Kevin Trapp im Exklusiv-Interview "Ob ich Kapitän bin oder nicht …"

Kevin Trapp gehört zu den Routiniers bei Eintracht Frankfurt und wäre nun bereit, die Binde zu übernehmen. Im Interview spricht er über seine Kapitäns-Ambitionen, die Pläne nach der Karriere und den Verbleib der Glücksschweinchen.

Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt
Kevin Trapp hat ein gutes Gefühl vor der kommenden Saison mit Eintracht Frankfurt. Bild © Imago Images

Kevin Trapp ist seit Jahren Leistungsträger bei Eintracht Frankfurt und mit inzwischen 34 Jahren eine absolute Leitfigur. Im USA-Trainingslager blickt er zurück auf eine anstrengende Saison und gibt Ausblicke, warum die nächste Spielzeit anders wird.

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Das Gespräch führte Sebastian Rieth

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hessenschau.de: Herr Trapp, Sie sind in der Welt schon viel herumgekommen. Haben Sie bei dieser Reise mit der Eintracht in die USA und Mexiko trotzdem etwas erlebt und gesehen, was auch für Sie neu war?

Kevin Trapp: Der Trip nach Mexiko war schon besonders. Wir sind zu Fuß über die Grenze gelaufen, es war eine große Hitze. Das habe ich in der Art noch nicht erlebt. Wir haben die äußeren Bedingungen aber sehr gut angenommen und das Spiel gewonnen. Über diese Reise werden wir aber sicher in Zukunft noch das eine oder andere Mal reden, es ist eine spannende Zeit für uns.

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hessenschau.de: Wie war das denn an der Grenze? Wie genau ist das abgelaufen?

Trapp: Unser Hotel war direkt an der Grenze, wir konnten nach Mexiko schauen und haben auch das Stadion gesehen. Da so viel Verkehr war, hätte es mit dem Bus aber viel zu lange gedauert. Also sind wir ausgestiegen und über die Brücke gelaufen, da war auch die Passkontrolle. In Mexiko sind wir dann in einen anderen Bus eingestiegen, der vorab bestellt wurde und auf uns gewartet hat, und zum Stadion gefahren. Das hat alles etwas gedauert, hat aber reibungslos funktioniert.

hessenschau.de: Lassen Sie uns noch ein bisschen über die vergangene Saison reden. Trotz Tabellenplatz sechs war die Stimmung nicht immer gut, weil die Leistungen nicht immer ansprechend waren. Hat sich inzwischen etwas verändert?

Trapp: Wir können nicht leugnen, dass es einige Spiele gab, die nicht zufriedenstellend waren. Wir haben zwar gar nicht so oft verloren, aber wir hatten einfach zu viele Unentschieden. Da war sicherlich nicht alles gut und perfekt. Trotzdem können wir stolz sein auf das, was wir erreicht haben. Wir sind in einer Saison Sechster geworden, in der es einen großen Umbruch gab. Komplett neues Trainerteam, 14 neue Spieler, immer wieder verletzte Leistungsträger. Wir wollen das nicht schönreden, aber das sind Tatsachen. Jetzt blicken wir zuversichtlich in die Zukunft. Wir dürfen uns in diesem Jahr wieder auf die Europa League freuen. Dieser Wettbewerb ist wie für Eintracht Frankfurt gemacht. Deshalb ist die Stimmung gerade tatsächlich sehr gut, jeder im Team freut sich auf die Saison.

hessenschau.de: Apropos Stimmung: Wie wichtig ist die mentale Komponente für einen Torwart?

Trapp: Das ist sehr wichtig. Als Feldspieler hat man die Möglichkeit, sich in ein Spiel reinzukämpfen. Als Torhüter kann man praktisch nur reagieren. Deshalb spielt die mentale Komponente eine große Rolle.

hessenschau.de: Wie schafft man es denn als Torhüter, die Spannung über 90 Minuten aufrechtzuerhalten?

Trapp: Als Torhüter steht man ständig unter Spannung. Es gibt aber auch Momente wie Eckbälle auf der anderen Seite, in denen man mal durchpusten kann. Ansonsten hilft es, viel mit den Mitspielern zu sprechen. So schafft man es, permanent im Spiel zu bleiben, auch wenn man mal nicht unter Beschuss steht. Und am Ende hilft nach 14 Profi-Jahren natürlich auch die Erfahrung.

hessenschau.de: Gibt es trotzdem auch besondere Kniffe? Ich erinnere mich an ein Glücksschwein. Gibt es das noch?

Trapp: Das war spontan. Gegen Wolfsburg ist sehr viel auf den Platz geflogen, darunter auch ein paar Glücksschweinchen. Die habe ich dann neben den Pfosten gestellt und auch zu den nächsten Spielen mitgenommen. Das hat Glück gebracht bis zur Niederlage in Dortmund, danach habe ich sie bei unseren Zeugwarten abgegeben. Da stehen sie immer noch. (lacht)

hessenschau.de: Sie haben eben gesagt, dass Sie schon 14 Jahre Profi sind. Einen Großteil davon bei der Eintracht. Was bedeutet Ihnen dieser Verein?

Trapp: Die Eintracht bedeutet mir unheimlich viel. Es ist glaube ich nicht gewöhnlich, dass man so lange bei einem Verein ist. Das spricht dafür, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Ich bin mit dem Verein gewachsen. Als ich 2012 hierhergekommen bin, ging es darum, die Klasse zu halten. Dann haben wir uns direkt für Europa qualifiziert. Bis auf die Ausnahme der Saison 2015/16 ging es nur bergauf. Wir haben Geschichte geschrieben. Der Verein ist mittlerweile auch in Europa und selbst hier in Amerika ein großer Name. Es ist einfach schön, ein Teil davon zu sein.

hessenschau.de: Wie sind denn Ihre Pläne für die Zeit nach der Karriere? Bleiben Sie dem Verein erhalten und werden ähnlich wie Makoto Hasebe Trainer oder wollen Sie etwas ganz anderes machen?

Trapp: Das weiß ich tatsächlich noch nicht. Mein Vertrag geht noch bis 2026. Wir haben noch nicht darüber gesprochen, was danach passiert. Das hängt auch davon ab, wie lange ich Fußball spielen will oder kann. Ehrlich gesagt kann ich mir aber derzeit nicht vorstellen, irgendwann als Trainer auf dem Platz zu stehen. Das kann ich schon mal sagen.

hessenschau.de: Trainer wollen Sie also nicht werden. Wie sieht es denn mit dem Kapitänsamt aus? Die neue „Mecker-Regel“ spricht ja eigentlich eher dafür, einen Feldspieler zum Spielführer zu ernennen.

Trapp: Ich finde, dass ich auch als Torhüter mitten im Spiel bin. Alle Torhüter, die ich wegen ihrer Leistungen bewundert habe, waren auch Kapitän ihrer Mannschaft: Oliver Kahn, Iker Casillas, Manuel Neuer. Ein Torhüter kann einer Mannschaft Sicherheit geben und in den entscheidenden Momenten helfen. Oft sind Torhüter auch besondere Persönlichkeiten und Charaktere. Von daher sehe ich das grundsätzlich nicht als Nachteil, dass ich kein Feldspieler bin. Aber am Ende entscheidet das natürlich der Trainer.

Kevin Trapp als Kapitän im Testspiel gegen Juarez.
Kevin Trapp als Kapitän im Testspiel gegen Juarez. Bild © Imago Images

hessenschau.de: Also würden Sie die Binde nicht ablehnen?

Trapp: Ich habe mir da wirklich noch nicht so viele Gedanken gemacht. Für mich geht es darum, mit dieser Mannschaft erfolgreich zu sein und meinen Teil dazu beizutragen. Ob ich Kapitän bin oder nicht ...

hessenschau.de: Zum Abschluss: Werden wir in der kommenden Saison endlich wieder Offensiv-Fußball von der Eintracht sehen?

Trapp: Das vergangene Jahr war sicher nicht leicht, auch nicht für unseren Trainer. Wir haben einige gestandene Spieler verloren. Das war alles auch für Dino Toppmöller sehr herausfordernd. Man merkt aber schon jetzt, dass vieles anders ist. Wir kennen den Trainer, er kennt uns. Der Kader ist weitgehend zusammengeblieben. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass es anders wird. Wir wollen in der kommenden Saison mehr Tore schießen. Und für mich als Torwart ist es natürlich auch schön, wenn wir hinten nicht viel zulassen.

Sendung: hr3, Morning Show,

Quelle: hessenschau.de