Unkomplizierte Hilfen hat der Staat in der Energiekrise versprochen. Für Studierende und Fachschüler soll es je 200 Euro geben. Noch bis 2. Oktober können sie auch in Hessen das Geld beantragen. Kritiker halten das Verfahren für umständlich.

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Energiepreispauschale: Antrag mit Hindernissen

Studierende im vollen Hörsaal von hinten fotografiert.
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Um an die 200 Euro Energiepreispauschale zu kommen, müssen Studierende und Fachschüler auf der bundesweiten Webseite "Einmalzahlung 200" online einen Antrag stellen. Kaum war diese Mitte März an den Start gegangen, war sie offenbar angesichts des großen Andrangs überlastet und stürzte ab.

Die 24-jährige Chiara Sers aus Fulda hat die 200 Euro bereits beantragt. "Das war mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden", kritisiert die Studentin für Buchhaltung und Rechnungswesen. Erst habe sie versucht, sich mit Zugangsdaten von ihrer Universität bei der Webseite anzumelden, das habe aber nicht geklappt.

Es brauchte einen weiteren Zwischenschritt: Chiara Sers musste ein sogenanntes "Bund-ID-Konto" angelegen, das der Bund allen Bürgern für Online-Anträge zur Authentifizierung bereitstellt. Dafür hat sie ihren Personalausweis für digitale Zwecke freischalten lassen. Erst als die 24-Jährige ihre Identität auf diese Weise eindeutig nachweisen konnte, konnte sie auch ihren Antrag erfolgreich abschließen.

Ministerium: "Antragsprozess mit Hürden"

Von einem Antragsprozess mit Hürden spricht ein halbes Jahr nach dem Start auch das hessische Wissenschaftsministerium. Unter dem Strich habe sich das Verfahren aber trotzdem bewährt. Insgesamt sind laut Ministerium in Hessen etwa 285.000 Studierende und Fachhochschüler antragsberechtigt. Davon hätten 221.000 erfolgreich einen Antrag gestellt, das seien knapp 78 Prozent. In fast allen Fällen seien diese Hilfen dann auch bewilligt worden.

Manche mussten wochenlang warten

Positiv überrascht war Studentin Sers nach eigenen Angaben darüber, dass eine Woche nachdem sie den Antrag gestellt hatte, das Geld bereits auf ihrem Konto war. "Nur leider sind 200 Euro bei den momentanen Lebenshaltungskosten auch nicht wirklich viel", so Sers. Bei anderen Antragstellern lief die Auszahlung nach Angaben des Wissenschaftsministeriums weit weniger schnell. Es habe zahlreiche Beschwerden gegeben, dass die Antragsteller teilweise wochenlang auf die Auszahlung der Hilfen warten mussten.

Zahlung mit Semestergebühren verrechnen?

Der Frankfurter Fachschüler und angehende Erzieher Paul Hußlein hat auf einen Antrag nach eigenen Angaben bewusst verzichtet. "Die 200 Euro und die damit verbundene Arbeit, das steht in keinem Verhältnis", sagt der 25-Jährige, zugleich Landesstudierendensprecher der Fachschulen. Mit all der Bürokratie habe der Bund die, die er eigentlich unterstützen wollte, eher abgeschreckt. "Ich kenne viele, die überhaupt nicht verstanden haben, wie sie an das Geld kommen sollen", so Hußlein.

Statt neue Strukturen zu schaffen, hätte der Staat bereits bestehende Strukturen nutzen sollen, meint der Landesstudierendensprecher. "Man hätte zum Beispiel die einmalig 200 Euro mit den Semestergebühren oder dem BAföG verrechnen können." Man hätte auch besser davon profitieren können, dass Studierende und Fachschüler bei den Universitäten und Fachschulen bereits registriert seien.

"Nur ein Tropfen auf den heißen Stein"

Ohnehin seien die 200 Euro nur ein Tropfen auf den heißen Stein, meint Manuel Flauaus, der die allgemeinen Studierendenausschüsse aus ganz Hessen vertritt. Und dieses Geld hätte der Bund auch erst viel zu spät verteilt. "Wir Studierende sind enttäuscht, dass wir erst beim dritten Entlastungspaket bedacht worden sind", so Flauaus. Erst letzten September habe der Bundesregierung dieses und damit die Einmalzahlung auf den Weg gebracht.

Wer bis jetzt noch keinen Antrag auf den Weg gebracht hat, hat immer noch Zeit dazu, die Anmeldefrist läuft am 2. Oktober ab. Allerdings muss man angesichts des komplizierten Anmeldeverfahrens Geduld mitbringen.

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