Der Stadtpark in Sofia

Eintracht Frankfurt startet in Sofia ins Abenteuer Conference League. Die erste Auswärtsfahrt fällt allerdings kleiner aus als man es aus den vergangenen Jahren gewohnt war.

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Auf nach Sofia

hs 24.08.2023
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Ob mit Bus oder Bahn oder Flugzeug – ein paar sind dann doch gekommen. Man sieht sie in kleinen Gruppen durch den Stadtgarten am Nationaltheater schlendern, ein Bierchen in der Hand und den Adler auf dem Shirt, erkennt sie am "Gude!". Einige sitzen in Bars, viele inkognito, wie vom Verein empfohlen. Ein paar andere kapern einen Sightseeing-Doppeldeckerbus und schmettern ein paar Lieder: Eintracht Frankfurt international. Heute ist das mehr als ein Lied, heute ist das die Realität: Europa Conference League, Qualifikations-Hinspiel, Eintracht Frankfurt bei Levski Sofia.

Am von der Uefa vor zwei Jahren erfundenen Wettbewerb stört sich niemand, Auswärtsfahrt bleibt Auswärtsfahrt. Aber ganz so wie in Mailand, Barcelona oder Sevilla ist es nicht. Nur eine Woche Zeit zur Planung, und das mitten in den Ferien. Hinzu kommt das überschaubare Kartenkontingent von rund 1.500 Auswärtstickets. Man hat schon größere Fanaufläufe gesehen, keine Frage. Aber der Hesse nimmt es eben, wie es kommt.

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Eintracht Frankfurt endlich wieder international

Sujetbild: Das  Logo der Europa Conference League auf einem Fußball
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Weder Barcelona noch Neapel

Immerhin: Ganz so wie in Neapel oder Marseille ist es am frühen Nachmittag auch nicht. Zwei, drei schwierig aussehende Levski-Fans, Bauchtaschen, Sportschuhe, Fischerhüte, sondieren das Publikum am Crystal-Garden-Platz. Hier und da ein paar Kleingruppen von Polizisten, die im Schatten stehen und insgesamt eher nach Siesta aussehen denn nach Risikospiel. Immer mal zwei, drei Frankfurter, an der berühmten Alexander-Newski-Kathedrale steht ein Wasserwerfer als hätte man ihn dort falsch geparkt und vergessen. Ansonsten spielt sich das Leben in Sofia unter der Hitze wie in Zeitlupe ab. Wer kann, bleibt zuhause, der Rest geht seiner Wege über die gelb gepflasterten Straßen einer wunderschönen Stadt.

Zum Sightseeing ist die Eintracht indes nicht hier, auch wenn es sich sicher lohnen würde. Aber für die Hessen geht es in Sofia um viel, das Spiel wird eher Arbeit denn Vergnügen. Levski schlug in der vorangegangenen Qualifikationsrunde Hapoel Be’er Scheva, die nicht wenige rund um die Eintracht als stärker einschätzten. Und Levski dürstet nach Europacup, in die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs schafften es die Bulgaren zuletzt 2010, entsprechend ist die Stimmung. Vom Taxifahrer über den Hotelbediensteten bis zur flüchtigen Bekanntschaft in der Bar – alle wissen von dem Spiel, im Radio wird ununterbrochen davon berichtet. Der beste Spieler? Ronaldo, nicht nur wegen des Namens, sagt der Taxifahrer über einen der vielen Brasilianer im Team Levskis. Einen Sieg traut er der Mannschaft dennoch nicht zu.

" Wir sollten mit dem nötigen Respekt da hinreisen"

"Das ist eine sehr spielstarke Mannschaft, die vorne mit ihren drei Brasilianern über hohe Qualität verfügt. Wir sollten mit dem nötigen Respekt da hinreisen", warnte hingegen Dino Toppmöller, und wahrscheinlich hat er das seiner Mannschaft mit derselben Nachdrücklichkeit kommuniziert wie den Journalisten auf der Pressekonferenz. "Wir wollen mit aller Macht in die Gruppenphase kommen. Wir sollten aber nicht davon sprechen, es schon im ersten Spiel entscheiden zu wollen." Und klar, Eintracht Frankfurt ist der Favorit. Aber ein Selbstläufer werden die beiden K.o.-Spiele auch nicht. "Wir haben gegen die Eintracht nichts zu verlieren, aber definitiv etwas zu gewinnen“, weiß Levski-Trainer Nikolay Kostov um die gute alte David-Goliath-Konstellation.

Aus hessischer Sicht wäre ein gutes Ergebnis im Hinspiel viel wert. Nicht nur, um dann in einer Woche in Frankfurt in die Gruppenphase einziehen zu können. Nicht nur, um möglichen Neuzugängen den Europäischen Wettbewerb schmackhaft zu machen. Nicht nur wegen der paar Millionen Euro, die es auch in der Conference League zu verdienen gibt. Sondern wegen der Fans, der Auswärtsfahrten, die ihnen so viel bedeuten und die sie unter anderen Umständen mit sehr viel mehr Menschen unternehmen. Aber ein paar mehr werden es dann mit der Zeit doch noch, ein Vorgeschmack auf das, was möglich ist, die Gruppen größer, sie werden sichtbarer, lauter, ihr Weg zum Stadion führt über eine Brücke, die passenderweise den Adler im Namen trägt und sie zum ersten von hoffentlich noch sehr viel mehr Spielen in der Conference League bringt.

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