Skarke von Darmstadt 98 weint

Der SV Darmstadt 98 patzt in Düsseldorf und ist im Aufstiegsrennen der 2. Liga nun auf Schützenhilfe angewiesen. Die Spieler leiden an Muffensausen, Trainer Torsten Lieberknecht leidet wegen einer Schiedsrichter-Entscheidung.

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Highlights: Düsseldorf - Darmstadt

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Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht gab am Freitagabend einen seltenen Einblick in die Innenwelt seiner Fußballmannschaft. In der Kabine des SV Darmstadt 98 sei nach der 1:2-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf eine sehr niedergeschlagene Stimmung gewesen, berichtete er auf der Pressekonferenz. "Viele Spieler haben geweint."

Werder und der HSV können vorbeiziehen

Der Grund für die Tränen: Mit einem Sieg hätten die Südhessen den Aufstieg am letzten Spieltag im Heimspiel gegen den SC Paderborn selbst in der Hand gehabt. Bei einem Remis wäre immerhin Platz drei und die Teilnahme an der Relegation aus eigener Kraft stemmbar gewesen. "Viele kennen die Bundesliga nur aus dem Fernsehen und haben diesen großen Traum. Die muss ich jetzt aufrichten", so Lieberknecht. Dieser große Traum droht nämlich platzen.

Die nächste schlechte Nachricht gab es am Samstagmittag: Der Hamburger SV gewann sein Heimspiel gegen Hannover 96 mit 2:1 und verdrängte die Lilien auf Platz drei. Am Sonntag zog dann auch Werder Bremen nach - und durch den 3:0-Sieg in Aue an den Lilien vorbei. Darmstadt 98 geht damit als Vierter in den letzten Spieltag und braucht ein Wunder.

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Lieberknecht im hr-heimspiel!

Das Aufstiegs-Rennen von Darmstadt 98 ist am Montagabend auch Thema im hr-heimspiel!. Trainer Torsten Lieberknecht ist zu Gast und bewertet die Chancen der Lilien auf die Bundesliga. Los geht's im hr-fernsehen um 23.15 Uhr, bei Youtube ist die Sendung schon gegen 21 Uhr verfügbar.

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Kollektives Nervenflattern

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass die Lilien diese große Chance verpatzten und in Düsseldorf zunächst überhaupt kein Bein auf den Boden bekamen? Emmanuel Iyoha (3. Minute) und Matthias Zimmermann (10.) hatten die Gastgeber bereits in der Anfangsphase mit zwei Toren in Front gebracht, die in den vergangenen Wochen so furiosen Darmstädter Profis wirkten wie konsterniert und völlig überfordert. "Ich glaube, dass viele mit den Nerven zu kämpfen hatten", gab Lieberknecht zu. "Wir waren zu sehr emotionalisiert." Diagnose: Muffensausen.

Mehr als 4.000 Lilien-Fans im Auswärts-Block, die Aussicht auf die Aufstiegsfeier in der kommenden Woche am Böllenfalltor im Hinterkopf. Da kann es einem schon mal schummrig werden. "Die Jungs haben natürlich mitbekommen, was los ist. Bei vielen waren die Beine einfach schwach, ich habe das direkt gesehen", so Lieberknecht. Seine junge Mannschaft zeigte eine menschliche und wohl nachvollziehbare Reaktion. Im Rennen um einen Platz in der Bundesliga ist ein solches Nervenflattern aber natürlich nicht förderlich.

Kritik am Schiedsrichter

Hinzu kam, dass die Lilien, die in der zweiten Hälfte auch durch eine Systemumstellung deutlich besser wurden und durch den Anschlusstreffer von Tobias Kempe (60./Foulelfmeter) zurück ins Spiel kamen, etwas Pech mit dem Schiedsrichter hatten. Dieser entschied in der Entstehung einer Großchance bei einem eigentlich normalen Zweikampf zwischen Luca Pfeiffer und Christoph Klarer auf Offensiv-Foul und raubte den Lilien damit eine Riesen-Möglichkeit zum Ausgleich. Der Ball flog sogar ins Düsseldorfer Tor, der Treffer zählte aber nicht.

"Da entsteht ein klares Tor. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, da nicht weiterspielen zu lassen", haderte Lieberknecht, der sich das vermeintliche Foul unmittelbar nach Abpfiff noch einmal auf dem Smartphone angesehen hatte und danach mit erhöhtem Puls in Richtung Schiedsrichter-Gespann marschiert war, mit dem Unparteiischen Florian Badstübner. "Jeder, der die Szene sieht, sieht dort kein Foulspiel. Aber wir müssen jetzt damit leben und nach vorne schauen."

Lieberknecht richtet Team auf

Denn geplatzt, auch das ist klar, ist der Traum vom Aufstieg noch lange nicht. Die Pole-Position haben die Lilien zwar leichtfertig hergeschenkt, die Konkurrenz muss aber erst einmal nachziehen. Werder Bremen empfängt am letzten Spieltag Jahn Regensburg, der HSV gastiert bei Hansa Rostock, St. Pauli hat Düsseldorf zu Gast. "Es ist uns schon oft genug gelungen, uns wieder aufzurappeln", ermutigte Lieberknecht sein Team und die Fans. "Es liegt eine unglaubliche Reise hinter uns. Aber auch noch vor uns." Vorbei ist es noch nicht.

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