Evan N'Dicka, Timothy Chandler und Kevin Trapp nach dem Spiel in Bochum

Auf den Sieg gegen den Tabellenführer folgt die Niederlage beim Schlusslicht: Eintracht Frankfurt lässt in Bochum vieles vermissen und geht unter. Trainer Glasner nimmt die Pleite auf seine Kappe. Die Analyse in fünf Punkten.

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Spiel gegen Bochum

Oliver Glasner
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Eintracht Frankfurt hat in der Fußball-Bundesliga seine erste Auswärtsniederlage in dieser Saison kassiert. Beim bis dahin noch sieglosen VfL Bochum setzte es am Samstag ein 0:3 (0:0). Ordnung, Biss und Torgefahr - all das ließen die Hessen in Bochum nahezu komplett vermissen.

1. Neue Spieler, neues System

Zwischen den beiden Champions-League-Spielen gegen Tottenham wollte Trainer Oliver Glasner einigen Akteuren eine Pause gönnen. Sebastian Rode, Daichi Kamada und Ansgar Knauff saßen deshalb zunächst auf der Bank, Makoto Hasebe war erst gar nicht im Kader. Zudem fehlte mit dem gesperrten Randal Kolo Muani der Aktivposten der letzten Wochen im Eintracht-Sturm.

Das alles ging mit einer Systemumstellung einher: Die Frankfurter liefen mit Viererkette sowie dem Doppelsturm Lucas Alario / Rafael Borré auf. Zu viele Umstellungen, um an die erfolgreichen letzten Spiele anzuknüpfen? Leider ja.

2. Geschichte wiederholt sich

Sieg gegen den Tabellenführer, Punkt gegen eines der Topteams Europas - da muss ein Spiel beim Schlusslicht doch in die Hose gehen. Dass man in Frankfurt direkt in diese Richtung unkt, hat durchaus eine Geschichte. Denn bereits in der vergangenen Saison verloren die Hessen nach einem starken Europokal-Abend wenige Tage später mit einer enttäuschenden Leistung beim Kellerkind Bochum.

Der VfL mit Neu-Trainer Thomas Letsch witterte auch dieses Mal seine Chance. Die Gastgeber hatten sowohl in Sachen Laufleistung (112,36 zu 107,43 Kilometer), als auch in der Zweikampf-Statistik (54 Prozent gewonnen) die Nase vorn und verdienten sich den Sieg, in dem sie alles verteidigten, was die eigentlich hochveranlagten Offensivspieler der Frankfurter nach vorne versuchten.

Zwei Chancen durch Alario in der ersten Halbzeit sowie ein Pfostenschuss von Borré und ein Abseitstor von Kamada - mehr sprang für die Eintracht nicht heraus. Stattdessen schoss Luca Pellegrini Freistöße wahlweise in den Himmel oder in die Ein-Mann-Mauer, Djbril Sow verlor fahrig die Bälle im Mittelfeld und die Offensivkräfte hingen viel zu oft in der Luft. "Du musst in jedem Spiel bei 100 Prozent sein und wir waren heute bei vielleicht 50 oder 60 Prozent", so das vernichtende Urteil von Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche bei Sky.

3. Tuta und N'Dicka werden durchgeschüttelt

Die Unzufriedenheit mit dem Spiel wurde bei der Eintracht mit jeder Minute greifbarer. Nach 69 Minuten packte sich Torwart Kevin Trapp Abwehrspieler Tuta, den das sichtbar ärgerte. Es entstand ein kleines Gerangel zwischen den beiden. "Ich weiß nicht, was da los war. Das werden wir intern ansprechen", kommentierte Glasner nach dem Spiel.

Kurz nach besagter Szene zog Tuta im Duell mit VfL-Stürmer Philipp Hofmann den Kürzeren, als dieser zum 1:0 einköpfte. Einen ähnlich schlimmen Moment erlebte in der 87. sein Nebenmann Evan N'Dicka, dem das Eigentor zum 2:0 für Bochum unterlief. Beim dritten Treffer in der Nachspielzeit nach einem Einwurf war dann direkt die gesamte Defensive nicht mehr im Bilde.

4. Glasner übernimmt die Verantwortung

Trainer Glasner redete nach dem Spiel nicht drumherum und nahm den blutleeren Auftritt seines Teams auf seine Kappe. "Es war meine Aufstellung und mein Systemwechsel, also auch ganz klar meine Verantwortung", sagte er. "Es ist auch meine Verantwortung dafür zu sorgen, dass die Spieler mit dem richtigen Spirit auf dem Platz stehen, und das war heute nicht der Fall."

Durch die Niederlage verpasste es die Eintracht auch, in der Bundesliga-Tabelle zurück auf einen Europapokal-Platz zu springen und punktemäßig vorübergehend mit Union Berlin und dem SC Freiburg auf Platz eins und zwei gleichzuziehen.

5. Der Blick geht zum "K.o.-Spiel" in London

Fest steht aber auch: Die Eintracht muss die Blamage von Bochum schnell abschütteln, denn am Mittwoch (21 Uhr, live bei hr-iNFO und im Audiostream auf hessenschau.de) wird es in der Königsklasse knackig. Nicht umsonst hatte man in Frankfurt die beiden Partien gegen Tottenham zu "K.o.-Spielen" erklärt, denn in der engen Gruppe D ist für die Eintracht durchaus noch der Sprung ins Achtelfinale drin.

Doch wie soll die Mannschaft den Schalter umlegen? "Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass ich mit meinem Trainerteam die richtigen Schlüsse ziehen werde. Und das werdet ihr dann alle sehen", so Glasner in der Pressekonferenz, in der er ungewohnt einsilbig unterwegs war. Die Eintracht muss nun in London zeigen, dass die Minus-Leistung in Bochum nur ein Ausrutscher war.

Weitere Informationen

Bochum - Frankfurt 3:0 (0:0)

Bochum: Riemann - Gamboa, Masovic, Ordets, Soares - Losilla, Osterhage (60. Stafylidis) - Zoller (72. Antwi-Adjei), Förster, Holtmann (81. Osei-Tutu) - Hofmann (81. Ganvoula)

Frankfurt: Trapp - Jakic (46. Chandler), Tuta, Ndicka, Pellegrini (78. Lenz) - Sow (60. Rode), Ebimbe – Götze (61. Kamada), Lindström (78. Alidou) - Alario, Borre

Tore: 1:0 Hofmann (71.), 2:0 Ndicka (87.ET), 3:0 Förster (90.+1)
Gelbe Karten: Ordets, Zoller / Ebimbe

Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart)
Zuschauer: 24.850

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