Sasa Kalajdzic

Eintracht Frankfurt zeigt in Köln eine blutleere Leistung und vergibt eine große Chance, in der Tabelle und emotional. Sportvorstand Markus Krösche übt deutliche Kritik, Trainer und Spieler sind jetzt in der Pflicht. Und müssen sich auf die DNA des Vereins besinnen.

Videobeitrag

Video

Highlights: Köln - Eintracht Frankfurt

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom 1. FC Köln und rechts das Logo der Eintracht Frankfurt
Ende des Videobeitrags

Zu Beginn der zweiten Halbzeit in Köln protestierten die Fans gegen den geplanten Investorendeal der DFL und warfen massenhaft Schokotaler aufs Feld. Eintracht-Stürmer Sasa Kalajdzic hob einen davon auf und steckte ihn sich mit einem Lächeln in den Mund, sein Mitspieler Hrvoje Smolcic lachte amüsiert. Ein bisschen Hochzuckern für die zweite Halbzeit, die deutlich besser hätte werden sollen als die schwache erste. Wenig später war klar: Kalajdzics Snack würde an diesem Tag der einzige Leckerbissen für die Hessen bleiben, auch Grund zum Lachen hatte man bei der Eintracht an diesem Tag nicht mehr.

0:2 in Köln, zwei Gelb-Rote Karten, dazu eine Leistung, die mit Ausnahme von leicht besseren ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit in allen Belangen völlig indiskutabel war. Und das alles beim Tabellen-16., der bis dahin überhaupt erst zwei Saisonspiele gewonnen, zwölf Tore geschossen und 34 kassiert hatte – "So können wir nicht auftreten", sagte ein angesäuerter Markus Krösche nach der Partie.

"Wir brauchen diese Energie und Qualität"

Die gute Laune war dem ein oder anderen Fan jedoch schon vor dem Spiel beim Blick auf die Aufstellung vergangen. Im Sturm gab Sasa Kalajdzic den Alleinunterhalter, Trainer Dino Toppmöller bot dahinter Mario Götze und Hugo Larsson auf, vor allem Larsson wirkte auf der vorgerückten Position völlig verschenkt.

Auf der Bank saßen mit Fares Chaibi, Donny van de Beek und den Neuzugängen Hugo Ekitiké und Jean-Matteo Bahoya derweil vier Offensive. "Wir brauchen diese Energie und Qualität, die wir zu Beginn der zweiten Halbzeit gezeigt haben, von Anfang an. Dann wird es ein anderes Spiel, dann hast du eine ganz andere Dominanz", sagte Toppmöller nach der Partie.

Dominanz beginnt aber schon mit der Aufstellung, Toppmöllers Formation hingegen wirkte geradezu ängstlich. Zumal angesichts eines Gegners, dessen letzter Sieg vom 1. Dezember datiert, der seit Monaten dem Abstieg entgegentaumelt, bei dem auch der Trainerwechsel bereits verpufft schien, dessen drei erste Mittelstürmer verletzt sind, bei dem mit Jan Thielmann ein gelernter Rechtsaußen im Sturmzentrum begann. Auch wenn entsprechend aufgestellt in so ein Spiel geht, kann es ein anderes werden.

"Es war insgesamt zu wenig"

Audiobeitrag

Audio

Eintracht verliert in Köln

köln_sge
Ende des Audiobeitrags

Wobei Toppmöller damit Recht hatte, dass seine Mannschaft Energie und Qualität vermissen ließ. "Das war in der ersten Halbzeit fußballerisch zu schlecht, es war von der Aggressivität und vom Anlaufverhalten her nicht gut genug, es war insgesamt zu wenig", sagte er. Tatsächlich war es bedenklich, mit welcher Trägheit und Indifferenz seine Spieler zu Werke gingen. Die Hessen kamen immer einen Schritt zu spät und nahmen die Zweikämpfe nicht an. Wenn sie den Ball hatten, wussten sie nichts damit anzufangen, niemand versuchte oder traute sich etwas, keine Dribblings, keine Risikobälle, keine Läufe und Pässe in die Tiefe. "Wir haben von der ersten Minute an die Leidenschaft und die Zweikämpfe nicht angenommen", tadelte Krösche.

Toppmöller stellte also ängstlich auf, seine Spieler spielten ängstlich. Dass ausgerechnet der von Frankfurt nach Köln ausgeliehene Faride Alidou bester Spieler auf dem Platz war, ist dabei exemplarisch. In Frankfurt wurde Alidou gewogen und für zu leicht befunden, was angesichts des Eintracht-Kaders spielerisch auch stimmen mag. Am Samstag in Köln reichte es Alidou aber, einfach mal etwas zu versuchen - Dribblings, Flankenläufe, das Herz in die Hand zu nehmen - um hervorzustechen. Auf Frankfurter Seite tat das niemand.

"Die Bereitschaft muss da sein"

Mut und Energie sind aber die Basics des Spiels. "Wir haben das Spiel selber verloren, weil wir in gewissen Situationen nicht die Bereitschaft hatten. Die Bereitschaft muss da sein, das Spielerische und die Automatismen kommen danach", so Krösche, der damit nicht nur das Team, sondern auch das Trainerteam angesprochen haben dürfte.

Und so läuft man in Frankfurt einerseits Gefahr, die eigene Identität aus den Augen zu verlieren. Das emotionale, aggressive Auftreten war in den letzten Jahren integraler Bestandteil nicht nur der Spielweise, sondern auch des Erfolgs. Es war die DNA des Klubs. Daran wollte Dino Toppmöller anknüpfen, man wolle positiver Troublemaker sein, sagte er zu seiner Vorstellung. Weniger Trouble als aktuell geht aber kaum, Köln dürfte seit Jahren nicht zu einem so billigen Sieg gekommen sein.

Chance verpasst

Und einerseits hat man die Chance verpasst, das Umfeld zu emotionalisieren. Der Hype nach der spektakulären Transferphase war rund um den Verein zu spüren, mit einem überzeugenden Sieg hätte man nun zum Angriff blasen können. Ein leidenschaftlicher Klub wie Eintracht Frankfurt kann eine riesige Dynamik entwickeln, das hat man in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt.

Dafür aber muss man anders auftreten: mutig, selbstbewusst, offensiv. Das Gegenteil war in Köln der Fall, entsprechend gegenteilig ist die Stimmung rund um die Eintracht am Tag danach. Oder um es mit der Kölschen Karnevalsband Höhner zu sagen: Schade, Schokolade!