Mario Götze im Zweikampf mit Kevin Kampl

Die Champions League kann kommen: Nach dem Sieg gegen RB Leipzig klettert bei Eintracht Frankfurt der Vorfreude-Pegel Richtung Maximum. Nicht nur Mario Götze präsentiert sich in Topform.

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Highlights: Frankfurt - Leipzig

Tuta jubelt über seinen Treffer gegen Leipzig.
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Es lief die 89. Spielminute, da schaltete die Nordwestkurve endgültig in die Partymodus. Wenige Momente vor dem Abpfiff, der erste Heimsieg der Saison war zum Greifen nah, schallte aus dem Epizentrum der Fangemeinde ein Medley der beliebtesten Gesänge.

Europacup in diesem Jahr, Eintracht Frankfurt international und schließlich – gewissermaßen als großes Finale – eine XXL-Version des Eintracht-Frankfurt-Walzers. Der Anhang schunkelte minutenlang auf der Tribüne, die Profis auf dem Rasen stimmten nach Spielende mit ein. Und in diesem Moment war allen klar: Das Timing könnte schlechter sein, die Champions League kommt genau zur richtigen Zeit.

Historisch: Eintracht Frankfurt spielt am Mittwoch Champions League

Doch bevor es am Mittwoch (18.45 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Sporting Lissabon und dem ersten Königsklassen-Auftritt in der Frankfurter Vereinsgeschichte historisch wird, sollten sich die Hessen ausreichend Zeit zur Würdigung ihrer Leistung vom Samstagabend nehmen. Das 4:0 (2:0) gegen RB Leipzig, dieser zweite Bundesliga-Sieg in Serie, war das fußballerische Ausrufezeichen einer zuletzt nicht immer mit Lob überschütteten Mannschaft.

"Wow", fasste Oliver Glasner die 90 Minuten kurz und knackig zusammen. Die Liste an Dingen, die dem Trainer am besten gefielen – sie war dann aber doch etwas länger: "Tolle Offensivleistung, Spielfreude, Kreativität, super Tiefe im Spiel, großartige Disziplin, außergewöhnlich gute Defensivleistung." Und das war noch nicht alles.

Glasner ließ es sich (zurecht) nicht nehmen, auf die auffälligste aller Statistiken zu verweisen: Im gesamten Spiel kamen die Gäste aus Leipzig auf gerade einmal vier Torabschlüsse, nicht ein einziger davon ging auf das Gehäuse von Eintracht-Keeper Kevin Trapp. Alles eine Frage der zuletzt heiß diskutierten Abwehrformation? Nicht für den Coach: "Das hat nichts mit Dreier-, Vierer- oder Fünferkette zu tun. Die ganze Mannschaft arbeitet unglaublich gut."

So gut, dass die eigentlich viel stärker einzuschätzenden Sachsen über weite Strecken gehemmt und teilweise verunsichert wirkten, ihre sonst überdurchschnittliche Offensivpower in Person von Christopher Nkunku oder Timo Werner kam jedenfalls nicht zur Entfaltung. RBL-Trainer Domenico Tedesco stellte während der Partie gleich mehrfach das System um, erst von einem 3-4-1-2 auf ein 4-4-2 mit Raute und später auf ein 4-2-3-1.

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"Wow!" Eintracht Frankfurt besiegt RB Leipzig mit 4:0

Eintracht-Spieler applaudieren
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Sahneball von Mario Götze leitet das 1:0 ein

Die Hausherren aber blieben cool, stellten sich ihrerseits höchstens minimal um und erfreuten ihren Übungsleiter an der Seitenlinie mit den richtigen Verhaltensweisen. "Es ist nicht entscheidend, was wir machen", so Glasner, "sondern wie wir es machen." Spoiler: nicht so schlecht.

Während hinten die neu formierte Viererkette schon wieder neu formiert werden musste und auf links mit Christopher Lenz statt mit Luca Pellegrini (muskuläre Probleme) daherkam, versprühten die Frankfurter vorne mit nahezu jedem ihrer Angriffe pure Spiel- und Offensivfreude. Bester Beleg: das 1:0 durch Daichi Kamada (16.), aufgelegt vom zweifachen Assistgeber Randal Kolo Muani und eingeleitet durch einen Sahneball von Matchwinner Mario Götze.

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Sieg gegen Leipzig

Oliver Glasner auf der Pressekonferenz
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Der Weltmeister von 2014 zeigte in dieser Szene sein gesamtes Können, als er den Ball – noch halb aus der Drehung – mit ganz viel Gespür und noch mehr Gefühl im rechten Fuß in den Leipziger Strafraum lupfte. Ein Moment, der dem Spiel der Eintracht Flügel verlieh. Und genau das ist getränke- und marketingtechnisch ja eigentlich RB vorbehalten.

Auch am dritten Treffer, die Hessen hatten in der Zwischenzeit durch Kapitän Sebastian Rode auf 2:0 erhöht (22.), war Götze maßgeblich beteiligt: Bei einer teilweise einstudierten Eckball-Variante ließ der unbewachte Mittelfeldmann einen Leipziger Gegenspieler an der Strafraumkante mit nur einer Körperbewegung aussteigen. Götzes Schuss konnte Leipzig-Torwart Peter Gulacsi zwar noch abwehren, bei Tutas Nachschuss aus abseitsverdächtiger Position aber war er chancenlos (67.).

Auch Rafael Borré trifft

Mit Rafael Borré trug sich in der Schlussphase (84./Foulelfmeter) ein vierter Profi in die Torschützenliste ein. Auch deshalb war dem Trainer sehr daran gelegen, die Teamleistung hervorzuheben. "Ich spreche lieber über die Mannschaft als über einzelne Spieler", sagte Glasner. Dem Frankfurter Partymodus tat das keinen Abbruch. Und der Vorfreude auf die Champions League sowieso nicht.