Remis in Mainz Den letzten Schritt vertagt

Eintracht Frankfurt vergibt in Mainz mit einer durchwachsenen Leistung den ersten Matchball zur Champions-League-Qualifikation. Die Ausgangslage bleibt dennoch bestens. Am Samstag könnten bei den Hessen die Sektkorken knallen, noch bevor sie selbst spielen müssen.

Dino Toppmöller
Dino Toppmöller nach dem Spiel in Mainz Bild © picture-alliance/dpa
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Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom FSV Mainz  und rechts das Logo der Eintracht Frankfurt
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Nach etwa 25 Minuten lag die Qualifikation zur Champions League für Eintracht Frankfurt auf dem Silbertablett bereit. Rasmus Kristensen hatte die Hessen mit einer tollen Aktion in Führung gebracht, beim Gegner aus Mainz musste nun mit Danny da Costa der zweite Stammspieler vom Feld, nachdem zuvor schon Dominik Kohr verletzt ausgewechselt worden war. Die Mainzer blickten betreten drein, im Stadion hörte man nur die Frankfurter Fans, es war angerichtet. Und die Eintracht? Verlor erstmal den Faden.

"Es war ein schwieriges Spiel. Nach 30 Minuten waren wir nicht mehr so klar in unseren Aktionen. Mainz hat dann sein Spiel durchgedrückt", sagte Markus Krösche nach dem 1:1 der Eintracht in Mainz am Sonntagabend und fügte an: "Wir müssen mit dem Ergebnis leben." Mit einem Sieg hätte die Eintracht die Königsklasse klarmachen können, aber zwischen besagter 30. und etwa der 80. Minute bot sie dafür zu wenig an. "Wir müssen ehrlich sein: Wir haben heute nicht unsere beste Leistung gezeigt. Wir waren zu passiv, haben nicht so den Druck nach vorne gemacht, wie wir es wollen", sagte Toschütze Kristensen.

Trapp: "Insgesamt haben wir zu wenig investiert"

Was er meinte: Weder mit noch gegen den Ball fanden die Hessen ihr Spiel. Die eigenen Ballbesitzphasen gerieten zu kurz und selten produktiv, was auch daran lag, dass die Eintracht schwere Probleme mit dem aggressiven Anlaufen der Mainzer hatte. Das wiederum führte zu vielen langen Bällen, die nur selten beim eigenen Mann landeten. Gegen den Ball ließ sich die Eintracht zu tief fallen und kam kaum in gute Pressingsituationen. Entsprechend waren auch hohe Ballgewinne eine Seltenheit, gute Kontersituationen, eigentlich eine Stärke des Teams, gab es kaum. "Mainz hat es gut gemacht. Sie waren unheimlich intensiv unterwegs. Wir hätten häufiger ins hohe Pressing gehen und zudem mit Ball sauberer sein müssen", so Eintracht-Trainer Dino Toppmöller.

"Am Ende ist es ein gerechtes Unentschieden, fügte er an, sein Mainzer Gegenüber Bo Henriksen hingegen war vom Ergebnis "enttäuscht". Nicht nur er dürfte über weite Strecken des Spiels das Gefühl gehabt haben, dass Mainz näher am Sieg war als die Eintracht. "Insgesamt haben wir zu wenig investiert, um das Spiel zu gewinnen", sagte Torwart Kevin Trapp nach dem Spiel. Die Eintracht hatte über 90 Minuten nur 35 Prozent Ballbesitz, lief fast sechs Kilometer weniger als der Gegner, spielte 243 Pässe weniger und brachte prozentual weniger davon an den Mann. Mainz schlug 24 Flanken, Frankfurt nur vier, von denen keine einzige ankam, hatte ebenso nur eine Ecke, Mainz derer acht. Zahlen, die den abwartenden Auftritt der Eintracht untermauern.

Ekitiké lässt den dreckigen Sieg liegen

Dass der Expected-Goals-Wert am Ende nahezu ausgeglichen war und dem 1:1 statistisch Recht gab, dürfte an den beiden Großchancen von Hugo Ekitké gelegen haben. Insbesondere in der 88. Minute, als er durch einen zu kurzen Rückpass von Stefan Bell zum Siegtreffer eingeladen wurde (Silbertablett Nummer zwei), hätte der Franzose zwingend mehr aus der Situation machen müssen. Es wäre der berühmte dreckige Sieg gewesen, mit der glanzvollen Konsequenz Champions League.

Dennoch gab es freilich auch Positives mitzunehmen. Trotz des gefühlten Mainzer Übergewichts knickten die Hessen nicht ein, gewannen 59 Prozent der Zweikämpfe. Insgesamt ließ die Eintracht-Abwehr kaum klare Chancen zu. Nicht umsonst hatte der Treffer zum 1:1, als Tuta und Kristensen nicht gut aussahen und der Ball von Jonathan Burkhardt über Trapp hinweg ins Netz flipperte, Potenzial für Arnd Zeiglers Rubrik "Kacktor des Monats" - was auch der Torschütze selbst einräumte.

Auch dass die Eintracht in schwachen Spielen trotzdem gefährlich werden kann, spricht für das Team. Vor allem aber bleibt die Ausgangslage bestens. 1:1 in Mainz, nix passiert, Mund abputzen, weitermachen. "Wir sind dennoch in einer guten Situation für die Qualifikation für die Champions League", so Kristensen.

Toppmöller: "Wir sind einen Schritt näher an unserem Ziel"

Denn die Eintracht hat ja weiterhin beste Karten im Schneckenrennen um die Champions League. RB Leipzig hat als Sechster sechs Punkte Rückstand und eine um 14 Treffer schlechtere Tordifferenz und sollte der Eintracht nicht mehr realistisch gefährlich werden. Wenn der SC Freiburg, der vier Punkte und ein um 23 Treffer schlechteres Torverhältnis hinter der Eintracht liegt, nicht in Kiel gewinnt, könnten die Hessen den Sekt schon kalt stellen. Der Tabellenfünfte Dortmund spielt am Sonntag vor der Eintracht in Leverkusen.

"Wir sind einen Schritt näher an unserem Ziel. Jetzt schauen wir uns erstmal gemütlich am nächsten Samstag an, was auf den anderen Plätzen passiert – und wollen dann am Sonntag natürlich vor eigenem Publikum gegen St. Pauli gewinnen und den letzten Schritt gehen", so Toppmöller.

Dass schon alles gut wird, sollten die Hessen aber auch nicht vorbehaltlos einpreisen. Freiburg ist nicht zufällig Vierter und der BVB ist unter Ex-Eintracht-Coach Niko Kovac blendend auf die Zielgerade eingebogen, hat fünf der letzten sechs Spiele gewonnen. Gut möglich also, dass die Eintracht den letzten Schritt tatsächlich selbst machen muss. Die Tür zur Champions League ist weiterhin weit offen. Um dann hindurchzugehen, braucht es aber eine bessere Leistung als am Sonntag in Mainz.

Quelle: hessenschau.de