Nicole Anyomi winkt in Richtung Fans

Für die Frauen von Eintracht Frankfurt wäre bei ihrer Premiere in der Königsklasse deutlich mehr drin gewesen als das Aus in der Vorrunde. Team und Klub haben sich prächtig präsentiert. Ein Kommentar.

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Arnautis: "War ein großartiges Spiel in einem tollen Stadion"

Arnautis still
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Da saßen sie dann am Freitagvormittag, die Eintracht-Frauen, im Flughafen von Barcelona. Am Terminal 1 warteten sie auf den Rückflug nach Frankfurt – damit ist das Ende ihrer Europareise quasi besiegelt. Ein bedeutungsloses Gruppenspiel noch zu Hause gegen Rosengard kommenden Mittwoch, dann ist die erste Champions-League-Teilnahme der Eintracht-Frauen Geschichte. Aber was bleibt hängen?

Portrait von Sebastian Rieth in einem Kreis, daneben steht "Meinung"

Da ist zunächst das Gefühl, dass deutlich mehr drin gewesen wäre. Nicht gegen Barcelona, das sind die Aliens des Weltfußballs, irgendwo unterwegs in einer anderen Galaxie. Aber sehr wohl gegen Benfica Lissabon.

Knackpunkt Benfica Lissabon

Im Hinspiel ließ sich die Mannschaft von einer aufgeheizten Kulisse in Portugal beeindrucken, im Rückspiel verschwendete sie Chancen am Fließband, obendrein einen Elfmeter in der Nachspielzeit. 0:1 und 1:1 – "da haben wir's versemmelt", formulierte Sophia Kleinherne nach dem Aus am Donnerstagabend treffend.

Natürlich werden sie sich noch ein bisschen ärgern über den Knockout in der Vorrunde, aber sie werden auch lernen. Für die meisten Spielerinnen war es der erste Auftritt überhaupt in der Königsklasse, manches geht hier schneller, effektiver, das werden sie mitnehmen.

Eine eigene Identität gefunden

Und überhaupt: Die Mannschaft hat in der Vergangenheit schon des Öfteren gezeigt, dass sie im Scheitern besser werden kann. Erinnert sei nur an das bittere Quali-Aus vor anderthalb Jahren gegen Ajax Amsterdam. Das Team ist über Jahre zusammengewachsen, hat sich entwickelt, hat seine eigene Identität gefunden.

Sie sind selbstkritisch und offen, stellen sich den Medien und den Fans. Dass Laura Freigang nach ihrem verschossenen Elfmeter in letzter Sekunde gegen Lissabon direkt sämtlichen Pressevertretern Rede und Antwort stand, ist keine Selbstverständlichkeit. Das hat Charakter.

Prächtig präsentiert

Es wird nun wichtig sein, dass dieses Team über die Saison hinaus zusammenbleibt und dass es sinnvoll vor allem in zweiter Reihe ergänzt wird. Trainer Niko Arnautis hat längst die richtigen Schlüsse gezogen, spricht von einem "weiteren Schritt", den man gegangen sei. Als Team, aber auch als Klub.

Die Eintracht hat mit ihren Frauen viel richtig gemacht im vergangenen Jahr. Man hat sie ans Waldstadion geholt, wo die Trainingsbedingungen endlich profiwürdig sind und man hat ihnen gleich mehrfach das große Stadion aufgeschlossen. Der Klub hat sich im Konzert der Königinnen prächtig präsentiert, die Organisation, die Abläufe, das alles stimmte.

In kleinen Schritten voran

Klar, vielleicht kann man noch mehr die Werbetrommel rühren, vielleicht kann man noch mehr Event daraus machen – vielleicht muss man das aber auch gar nicht. Vielleicht ist es auch gut so wie es ist. Mannschaft und Frauenfußball in Frankfurt wachsen, organisch, in kleinen Schritten, aber sie wachsen.

Die Eintracht-Frauen haben in Europa zwar nicht fußballerisch begeistert, dafür aber menschlich. Und vielleicht kommt das andere ja beim nächsten Mal dazu, wenn sie wieder am Airport im Terminal sitzen und auf ihren Flieger warten. Das Zeug dazu haben sie.

Eintracht-Team mit Schulterschluss nach Partie