Trapp, Alidou und Kolo Muani jubeln

Eintracht Frankfurt nutzt den DFB-Pokal, um die Sorgen des Alltags zu vergessen und an die Club-DNA zu erinnern. Eine Schlüsselrolle bei der Wende zum Guten spielt ein Mantel. Auch im Machtkampf auf der Führungsebene wird vorerst etwas durchgeschnauft.

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Glasner: "Das war ein hochverdienter Sieg"

Oliver Glasner still
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Ob die Farbe Beige tatsächlich noch einmal in Mode kommt, darf wohl weiter stark bezweifelt werden. Seit dem 2:0-Erfolg von Eintracht Frankfurt im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Union Berlin ist aber zumindest der beige Mantel von Trainer Oliver Glasner zu einem der angesagtesten Kleidungsstücke der Stadt aufgestiegen. Der Österreicher überraschte gegen die Eisernen mit einer beigen Stiefel-Mantel-Kombination und dichtete seiner neuen Jacke nach Abpfiff auch noch magische Fähigkeiten an.

"Ich wollte einfach auch optisch mal etwas verändern", sagte Glasner am Dienstagabend grinsend am ARD-Mikrofon. Und da es trotz blauen Himmels bitterkalt war im Stadtwald, griff Glasner zur ebenso wärmenden wie offensichtlich Glück bringenden Garderobe im Farbton beige. Glasner sah runderneuert aus, sein Team spielte in der ersten Hälfte wie zu guten alten Zeiten im Herbst, den Einzug ins Halbfinale gab es als Belohnung obendrauf.

"Wenn es so einfach ist, ziehe ich jetzt jedes Mal andere Klamotten an", scherzte Glasner, der knapp zwei Wochen nach seiner Brandrede von Berlin in der Nachbesprechung eines Fußballspiels also tatsächlich über einen Mantel referierte. Klarer Fall: Die gute Laune ist zurück bei der Eintracht.

Oliver Glasner von Eintracht Frankfurt

Eintracht beendet Negativserie

Nach zuvor sieben sieglosen Pflichtspielen in Folge und allerlei Störgeräuschen aus der Frankfurter Führungsebene gelang es den Hessen wieder einmal, sich in einem für sie besonderen Wettbewerb von sich selbst zu erholen. Das besonders von Sportvorstand Markus Krösche gepushte Ziel, die Bundesliga-Saison auf Platz vier abzuschließen, wird die Eintracht zwar höchstwahrscheinlich klar verfehlen. Und auch das deutliche Aus in der Champions League gegen die SSC Neapel hat Spuren hinterlassen. Der DFB-Pokal könnte diese Saison nun aber tatsächlich doch noch zu einer historischen werden lassen.

Mit etwas Losglück und einem Heimspiel gegen die allesamt nicht übermächtigen möglichen Gegner RB Leipzig, SC Freiburg oder VfB Stuttgart könnte die Eintracht zum dritten Mal in sieben Jahren ins Finale von Berlin einziehen. Nach dem historischen Europa-League-Triumph im Vorjahr ist tatsächlich auch im zweiten Jahr unter Trainer Glasner ein Titelgewinn möglich. Die Eintracht, das hat fast schon Tradition in den vergangenen Jahren, nutzt wieder einmal einen K.o.-Wettbewerb, um dem zuweilen tristen und nicht immer harmonischen Alltag zu entfliehen.

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Highlights: Eintracht Frankfurt gegen Union Berlin

Spielbericht DFB Pokal SGE UB Thumb
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Vier Stunden Gespräch zwischen Hellmann und Holzer

Denn während sportlich erst einmal etwas Ruhe eingekehrt ist, tobt im Hintergrund weiter der Streit zwischen Vorstandssprecher Axel Hellmann und Aufsichtsratschef Philip Holzer. Es geht um Anteile am Verein, Anteile am Erfolg, angebotene und abgelehnte Rücktritte sowie natürlich: Macht. Der Clinch der beiden Alphatiere, der zu großen Teilen in der Öffentlichkeit ausgetragen wird, mündete in einem knapp vierstündigen Krisengipfel unter Leitung von Mediator und Präsident Peter Fischer am Mittwochabend.

Der Austausch habe "in guter und konstruktiver" Atmosphäre stattgefunden, teilte der Club am Donnerstagmittag mit. Im Mittelpunkt stand demnach die Lösung "möglicher Interessenkonflikte im Hinblick auf eine Kapitalaufnahme durch die Eintracht Frankfurt Fußball AG". Das Ergebnis laut Clubmitteilung: "Alle Anwesenden haben bekräftigt, ohne Einschränkungen hinter der aktuellen Unternehmensbewertung zu stehen." Zu weiteren Inhalten des Gesprächs machte die Eintracht keine Angaben. Personelle Konsequenzen gab es vorerst nicht. Ob Holzer oder Hellmann oder sogar beide den Club noch verlassen, ist dennoch weiter offen.

So oder so könnte der Ausgang des Disputs auf der Frankfurter Kommandobrücke die Eintracht erschüttern, der Sieg gegen Union Berlin zeigte aber zumindest, dass sich die Mannschaft davon nicht beeinflussen lässt. Das Team, das zwischenzeitlich doch sehr in den Seilen hing, ist weiter zu großen Leistungen fähig und könnte so unter Umständen auch zu etwas Frieden bei Hellmann und Holzer beitragen. Ob allein die Aussicht auf einen weiteren Pokal zu einer Lösung des Problems führen kann, wäre sicher zu leicht gedacht. Mit Bildern wie beim Pokalsieg 2018 oder dem Europacup-Erfolg 2022 würden sich aber sicher beide gerne schmücken.

Anfang Mai geht es weiter

Klar ist also, dass der Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale für die Eintracht zum denkbar besten Zeitpunkt kam und nachhaltige Auswirkungen auf die Bewertung dieser Saison und vor allem die Harmonie im Club haben könnte. Den nächsten Schritt können die Hessen im noch auszulosenden Semifinale am 2. oder 3. Mai gehen. Was passieren sollte, wenn die Eintracht dann ausscheidet und der Traum vom Finale platzt? Darüber legen wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens.

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Eintracht Sieg — Die Pokalreise geht weiter | hessenschau Sport vom 05.04.2023

hs 05.04.2023
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