Klaus Toppmöller (r.) neben Charly Körbel.

Eintracht Frankfurt spielt im Pokal bei Lok Leipzig. Gegen diesen Gegner mussten die Frankfurter einst eine empfindliche Niederlage einstecken. Es war der Anfang vom Ende für den Vater des heutigen Trainers.

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Nach Debakel in Leipzig: Hat Uli Stein Mitspieler rausgeworfen?

Uli Stein in der Saison 1993/94.
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Rein auf dem Papier trifft am Sonntag im DFB-Pokal mit der Frankfurter Eintracht ein Bundesligist auf den Regionalligisten Lok Leipzig. Dennoch hat Torwart Kevin Trapp wohl nicht unrecht, wenn er vor "einer hitzigen Partie" warnt. Gerade durch die Fanfreundschaft der Eintracht-Szene mit den Anhängern vom Lok-Rivalen Chemie birgt das Duell auf den Rängen Brisanz. Ultras der Leipziger haben auf jeden Fall Mottoshirts aufgelegt und in einem Video die Stimmung vor dem Duell aufgeheizt. Darin nehmen sie auch immer wieder Bezug auf den April 1994 - und auf ein für die Eintracht verhängnisvolles Spiel.

Am 28. Spieltag der Saison 1993/94 reisten die Hessen als Tabellenzweiter zum damals noch VfB Leipzig genannten Klub. Nur zwei Punkte, also damals ein Sieg, trennte die Frankfurter vom Spitzenreiter Bayern München. In jenem Jahr hatten sie begeisternden Offensivfußball um die Riege Anthony Yeboah, Jay-Jay Okocha oder Uwe Bein gespielt. Das Hinspiel gegen die Leipziger (2:1) war das elfte ungeschlagene Spiel vom Saisonstart weg gewesen. Und der Höhenflug hatte den damaligen Frankfurter Trainer zum mittlerweile legendären Spruch "Bye, bye, Bayern" animiert: Es war ein gewisser Klaus Toppmöller.

Skandal um Stein, Binz und Furtok

Von großer Bühne war an jenem 2. April 1994 beim Spiel in Leipzig aber nicht mehr viel zu spüren. Gerade einmal 8.500 Zuschauer fanden den Weg ins Zentralstadion, was auch am Tabellenschlusslicht und sicheren Absteiger VfB lag. In der gesamten Saison sollten dem Team nur drei Siege gelingen. Einer davon aber gegen die Eintracht: Jürgen Rische erzielte in der 29. Minute das "Tor des Tages" zum 1:0. Die hessenschau sprach in ihrem damaligen Bericht von "Arbeitsverweigerung" der Eintracht. Trainer Toppmöller sagte: "Jetzt sind wir die Deppen der Nation."

Der damalige Leipziger Dieter Hecking (r.) im Duell mit Frankfurts Radmilo Mihajlovic.

Torwart Uli Stein wurde noch drastischer, legte kurzzeitig sein Kapitänsamt nieder und forderte in der Bild: "Wir müssen ausmisten!" Tatsächlich flogen Manfred Binz und Jan Furtok aus dem Kader, was den Verdacht nährte, Stein habe die Entscheidung forciert. Vizepräsident Bernd Hölzenbein reagierte auf hr-Nachfrage: "Das kann nur ein Missverständnis sein. Denn wenn Uli Stein entscheidet, wer hier auf die Tribüne kommt, müsste ich meinen Hut nehmen." Die Verbannung von Binz und Furtok habe Trainer Toppmöller getroffen. Die "FAZ" titelte daraufhin: "Böses Frühlingserwachen der Frankfurter Streitmeister!"

Der Sahnetag des Urs Güntensperger

Die Pleite in Leipzig versetzte der Eintracht einen Schock, auch die nächsten beiden Partien gegen den MSV Duisburg und Bayern München gingen verloren - und damit endgültig der Traum von der Meisterschaft. Klaus Toppmöller musste gehen, Karl-Heinz Körbel übernahm interimsweise. Der heutige Frankfurter Trainer Dino Toppmöller nahm auch auf diese Saison 1993/94 Bezug, als er jüngst bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz sagte: "Den Startrekord kann mein Vater gerne behalten, wenn ich dafür länger als er im Amt bleibe."

Zweitliga-Duelle mit dem VfB in den Neunzigern endeten besonders torreich: Dreimal hieß es am Ende 3:2. Zunächst siegten die Leipziger in der Saison 1996/97 mit diesem Resultat im Waldstadion, das Rückspiel gewann die Eintracht auch dank eines Doppelpacks von Urs Güntensperger mit 3:2. Der Schweizer Stürmer rettete zudem noch auf der Linie und harmonierte vorne prächtig mit Maurizio Gaudino. "Heute haben wir uns wieder einmal gesucht und gefunden", sagte Güntensperger. In der folgenden Saison schossen Ralf Weber (zwei Tore) und Petar Hubchev den Sieg heraus. Die vorerst letzte Begegnung endete im März 1998 mit 1:1.

Schreckgespenst Steffen Heidrich

Der Leipziger Steffen Heidrich wurde in diesen Partien zu einem echten Schreckgespenst für die Eintracht, traf er doch gleich fünf Mal. Auch beim Sieg in der Saison 1993/94 hatte Heidrich die Vorlage gegeben. Eine weitere interessante Personalie: Torsten Kracht wurde bei Lok Leipzig groß, spielte später unter Klaus Toppmöller in Bochum, wechselte dann zur Eintracht und arbeitet heute als Präsident wieder bei Lok. Und will am Sonntag die Pokalsensation schaffen.

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