Willian Pacho, Robin Koch und Tuta

Sechs Spiele gespielt, vier Tage frei, Bochum vor der Brust: Eintracht Frankfurt präsentiert sich in der neuen Saison teils verbessert, teils plagen die Hessen altbekannte Sorgen.

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Die Eintracht nach den ersten Spielen: hinten super, vorne geht so

Dino Toppmöller und Robin Koch nach dem Sieg gegen Darmstadt
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Drei Ligaspiele sind gespielt, fünf Punkte hat Eintracht Frankfurt gesammelt, drei Tore geschossen und zwei kassiert, 1:0, 1:1 und 1:1 hießen die Ergebnisse, macht in der Summe Tabellenplatz zehn. Klingt nach grauem Mittelfeld, aber um zu sagen, wohin die Reise für die Eintracht in dieser Saison geht, ist es freilich noch zu früh.

Rückschlüsse lassen sich aus den bisherigen Darbietungen der Hessen dennoch ziehen. So hatten die Hessen nach drei Spielen in der vergangenen Saison bereits acht Tore schlucken müssen, in der vorvergangenen Saison derer sechs. Die Defensive der Eintracht präsentiert sich in dieser Spielzeit also bislang ungewohnt sattelfest, auch wenn die ganz großen Gegner zugegebenermaßen noch nicht dabei waren.

"Er hat alles, was man als Verteidiger braucht"

Einerseits liegt das an Neuzugang Willian Pacho, den Sportvorstand Markus Krösche im Zuge des Transfers einen "wichtigen Baustein" nannte. "Er hat in Belgien gezeigt, dass er auf sehr hohem Level seine Leistung bringen kann. Er ist schnell, spielt gute Pässe, ist kopfball- und zweikampfstark, hat alles, was man als Verteidiger braucht." Wie schnell sich Pacho an das Niveau in Deutschland gewöhnt hat, ist bemerkenswert.

Andererseits liegt es an Neu-Abwehrchef Robin Koch, der unter Toppmöller meist als zentraler Mann in der Dreierkette zum Einsatz kommt. Und sich in seiner Rolle sichtlich wohlfühlt. Koch präsentiert sich robust in den Zweikämpfen, mit gutem Auge für die Situation und als echter Leader: Als der Eintracht im Spiel gegen Mainz die Felle davonzuschwimmen drohten, setzte Koch mit einer beherzten Grätsche vor der Mainzer Bank ein unmissverständliches Zeichen. Koch ist auch deshalb zur Eintracht gewechselt, um seine Nationalmannschaftskarriere wiederzubeleben. Das sieht man.

Skhiri tut der Eintracht gut

Dass die Defensive der Hessen nicht mehr so wackelig ist wie noch unter Ex-Trainer Oliver Glasner, liegt zudem einerseits auch an einer strikteren Raumaufteilung. Andererseits aber auch an der schieren Klasse des Ellyes Skhiri. Der Neuzugang aus Köln ließ in seinen Spielen für die Hessen aufblitzen, warum er in der vergangenen Saison einer der besten Sechser der Liga war: lauffreudig, zweikampstark und mit einem formidablen Spielverständnis. Skhiri tut der Eintracht gut.

Und das auch im Vorwärtsgang, Skhiri, der in Köln auf starke sieben Saisontore kam, versucht sich auch in Frankfurt an seinen Tiefenläufen. Gegen Sofia belohnte er sich mit seinem Tor zum 2:0, auch gegen Ex-Klub Köln tauchte Skhiri gefährlich im Sechzehner auf. Es dürfte also noch der eine oder andere Treffer dazukommen.

"Jeder muss rennen und marschieren"

Dass sich der Tunesier immer wieder in die Offensive einschaltet, ist gerade in dieser Spielzeit von größter Wichtigkeit für die Eintracht. Denn bei aller defensiven Stabilität ist die Offensive das Sorgenkind. Durch den Abgang von Randal Kolo Muani fehlt der Ausnahmespieler im Sturm, ersetzt wurde er durch den späten Wechsel nicht. Jessic Ngankam und Omar Marmoush zeigen zwar vielversprechende Ansätze, die Klasse eines Kolo Muani haben sie aber nicht.

Und Lucas Alario, der aus einer Knieverletzung kommt, gilt laut Toppmöller zwar als "einen der besten Abschlussspieler der Liga". Intensives Spiel und Pressing sind aber nicht die Paradedisziplinen des Argentiniers. "Jeder muss rennen und marschieren können. Das ist die Voraussetzung – ansonsten wird es schwierig", schränkte Toppmöller entsprechend ein.

Mehr Ballbesitzfußball

Hinzu kommt, dass die Eintracht vermehrt Ballbesitzfußball spielen möchte. Nach Bayern und Dortmund ist die Eintracht aktuell das Team mit dem meisten Ballbesitz, gegen Köln spielten die Hessen über 700 Pässe. Die Spieler dazu haben die Frankfurter, das offensive Mittelfeld strotz nur so vor technisch versierten Kickern, auch wenn ein Mario Götze beispielsweise noch zu seiner Topform finden muss.

In der Vergangenheit war es aber oft so, dass sich die Hessen schwer taten, wenn sie selbst das Spiel machen und vor allem gegen tief stehende Gegner die Lücke finden mussten. Genau diese Gegner findet man in der Liga aber zuhauf. Bestes Beispiel: Der 1.FC Köln am vergangenen Spieltag, gegen den die Eintracht zwar zu jeder Zeit feldüberlegen war, sich aber zu wenige Chancen erspielte.

"Es geht in diesem Jahr um Entwicklung"

Angesichts der dünnen Personaldecke im Sturm relativierte Toppmöller bereits das Saisonziel: "Es geht in diesem Jahr um Entwicklung. Wenn die Entwicklung schnell geht, haben wir gute Chancen, vordere Plätze anzugreifen. Aber das von Anfang an zu sagen, wäre vermessen." Zumal im Winter im Sturm mit ziemlicher Sicherheit nachgebessert wird. Spätestens dann sollte es angesichts des starken Kaders mit dem grauen Mittelfeld vorbeisein.