Leiter Profifußball seit Januar Pirmin Schwegler, der stille Kümmerer bei der Eintracht
Seit Anfang des Jahres arbeitet Ex-Profi Pirmin Schwegler wieder für die Eintracht. Öffentlich aber taucht der Leiter Profifußball, so sein Jobtitel, bisher nicht auf. Welche Aufgaben hat er eigentlich? Ein Einblick.
Kurz vor dem Anpfiff eines jeden Eintracht-Heimspiels eilt ein drahtiger Enddreißiger die Stadiontreppen des Pressebereichs herauf, locker sieht das aus, entspannt, manchmal nimmt er gleich zwei Stufen auf einmal. Er lächelt dann noch nach links und rechts, grüßt die anwesenden Reporter, viele kennt er von früher. Doch stehen bleibt Pirmin Schwegler nie, nimmt stattdessen hinter all den Analysten und Co-Trainern des hessischen Fußball-Bundesligisten seinen Platz ein.
Seit Anfang des Jahres hat Schwegler bei der Eintracht den Posten als Leiter Profifußball inne. Seitdem hat er zu sportlichen Themen in der Öffentlichkeit keine Stellung bezogen, keinem externen Medium ein Interview gegeben, auch eine Vorstellungs-Pressekonferenz gab es nicht. Er sollte sich erst einmal einarbeiten, erstmal ankommen, heißt es vom Club, der in diesem Sommer wohl eine Gesprächsrunde mit Schwegler und den Medien plant.
Und natürlich, in Frankfurt kennt man den 38-jährigen Schweizer ohnehin aus dem Effeff, 141 Spiele absolvierte der ehemalige Mittelfeldstratege zwischen 2009 und 2014 für die Eintracht, er war ihr Kapitän. Doch was sind denn jetzt eigentlich seine Aufgaben? Schwegler umriss dies unlängst im vereinseigenen Podcast zumindest grob.
Gutes Verhältnis zu Trainer Toppmöller
Demnach sei er sofort nach seiner Ankunft im Januar nahe an die Mannschaft gerückt, sei so etwas "wie ein Bindeglied zwischen Trainern, Spielern, Vorstand und dem ganzen Staff". Etwa 70 Leute tummeln sich rund um die Profimannschaft der Eintracht, "das ist ein Riesenapparat". Schwegler führt viele Gespräche - mit Spielern, Trainer Dino Toppmöller, Sportdirektor Timmo Hardung, Christoph Preuß, dem Leiter der Lizenzspielerabteilung, natürlich auch mit Sportvorstand Markus Krösche.
Wirklich planbar aber seien seine Arbeitstage nicht. "Mein Alltag sieht nie so aus, wie ich ihn mir am Morgen ausgemalt habe." Er, Schwegler, versuche einzugreifen, wenn ihm etwas auffalle. Mit Coach Toppmöller soll er ein vertrauensvolles Verhältnis haben. Schwegler macht zwar nicht die Aufstellung, natürlich nicht, sehr wohl aber gibt er in passenden Momenten seine Einschätzungen ab.
Die Eintracht ließ Schwegler nie los
All das ist eine Jobbeschreibung, die perfekt zu passen scheint auf Schwegler. Schon zu Spielerzeiten galt er als Kümmerer, als ruhiger Typ mit einer klaren Meinung. Er nimmt Strömungen und Dynamiken in einer Gruppe wahr, die anderen womöglich nicht auffallen würden. Nicht nur auf dem Rasen war er ein Verbindungsspieler, sondern ist es bis heute auch abseits davon geblieben. "Mir gibt es Energie, wenn ich merke, die Gruppe funktioniert", sagt Schwegler. Es sind gerade die weichen Faktoren wie Empathie und Gespür für den Moment, die ihn auszeichnen.
Nach seiner aktiven Karriere, die er nach Stationen in Luzern, Bern, Leverkusen, Frankfurt, Hoffenheim und Hannover in Australien beendet hatte, arbeitete sich Schwegler zum Chefscout beim FC Bayern hoch, später folgte bei der TSG Hoffenheim die Stelle als Leiter Profifußball. Die Eintracht aber ließ ihn nie los. Mit seiner Frau wohnt er seit Jahren im Taunus, die Region macht beide glücklich, hier fühlen sie sich wohl. Der Kontakt zu den Eintracht-Bossen riss nie ab. Als Fan war Schwegler 2022 zudem bei der Eroberung des Camp Nou in Barcelona live dabei.
Viel Detailarbeit
Die Eintracht bedeutet ihm was, sogar recht viel. Auch das, diese Bindung zum Verein, soll er ins Team tragen. Gerade zu den Nachwuchskickern des Kaders sucht er vermehrt Kontakt. Der Übergangsbereich zwischen Jugend und Profis gehörte schon in Hoffenheim zu seinen Aufgaben, auch in Frankfurt hat er darauf ein besonderes Auge. Es geht dann nicht immer um die Jungs, die ohnehin im Scheinwerferlicht stehen, nicht nur um Leute wie Nnamdi Collins oder Nathaniel Brown, sondern auch welche, die dort irgendwann hinkommen wollen. Mit einem wie Krisztián Lisztes zum Beispiel, viel verletzt, nie eingesetzt, hat Schwegler im vergangenen Halbjahr regelmäßig das Gespräch gesucht.
Im Scouting ist der Schweizer ebenfalls ein gefragter Mann, logisch, schließlich führte er einst diesen Bereich beim FC Bayern. Gute Kontakte helfen da immer weiter. Zudem: Wenngleich die Leih-Spieler eher im Aufgabengebiet des Sportdirektors Hardung liegen, kommt es schon mal vor, dass Schwegler sich auch vor Ort Spiele anschaut. Das Live-Scouting, so ist es zu vernehmen, gehört zu seinen Stärken. Die Sommer-Rückkehrer Paxten Aaronson beim FC Utrecht und Elias Baum bei der SV Elversberg hat er sich mehrfach live angesehen. Es seien dies alles Aufgaben, so Schwegler abschließend, "die sehr fließend sind". Wäre das also geklärt.