Tennis-Toptalent Max Schönhaus Ein Leben zwischen Stars, Träumen und Alleinsein

Max Schönhaus schaffte es kürzlich ins French-Open-Finale der Tennis-Junioren. In Wimbledon ist er sogar Titelverteidiger. Der Weg zu den großen Stars der Szene aber ist für den Wahl-Hessen ein weiter. Er schreitet ihn konsequent voran.

Deutsches Toptalent: Max Schönhaus spielte bei den French Open im Junioren-Finale.
Deutsches Toptalent: Max Schönhaus spielte bei den French Open im Junioren-Finale. Bild © Imago Images

Als der hr-sport ihn telefonisch erreicht, sitzt Max Schönhaus in einem Hotel und hat eine anstrengende Trainingseinheit hinter sich. Der 17-Jährige, eines der größten deutschen Tennistalente, versucht gerade, die Umstellung von Sand auf Rasen bestmöglich zu wuppen. "Auf Rasen macht es mir am meisten Spaß, auf Asche bin ich aber wohl etwas besser", sagt Schönhaus.

Kürzlich bei den French Open in Paris schaffte er es bis ins Finale, bis ins Endspiel der Junioren. Max Schönhaus gegen Niels McDonald, zwei deutsche Nachwuchs-Asse auf dem Court Simonne Mathieu, dem drittgrößten Platz von Roland Garros, rund 4.000 Zuschauer schauten zu. "Das war schon eine Mega-Stimmung. Ich hatte vorher noch nie vor so vielen Leuten und auf so einem großen Court gespielt", sagt Schönhaus.

Er verlor das Duell zwar, 7:6 (7:5), 0:6 und 3:6, letztlich aber war es "schon eine gute Woche", wie er sagt. Understatement pur. Es war eine grandiose Woche. Allein die Begegnungen mit den Stars der Szene - Herrenfinalist Jannik Sinner saß beim Mittagessen am Nebentisch, Halbfinalist Lorenzo Musetti formte zur selben Zeit im selben Gym seine Muskeln - bleiben in Erinnerung. Der hr-sport berichtete ebenso wie bundesweite Medien über die deutschen Youngster. Die Aufmerksamkeit schnellte nach oben, zumindest kurzzeitig.

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Vereinseinsätze für den TC Rot-Weiß Sprendlingen

Für Schönhaus, der aus Soest in Nordrhein-Westfalen stammt, mittlerweile aber seinen Lebensmittelpunkt im Rhein-Main-Gebiet hat sowie kommende Saison für den TC Rot-Weiß Sprendlingen in der zweiten Bundesliga aufschlagen wird, gehört der Trubel jetzt schon ein bisschen dazu. Vor allem soll er künftig noch viel häufiger dazugehören. Denn Schönhaus verfolgt ein klares Ziel, will fester Bestandteil der Profitour werden. Kommendes Jahr erfolgt der endgültige Einstieg ins Herrentennis, bisher schnupperte er nur ab und an mal rein.

So auch am kommenden Wochenende. In Halle (Westfalen) nämlich findet "Klein-Wimbledon" statt. So wird das ATP-500-Turnier genannt, bei dem regelmäßig auch die ganz Großen mitmischen, um sich auf das prestigeträchtigste Grand Slam der Welt im Südwesten Londons einzuschlagen.

Selbstbewusst und reflektiert

Auch Schönhaus wird dabei sein, erst in Halle, wo er nach seinem Juniorenerfolg in Paris am Wochenende die Herren-Qualifikation spielen darf. Ende Juni dann in Wimbledon. Auf dem heiligen Rasen hat er im Junioren-Doppel sogar seinen Titel aus dem vergangenen Jahr zu verteidigen. "Man sieht, dass das Finale drin ist, das wird also auch in Wimbledon das Ziel sein", sagt Schönhaus. Im Einzel- und Doppel-Wettbewerb der weltweit besten Talente, wohlgemerkt.

Gestern Paris, heute Halle, morgen London - im Leben des 17-Jährigen ist viel los. Doch reist er, der die Schule mit mittlerer Reife abgeschlossen hat und anschließend für eineinhalb Jahre in der weltbekannten IMG-Tennis-Academy in Florida (Eintracht Frankfurt absolvierte auf demselben Areal einst zwei Trainingslager) übte, mal nicht durch Europa, geht es schon deutlich beschaulicher zu. Seine Base hat er derzeit in Offenbach, wohnt dort in einem Zimmer beim Hessischen Tennis-Verband.

"Ich mache viel mein eigenes Ding. Nach dem Training ist man allein auf seinem Zimmer, man isst allein, überhaupt ist man oft allein. Dadurch lernt man aber, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen", sagt der Jugendliche, der im Gespräch so gar nicht wie ein Jugendlicher wirkt. Schönhaus spricht selbstbewusst, reflektiert, sagt, dass dieses Leben sicher nicht für jeden etwas sei, "aber es hilft, um Professionalität zu lernen".

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Der Traum von den Top 10

Mit seinen Coaches Björn Simon, Lukas Storck und Hannes Heyder trainiert er, der das "aggressive Spiel" und "die Vorhand" als seine größten Stärken benennt, entweder in Offenbach beim HTV oder in Frankfurt beim SC 1880. Die nahenden Einsätze für den Dreieicher Zweitligisten aus Sprendlingen sieht Schönhaus vor allem als "gute Matchpraxis, um sich ans Herrentennis zu gewöhnen".

Er meint das nicht überheblich, im Gegenteil, Herrentennis sei gerade mental deutlich fordernder, "da wird weniger Risiko gegangen und weniger Quatsch gemacht". Sehr wohl aber ist zu spüren, dass all das bestenfalls nur ein Zwischenschritt sein soll. Schönhaus investiert viel, um durch den engen Flaschenhals hin zum Profidasein schlüpfen zu können.

Er will weit kommen, in diesem Jahr noch unter die Top 10 bei den Junioren, zurzeit ist er beachtlicher 14. in der Weltrangliste, später mal unter die Top 10 bei den Herren. Zweiteres sei natürlich noch sehr, sehr weit weg, sagt er, "aber es ist einfach ein Riesentraum". Der Traum von Max Schönhaus.

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Quelle: hessenschau.de