Stürmer trifft und trifft und trifft Lidbergs Hattrick bringt Lilien den Glauben zurück
Neuzugang Isac Lidberg schafft auf Schalke Historisches und sorgt damit endlich für ein Ende des Abwärtstrends bei Darmstadt 98. Der Schwede könnte genau das sein, was die Lilien lange nicht mehr hatten.
Den Spielball, das ist inzwischen auch außerhalb Englands üblich, durfte Darmstadts Matchwinner Isac Lidberg am Freitagabend mit nach Hause nehmen. Bevor das lederne Andenken, das der Schwede beim spektakulären 5:3-Sieg nach 0:3-Rückstand gleich dreimal im Schalker Kasten versenkt hatte, jedoch in der heimischen Vitrine verstaubt, bat Lidberg seine neuen Teamkollegen von Darmstadt 98 noch um eine Signatur. "Ich habe immer davon geträumt, einen Hattrick zu erzielen. Dieser Traum ist wahr geworden", sagte er.
Während die meisten also artig ihr Autogramm auf den Ball pinselten, versah Lilien-Keeper Marcel Schuhen das Spielgerät noch mit einer zusätzlichen Nachricht: "3 Goals? Love you", schrieb er und fasste damit wohl die Gemütslage von ganz Südhessen zusammen. Endlich mal wieder ein Stürmer, der auch Tore schießt. So etwas gab es bei den Lilien nämlich schon sehr lange nicht mehr.
"Er hat sehr, sehr viel Tiefe und seinen sehr ordentlichen Abschluss. Isac ist mit seinen Qualitäten schon einer, vor dem man in der 2. Liga Respekt haben muss", sagte Trainer Florian Kohfeldt am Donnerstag.
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Auf den Spuren von Wagner und Dursun?
Ein gewisser Sandro Wagner hatte Darmstadt 98 in der Saison 2015/16 fast im Alleingang zum Bundesliga-Klassenerhalt geschossen, danach bewiesen auch Serdar Dursun (27 Tore in der Saison 2000/21), Luca Pfeiffer (17 Tore in der Saison 2021/22) sowie Phillip Tietz (12 Tore in der Saison 2022/23) zumindest in der 2. Liga ihre Torjäger-Qualitäten.
Das große Problem, das anschließend zum Abstieg aus der Bundesliga und zu Beginn dieser Spielzeit zum Absturz in den Zweitliga-Tabellenkeller führte, war das Fehlen eines Nachfolgers. Ein Mittelstürmer, der auch Torgefahr ausstrahlt, war im Kader einfach nicht zu finden. So schien es.
Nun ist es für ein abschließende Bewertung wohl zu früh. Böse Zungen behaupten, dass auch die inzwischen 58 Jahre alte Lilien-Legende Bruno Labbadia gegen diese Schalker Abwehr einen Hattrick erzielt hätte. Lidberg, der erst kurz vor Saisonbeginn vom FC Utrecht zu den 98ern kam, deutete in seiner Anfangszeit aber zumindest sein Potenzial an und könnte nun genau der Stürmertyp sein, den die Darmstädter so lange vermissten. Fünf Scorerpunkte in fünf Spielen können sich sehen lassen, die Tore auf Schalke waren insgesamt alles andere als Geschenke. "Ich erwarte schon von ihm, dass er aus diesem Spiel Selbstvertrauen zieht", so Kohfeldt.
Lidberg lässt Lilien wieder hoffen
Das Wichtigste an Lidbergs lupenreinem Hattrick und der damit verbundenen Aufholjagd auf Schalke war aber, dass der 26 Jahre alte Schwede seinem Team den Glauben an sich selbst zurückgab. Den Lilien, die zuvor in 32 Pflichtspielen nur einen Sieg bejubeln konnten, drohte auf Schalke das nächste Desaster und der nächste Dämpfer. Im zweiten Spiel unter dem neuen Coach Kohfeldt mit 0:3 hinten, da kann man schon einmal nervös werden und alles in Frage stellen.
Nicht so Darmstadt 98. Nach dem Anschluss per Elfmeter durch Fraser Hornby rauften sich die Südhessen in der Halbzeitpause zusammen und starteten durch. Lidberg verkürzte kurz nach der Pause, Lidberg glich aus und Lidberg stellte die Partie kurz vor Schluss komplett auf den Kopf. "Bei uns ist dann ein Glaube entstanden", betonte Torhüter Schuhen. "Das Spiel ist das perfekte Beispiel dafür, dass es sich lohnt, immer weiterzumachen. Man darf niemals aufgeben."
Schwierige Aufgabe gegen Magdeburg
Eine Prämisse, die auch für die kommende Aufgabe am Samstag (13 Uhr) gegen den 1. FC Magdeburg gilt. Die Lilien, die trotz des umjubelten Erfolgs auf Schalke als 14. weiter weit von ihren Ambitionen entfernt sind, wollen gegen den Tabellen-Dritten nachlegen und endlich die Heimmisere beenden. "Wenn man die Saison sieht, ist Magdeburg der Favorit. Wir gehen aber schon mit der Erwartungshaltung rein, dass wir dieses Spiel gewinnen."
Höchste Zeit wäre es: Der letzte Sieg vor heimischem Publikum gegen Bremen datiert vom 1. Oktober 2023, das ist inzwischen fast genau ein Jahr her. Zumindest der Glaube daran, diese Serie beenden zu können, ist dank Lidberg aber zurück.