Eintracht Frankfurt Marseille Jubel

Eintracht Frankfurt feiert im dritten Champions-League-Heimspiel den ersten Sieg. Möglich macht das eine furios aufspielende Offensive und eine Defensive, die beinahe jeden Nackenschlag wegsteckt. Die Analyse in fünf Punkten.

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Zum Nachhören: Eintracht Frankfurt besiegt Olympique Marseille

Szene aus der Partie Frankfurt gegen Marseille
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Eintracht Frankfurt hat zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ein Heimspiel in der Champions League gewonnen. Die Hessen besiegten am Mittwochabend Olympique Marseille mit 2:1 (2:1). Die Tore für die Frankfurter erzielten dabei Daichi Kamada (3. Minute) und Randal Kolo Muani (27.), Matteo Guendouzi hatte für den zwischenzeitlichen Ausgleich gesorgt (22.).

1. Eine erste Halbzeit zum Zungeschnalzen

Es war ja sowieso alles angerichtet im Waldstadion für ein großes Spiel: Zwei Gegner auf Augenhöhe, in einer Gruppe auf Augenhöhe, bei einem Spiel, das einer Vorentscheidung gleichkam. Fußball-Fan-Herz, was willst du mehr? Und das Faszinierende an dieser Partie war, dass beide Mannschaften dieses Kräftemessen direkt mit offenem Visier angingen. Zurückhaltung gab's nicht.

Und so entwickelte sich eine erste Halbzeit zum Zungeschnalzen. Beide Teams agierten mit großer Offensiv-Freude, spielten sich zahlreiche Torchancen heraus und stellten den jeweiligen Gegner vor große Probleme. Und das Gute aus hessischer Sicht: In einer ausgeglichen starken ersten Hälfte waren die Frankfurter jene Mannschaft, die in der Offensive das kleine Ticken mehr zu bieten hatte.

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Krösche: Der erste Champions-League-Heimsieg ist außergewöhnlich

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2. Die Eintracht-Offensive wirbelt OM auseinander

Ob nun der omnipräsente Daichi Kamada, der agile Jesper Lindström, der umsichtige Mario Götze oder der nimmermüde Randal Kolo Muani - in der Offensive der Eintracht griff in der ersten Halbzeit jedes Rädchen in das andere. Beispielhaft standen dafür gleich zwei Tore, die fantastisch herausgespielt waren. Erst traf Kamada, nachdem Lindström den Ball clever durchgelassen hatte, zur frühen 1:0-Führung (3.), dann erzielte Kolo Muani nach Doppelpass im Strafraum (!) mit Götze die erneute Führung zum 2:1 (27.).

"Es ist eine unserer großen Stärken, die Räume zu bespielen und zu attackieren", fasste Eintracht-Coach Oliver Glasner hinterher treffend zusammen. Das Spielverständnis wird vorne bei den Frankfurtern immer besser, wie das Marseille-Spiel mit Nachdruck bewies. "Wir haben im Moment viel Spielfreude und sind effizient", betonte auch Mittelfeld-Lenker Djibril Sow. Spielfreude und Effizienz: Auch diese Kombination führte am Ende zum Sieg.

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Sow: Das war ein ganz schweres Spiel

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3. Die Defensive wackelt, hält aber

Ein weiterer Faktor an diesem gelungenen Champions-League-Abend war der Umstand, dass die Eintracht-Defensive, die einmal mehr geändert werden musste, zwar mehr als nur einmal bedenklich wackelte – am Ende aber hielt und nur einen Gegentreffer zuließ. Und das, obwohl nach dem verletzungsbedingten Aus von Christopher Lenz zum Ende der ersten Halbzeit die Abwehrreihe noch während des Spiels erneut umgebaut werden musste.

"Viele können sich nicht vorstellen, wie viele Unwägbarkeiten wir haben – besonders in der Defensive", erklärte Glasner. "Aber mit welcher Hingabe sie sich unterstützen, ist toll zu sehen. Natürlich haben wir manchmal gewackelt, aber wenn wir gewackelt haben, war Kevin Trapp da." Der Keeper der Hessen hielt mehrmals die knappe Führung fest und gab der erneut umstruktierten Defensive Halt. "Wir haben Spieler, die charakterlich sehr stark sind. Natürlich sind sie enttäuscht, wenn sie nicht spielen, aber übertragen das nicht auf die Mannschaft", betonte der Eintracht-Schlussmann hinterher mit Blick auf Hrvoje Smolcic, Luca Pellegrini und Co.

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Götze: Jetzt konnten wir endlich zu Hause gewinnen

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4. Glasner und der pure Stolz

Und so war es besonders diese Defensiv-Leistung und diese Charakterstärke, die auch Trainer Glasner weit nach der Partie zu einer in dieser Art ungewohnten Lobeshymne ansetzen ließ. "Es macht mich sehr stolz, Trainer von so einer charakterstarken Mannschaft zu sein", erklärte der Österreicher. "Ich bin heute mega stolz auf meine Spieler und auf das, was sie geleistet haben. Ein ganz großes Kompliment."

Die Eintracht, das wurde gegen Olympique klar, ist in dieser Champions-League-Saison gereift. Nach dem so bitteren wie unnötigen Auftakt gegen Sporting haben sich die Hessen weiterentwickelt und sind als Mannschaft im Wettbewerb angekommen. Nicht zu spät. "Der Saisonstart war nicht so einfach, aber wir haben uns im Laufe der Saison gesteigert", fasste es auch Trapp zusammen.

5. Finale in Lissabon

Und all das führt dazu, dass die Frankfurter beim letzten Spieltag in Lissabon nun ein echtes Endspiel vor der Brust haben. Gewinnt die Eintracht bei Sporting, stehen die Hessen im Achtelfinale. So einfach ist die Rechnung. Genauso leicht ist aber auch die Rechnerei bei einem Remis oder einer Niederlage. Dann wäre höchstens noch die Europa League drin. Gewinnt Marseille gegen Tottenham, wären die Frankfurter, sollten sie nicht in Lissabon gewinnen, sogar ganz raus.

"Das Schöne ist: Wir wären sowieso nach Lissabon gefahren, um zu gewinnen. Es gibt dort nur ein Ziel: gewinnen und ins Achtelfinale einziehen", betonte Glasnerl. Und Kolo Muani ergänzte: "Jetzt haben wir ein Endspiel in Lissabon." Und mit dem Gewinnen von Endspielen kennt sich die Eintracht ja bestens aus.