Wir wollen ein neues Stadion bauen, uns weiter etablieren und deswegen war das heute hart für die Gesundheit. Das kann man nicht so oft mitmachen", betonte Präsident Fritsch die Bedeutung des Klassenerhalts. Die märchenhafte Rettung der vergangenen Wochen – sie mag im Vergleich zu den Heldengeschichten der vergangenen Jahre wenig glamourös sein. Aber sie war für die langfristige Zukunft des SV Darmstadt 98 ein vielleicht noch wichtigeres Märchen.