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Pleitewelle in Gastronomie befürchtet

Ein Kellner serviert Essen in einem Restaurant.

In der Corona-Pandemie wurde die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent gesenkt. Diese Hilfe soll Ende des Jahres auslaufen. Gastronomen in Hessen schlagen Alarm.

Die Corona-Pandemie hat die Hotel- und Gastronomie-Branche hart getroffen. Um die Betriebe zu entlasten und am Leben zu halten, wurde die Mehrwertsteuer auf Speisen gesenkt - von 19 auf 7 Prozent. Ende des Jahres läuft diese Regelung aus. Ab Januar 2024 werden die Preise also wieder deutlich steigen.

Für Gastronomen wie Frank Winkler ist das nicht hinnehmbar. Er betreibt drei Traditionslokale im Frankfurter Party-Viertel Alt-Sachsenhausen. In den sozialen Medien appelliert er mit einem Protestvideo an andere Gastronomen: "Steht auf, wehrt euch! Wir waren lange genug die immer duldsamen, netten Gastgeber."

Gäste müssen mit Preiserhöhungen rechnen

Der Bundesverband der Deutschen Hotel und Gastronomie, Dehoga, befürchtet mit der Anhebung der Mehrwertsteuer eine Pleitewelle: 12.000 Betriebe seien bundesweit bedroht, allein in Hessen könnten 800 schließen.

Auch Gastronom Winkler fürchtet um die Zukunft seiner Betriebe. "Alles kommt für uns auf einmal: Inflation, Preiserhöhungen und jetzt die Mehrwertsteuer. Irgendwann ist mal Schluss." Durch die Steuererhöhung rechne er mit weniger Gästen.

Die Anhebung um 12 Prozentpunkte auf Lebensmittel müsse Winkler nämlich an seine Gäste weitergeben: "Sie können für ein Schweineschnitzel mit grüner Soße nicht auf einmal 20 Euro nehmen. Da sagt der Gast zurecht: Leute, ihr habt nen Vogel."

Bund hält an den Mehrwertsteuer-Plänen fest

Die Politik hält an den Plänen fest, die Mehrwertsteuer auf das Essen im Restaurant wieder auf 19 Prozent zu schrauben. Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge betont, dass immer klar gewesen sei, bei der Hilfe handele es ich um eine zeitlich befristete Maßnahme.

"Wenn wir das Geld an dieser Stelle ausgeben würden, müssten wir es woanders einsparen", sagte sie der Stuttgarter Zeitung am Donnerstag. Der Bund geht davon aus, mit der Anhebung Steuerfehleinnahmen von 3,3 Milliarden Euro wieder auszugleichen.

Dehoga: Erhoffte Steuereinnahmen unrealistisch

Für den Hauptgeschäftsführer des Dehoga in Hessen, Oliver Kasties, geht diese Rechnung nicht auf: "Weil das bedingt, dass alle Betriebe weiterhin am Leben bleiben. Und auch die Gäste weiterhin konsumieren." Die erhofften Steuereinnahmen seien nicht realistisch.

Gastronom Winkler hat die Hoffnung noch nicht verloren: "Es muss weitergehen. Wir hoffen, dass die Kameraden in Berlin noch einmal aufwachen."

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