Die blau-weiße Eckfahne weht im leeren Stadion am Böllenfalltor.

Der SV Darmstadt 98 möchte eine Nachwuchs-Mannschaft in die Hessenliga schicken. Der Antrag ist eingereicht, der Hessische Fußball-Verband prüft. Die Entscheidung dürfte noch im März fallen.

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Die zwei Hessenliga-Hürden für das Lilien-Nachwuchsteam

Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht
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Was Eintracht Frankfurt vor zwei Jahren getan hat, möchte nun auch der SV Darmstadt 98 tun: Die Lilien wollen eine zweite Mannschaft in der Hessenliga anmelden. Einen entsprechenden Antrag haben die Südhessen beim Hessischen Fußball-Verband (HFV) bereits eingereicht. Nun gilt es, noch zwei Hürden zu überwinden.

Justiziariat und Vereine müssen Okay geben

Hürde Nummer eins ist das Justiziariat des Verbands. Dort liegt der Antrag bereits zur Prüfung vor, wie Stefan Bechthold dem hr-sport auf Anfrage sagt: "Die sind im Prozess", so der Vereinsvertreter der Hessenliga. Die Prüfung sollte binnen vier Wochen abgeschlossen sein, prognostiziert er. Schließlich wollen die Lilien ja schon in der kommenden Saison mitspielen in der fünften Liga. Da ist also Eile geboten.

Melden die Juristen keine Bedenken an, wartet Hürde Nummer zwei auf Darmstadt: Dann werden die Vereinsvertreter gefragt, ob sie die Lilien in der Liga willkommen heißen. "Es gibt schon Reaktionen, aber die müssen noch sortiert werden", sagt Bechthold vage. Offiziell Stimmen einholen werde er aber erst, wenn Hürde Nummer eins genommen ist.

Lilien genießen Sonderrechte

Immerhin so viel verrät er aber schon: Gibt es von Verbandsseite keine Einwände, dürfte es für die Vereine schwer werden, eine Hessenliga-Mannschaft der Lilien zu verhindern. Mit offenen Armen werden aber wohl nicht alle Klubs die Südhessen empfangen. Immerhin dürfte der SVD mit dem Ziel in die Liga kommen, um – ähnlich wie die Eintracht – möglichst rasch in die Regionalliga Südwest aufzusteigen. Andere Aufstiegsanwärter der Hessenliga sehen in den Lilien also vor allen Dingen einen neuen Konkurrenten. Da dürfen die Darmstädter keinen Jubel erwarten.

Dass der SV 98 überhaupt die Möglichkeit hat, eine Quereinsteiger-Mannschaft in der Hessenliga  anzumelden, ist Paragraf 21 in der Spielordnung des HFV geschuldet. Teams aus der 1., 2. und 3. Liga genießen demnach ein Sonderrecht, müssen nicht in der untersten Spielklasse starten und sich sportlich nach oben kämpfen. Gleiches gilt für Vereine, die eine Mannschaft in der A-Junioren-Bundesliga haben.

Keine Lizenzübernahme nötig

Die Lilien müssen auch nicht die Spiellizenz eines anderen Hessenligisten übernehmen, um mitspielen zu dürfen. Das hat trotz anderslautender Berichte übrigens auch die Eintracht 2022 nicht getan. Die Frankfurter haben lediglich die Infrastruktur von Hessen Dreieich übernommen. Dass Dreieich sich aus der Hessenliga zurückgezogen hat, hatte nicht per se etwas mit der Neu-Anmeldung der U21 von Eintracht Frankfurt zu tun. Heißt: Dürfen die Lilien zur neuen Saison mit einem Nachwuchsteam einsteigen, könnte die Hessenliga auf 19 Teams anwachsen.  

Auch deshalb ist dem Verband daran gelegen, möglichst schnell Klarheit zu schaffen. Der Rahmenterminkalender für die neue Spielzeit muss immerhin schon bald erstellt werden. Die Liga muss sich zudem Gedanken machen, was das für die Zukunft bedeutet. Bleibt es bei 19 Teams? Oder gibt es 2025 einfach einen zusätzlichen Absteiger, um wieder auf die ursprüngliche Größe zu schrumpfen? Letzteres wäre ein Grund mehr für etablierte Hessenligisten, den Quereinstieg der Lilien kritisch zu sehen.