Randal Kolo Muani

Eintracht Frankfurt zieht ins Pokal-Halbfinale ein, dank der besten ersten Halbzeit des Jahres. Das Spiel könnte die Saison der Hessen zum Guten wenden. Die Analyse in fünf Punkten.

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Highlights: Eintracht Frankfurt gegen Union Berlin

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Eintracht Frankfurt schlägt Union Berlin verdient mit 2:0 und zieht ins Halbfinale des DFB-Pokals ein. Die Tore für die Hessen erzielte Randal Kolo Muani mit einem Doppelschlag in der Anfangsphase (11./13. Minute).

1. Ein Hauch von Herbst

Schon gegen Bochum zeigte die Formkurve der Eintracht nach oben, die erste Halbzeit gegen Union Berlin dürfte nun die beste Halbzeit von Eintracht Frankfurt im Jahre 2023 gewesen sein. Die Hessen überrollten die Köpenicker, und das sah erstens relativ mühelos und zweitens auch noch richtig gut aus. Bestes Beispiel: Die Ablage mit der Hacke des ohnehin starken Mario Götze auf Randal Kolo Muani vor dem 1:0, die sich auch in jeder Frankfurter Kunstausstellung gut gemacht hätte.

Auch der Pass vorm 2:0 von Götze, das wunderschön herausgespielte, dann aber aberkannte Abseitstor von Rafael Borré – in den besten Momenten wehte ein Hauch von Herbst durchs frühlingshafte Frankfurter Stadion, die Spielanlage und -Freude erinnerte stark an die Hochphase der Hessen in der Hinrunde. "Wir haben eine super erste Halbzeit gespielt. Da haben wir alles, was wir an Qualität haben, auf den Platz gebracht", freute sich Sportvorstand Markus Krösche nach dem Spiel. Dass die zweite Halbzeit dann weniger mitreißend war - geschenkt.

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Glasner: "Das war ein hochverdienter Sieg"

Oliver Glasner still
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2. … und den Rest macht dann Kolo

Mit Qualität ist bei Eintracht Frankfurt aktuell immer auch vor allem Kolo Muani gemeint. Der Franzose zeigte erneut seine große Klasse, als er beim 1:0 vor Union-Keeper Roman Grill cool blieb, beim 2:0 dann den technisch anspruchsvollen Heber ansetzte. "Wir waren von der ersten Minute an griffig - und Kolo hat dann den Rest gemacht", staunte Sebastian Rode nach der Partie. Wohl dem, der so einen Stürmer hat. Die Frankfurter Fans sollten die Spiele mit Kolo Muani genießen, solange das noch geht.

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Kolo Muani: "Heute ist der Knoten geplatzt"

Randal Kolo Muani still
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Kolo Muanis Tore sind umso wichtiger, da sein Sturmpartner Borré aktuell eine jener Hast-du-Scheiße-am-Schuh-Phasen durchleidet. Wie schon gegen Bochum war der Kolumbianer bemüht aber glücklos, ein Tor wurde ihm wegen Abseits aberkannt, ein reguläres ließ er liegen, als er frei vor Grill an die Latte schoss. "Man erarbeitet sich viele Chancen - aber verwertet sie nicht. Das ist anstrengend für die Spieler. Aber heute wurden sie dafür belohnt", sagte Glasner nach dem Spiel. Und auch wenn Fußball ein Mannschaftssport ist, wünscht man sich eine solche Belohnung aktuell mal für Borré persönlich.

3. Endlich mal wieder zu Null – dank Hasebe

Vorne also alles gut. Und hinten? Endlich mal wieder zu Null. Makoto Hasebe oder Kristijan Jakic war dabei die Frage vor dem Spiel. Die Antwort: beide. Denn obwohl Tuta nach Sperre in der Liga in den Kader zurückkehrte, entschied sich Glasner dafür, dieselbe Dreierkette aufzubieten wie schon gegen Bochum. Und das mit Erfolg.

Vor allem Hasebe zeigte einmal mehr seinen Wert für die Hessen. In der Defensive präsentierte sich der Japaner konzentriert und rettete kurz vor der Pause einmal in höchster Not mit dem Kopf vor dem durchstartenden Sheraldo Becker. In der Spieleröffnung blitzte seine Klasse immer wieder auf, etwa beim öffnenden Ball vor dem 1:0 auf Götze. Und auch, als es am Ende ein wenig hektischer wurde, behielt Hasebe einen kühlen Kopf. Auf diesem Level ist er trotz seines Alters weiterhin schwer zu ersetzen.

4. Eintracht kann K.o.

"Ein Halbfinale ist nicht alltäglich", sagte Glasner vor der Partie. Und so langsam aber sicher ist man versucht, ihm zu widersprechen. Seit 2017 nämlich stand Eintracht Frankfurt nun zweimal im Pokalfinale sowie nun zum zweiten Mal im Pokal-Halbfinale, hinzu kommen ein Europacup-Halbfinale und ein Europacup-Sieg. Das ist schon eine Hausnummer.

Aber sie liegen der Eintracht eben, die K.o.- und Pokalspiele, in denen es um etwas geht. "Wir haben ein wenig gehadert, dass es zu Anpfiff noch so hell war. Die Europapokalnächte fanden ja auch immer erst im Dunkeln statt", scherzte Rode nach Abpfiff. Kann ja im Halbfinale noch werden.

5. War das der Befreiungsschlag?

Und nun? Vor der Partie war die Bedeutung des Spiels für die Stimmung rund um den Klub deutlich zu spüren, eine Niederlage hätte die Wolken über dem Stadtwald noch einmal deutlich verfinstert. Nun aber könnte das 2:0 gegen Union der gute alte Brustlöser gewesen sein, jenes Spiel, mit dem die Hessen wieder in die Spur finden und sich die Saison dann doch noch zum Guten wendet. "Heute ist der Knoten geplatzt", sagte Kolo Muani nach der Partie.

Es wäre ein Brustlöser zur rechten Zeit. In der Liga ist noch alles drin, die kommenden Aufgaben haben es mit Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund allerdings in sich und erfordern eine ähnlich griffige und gute Leistung. Und im Pokal ist es jetzt nur noch ein Spiel bis Berlin. Und zwei bis zum Römer, was auch Krösche nochmal bekräftigte: "Wir wollen den Pokal holen."