Niedergeschlagene Melsunger nach der Pleite in Berlin.

Im Topspiel der Handball-Bundesliga unterliegt die MT Melsungen am Ende deutlich bei den Füchsen Berlin. Die Partie offenbart die Grenzen des Überraschungsteams, zeigt aber auch seine neue Klasse.

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MT Melsungen verliert Spitzenspiel in Berlin

Erik Balenciaga von der MT Melsungen
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Der Kapitän wurde laut. Timo Kastening rief seinen Mitspielern zu: "Body language everyone!", appellierte der Rechtsaußen in der Auszeit an die Haltung der MT Melsungen. Das war in der 33. Minute - und das Topspiel bei den Füchsen Berlin drohte den Nordhessen komplett aus den Händen zu gleiten. Mit fünf Toren lagen sie zurück, die Quote der gehaltenen Bälle lag bei gerade einmal vier Prozent im Vergleich zu 29 Prozent bei den Gastgebern.

Tatsächlich waren die Melsunger direkt danach wieder wach, gewannen Bälle und starteten einen 3:0-Lauf. Aber: Genau in dieser Phase, als das Überraschungsteam der Saison wieder nah am Ausgleich war, versagten die Nerven. "Wir sind an uns selbst gescheitert", sagte Kastening hinterher bei "Dyn". Er und andere hätten beste Chancen in dieser Phase "verkackt". Damit war einer der Hauptgründe für die 31:37-Niederlage in Berlin gefunden: In den entscheidenden Momenten trat der dominierende Spitzenreiter Berlin abgeklärter und einfach individuell stärker auf.

Mandic-Verletzung wirkt sich aus

Augenscheinlich wurde dies vor allem bei der Torhüter-Leistung: Berlins Dejan Milosavljev schaffte 13 Paraden, die Melsunger blieben bei vier. Der bis dato in der Saison überzeugende Nebojsa Simic erwischte keinen guten Tag. Auch im Rückraum war den Berlinern nicht beizukommen. Den Füchse-Ausnahmespieler Mathias Gidsel konnten die Melsunger im ersten Durchgang nicht aufhalten, aus Duellen mit ihm resultierten drei Zwei-Minuten-Strafen. Erst mit der Manndeckung zum Ende der Partie hin gelang die Abwehr besser. Doch genau in der "Crunchtime" schwang sich ausgerechnet Nils Lichtlein, der Neffe von MT-Torwarttrainer Carsten Lichtlein, zum entscheidenden Spieler auf. Auch Berlins Lasse Andersson erzielte insgesamt elf Treffer.

"Gidsel und Andersson heben alle anderen bei Berlin auf ein neues Niveau", erkannte Kastening neidlos an. "Wir hatten in der Abwehr wenig Zugriff." Das lag auch an der verletzungsbedingten Auswechslung von David Mandic, der in der 18. Minute umknickte und nur gestützt das Feld verlassen konnte. Mandic war als Stoppschild für Berlins Gidsel eingeplant gewesen. Die Szene hatte auch merklich psychologische Auswirkungen auf die MT.

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Entwarnung bei Mandic

Aufatmen bei Melsungens David Mandic: Der Linksaußen hat sich im Spiel bei den Füchsen "nur" eine Prellung des Vorfußes zugezogen. Das teilte der Klub am Freitagnachmittag mit. Damit fällt Mandic nicht wie befürchtet mehrere Wochen aus, sondern könnte bereits übernächsten Samstag wieder auf der Platte stehen. Dann empfangen die Melsunger die Rhein-Neckar Löwen.

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Melsungen mit Moral und "Zaubermaus"

Generell ließ sich aber festhalten: So deutlich, wie es das Ergebnis impliziert, waren die Kräfteverhältnisse nicht. "Das Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wider", sagte auch Berlins Trainer Jaron Siewert. Melsungen zeigte sich unter anderem zu Beginn mehr als ebenbürtig mit dem Spitzenreiter. Das Team bewies Moral und kämpfte sich auch nach Rückständen immer wieder heran. An dieser Qualität hatte es in den vergangenen Jahren gemangelt.

Besonders "Zaubermaus" Erik Balenciaga verdeutlichte in Berlin einmal mehr seine Klasse. Bei den Anspielen des Spaniers wirkte es, als habe er acht Augen. Nicht nur deswegen lautet das Fazit nach dem Topspiel: Für ganz oben mag es für die MT zwar noch nicht reichen, aber die Partie in Berlin unterstrich die absolut berechtigten Europapokal-Ambitionen der Mannschaft.

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