Dino Toppmöller und Robin Koch von Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt steht in der Tabelle gut da und könnte laut Abwehrchef Robin Koch die Spitze angreifen. Gleichzeitig gleicht der Kader einer Baustelle, Sportvorstand Markus Krösche bremst nicht zu Unrecht. Ist das nun eine Übergangs-Saison oder nicht?

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Die Pressekonferenz mit Eintracht-Abwehrchef Robin Koch

Robin Koch PK
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In einer seiner ersten Amtshandlungen nach der Vertragsverlängerung bis 2027 widersprach Robin Koch erst einmal ungewollt seinem Chef. Der Innenverteidiger, der innerhalb von nur sechs Monaten zu einer der wichtigsten Säulen im Team aufgestiegen ist, untermauerte am Dienstag selbstbewusst seine ehrgeizigen Ziele mit Eintracht Frankfurt.

"Wir stehen auf Platz sechs und haben eine gute Ausgangsposition, wir wollen aber noch mehr erreichen", sagte er. Wenn es gut läuft, sei sogar ein Platz weiter oben drin, selbst das Erreichen der Königsklasse nicht unmöglich. "Das Ziel von mir und der Mannschaft ist es, langfristig in die Champions League zu kommen." Ein Führungsspieler mit hohen Ansprüchen. Gut so.

Krösche bremst die Erwartungen

Entscheidend bei Kochs Ambitionen ist aber wohl das Wort und die Definition von "langfristig". Sportvorstand Markus Krösche, der noch im Sommer 2022 sehr forsch und im Sommer 2023 immerhin sehr offen die Qualifikation für Europa als Ziel ausgerufen hatte, tat genau das im Winter 2023 nicht mehr.

"Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, eine konkrete Zielsetzung auszugeben", sagte er der Frankfurter Rundschau. Die Mannschaft sei nicht eingespielt genug, der internationale Wettbewerb deshalb eher Kür als Pflicht. Ja was denn jetzt?

Kader wird schon wieder umgekrempelt

Unbestritten ist, dass die Eintracht vor einer schwer einzuschätzenden Jahreshälfte steht. Der Umbruch, der im Sommer mit den Abgängen von Daichi Kamada, Evan N’Dicka, Djibril Sow, Jesper Lindström und Randal Kolo Muani begann, ist noch immer nicht abgeschlossen und spitzt sich nun sogar noch einmal zu. Da mit den Afrika-Cup-Teilnehmern Farès Chaibi, Ellyes Skhiri und Omar Marmoush gleich drei Stammspieler bis in den Februar hinein fehlen werden, muss Trainer Dino Toppmöller erneut improvisieren.

Zwar sind mit Donny van de Beek und Sasa Kalajdzic schon zwei prominente Neuzugänge da, mit dem 22 Jahre alten Franzosen Arnaud Kalimuendo von Stade Rennes oder seinem 21 Jahre alten Landsmann Hugo Ekitike von Paris St. Germain soll zudem lieber heute als morgen ein weiterer Stürmer kommen. Auch das Schweizer Abwehr-Talent Aurele Amenda und womöglich sogar ein weiterer Mittelfeldspieler könnten im besten Fall noch im Winter-Transferfenster in Frankfurt aufschlagen. Wann, ob und wie all diese Spieler der Eintracht helfen werden, steht aber in den Sternen.

Eintracht fehlt die Konstanz

"Wir hatten in der Hinrunde viele gute Spiele, es gibt aber eine Sache, die wir verbessern wollen: Wir müssen konstanter werden", unterstrich Koch am Dienstag und legte damit den Finger in die Wunde. Der Kader der Eintracht hat, das ist unbestritten, ein enormes Potenzial. Da das Team insgesamt aber noch sehr jung und nicht ausreichend eingespielt ist, schwanken die Leistungen der Profis und damit des Teams doch sehr. Das 5:1 gegen den FC Bayern zeigte, was möglich ist. Das Aus im DFB-Pokal bei Drittligist Saarbrücken aber auch, was passieren kann.

Das Problem an der Sache: Die hohe Fluktuation in den kommenden Wochen wird gepaart mit der Abwesenheit von Chaibi, Skhiri und Marmoush eher zu zusätzlicher Unruhe als zu Konstanz führen. Abwehrchef Koch betonte zwar, dass die Zusammensetzung der Startelf für ihn keine Rolle spiele und sich Van de Beek und Kalajdzic jetzt schon sehr wohlfühlen würden. Die Integrierung der bereits vorhandenen und noch kommenden Neuzugänge wird aber nicht ruckelfrei ablaufen. Eine komplizierte Gemengelage.

Krösche setzt auf Perspektive

Wo es letztlich in dieser Saison hingehen kann, werden erst die kommenden Wochen und die ersten Spiele zeigen. Die Eintracht täte aber wohl gut daran, sich auf eine stringente Kommunikation der Ambitionen zu einigen. Sportvorstand Krösche, der bei den noch ausstehenden Transfers eher auf Perspektive als auf Soforthilfe setzen will, bremst die Euphorie wohl zu Recht etwas ein. Ein Übergangsjahr, so es das denn sein soll, würde wohl jeder im Umfeld verstehen. Langfristig soll es dann, da sind sich ja alle einig, wieder in die Champions League gehen.