Ein Plakat mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wintershall Dea vor der Konzernzentrale in Kassel.

Der Chemieriese BASF verkauft seine Tochter Wintershall Dea an den britischen Ölkonzern Harbour Energy. Für das Personal in Kassel und Hamburg sind das kurz vor Weihnachten schlechte Nachrichten. Die Standorte sollen langfristig schließen.

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Nach Übernahme – Standort von Wintershall Dea vor dem Aus

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Die Wintershall-Zentrale in Kassel bestätigte die Schließungspläne. "Für das Team von Wintershall Dea in Kassel und Hamburg und mich persönlich ist diese Nachricht, gerade so kurz vor Weihnachten, eine große Enttäuschung", teilte der Vorstandsvorsitzende Mario Mehren am Donnerstag mit. Weiteres werde man zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen am Freitag in einer internen Veranstaltung näher informiert werden. Der Öl- und Gaskonzern beschäftigt einem Sprecher zufolge rund 600 Menschen am Standort Kassel und weitere 300 in Hamburg.

Einige sollen übernommen werden

Die Wintershall-Dea-Mutter BASF hatte zuvor mit dem weiteren Wintershall-Eigner LetterOne sowie dem britischen Ölkonzern Harbour Energy eine Vereinbarung zum Zusammenschluss der Geschäfte unterzeichnet. Das teilte der Chemieriese aus Ludwigshafen am Donnerstag mit. Der Konzern mache mit dieser Transaktion einen wichtigen Schritt, um sein angekündigtes strategisches Ziel einer Trennung vom Öl- und Gasgeschäft zu erreichen.

Die Hauptverwaltungssitze von Wintershall Dea in Kassel und Hamburg sind demnach nicht Teil der Transaktion. Sie sollen umstrukturiert und langfristig geschlossen werden. Harbour beabsichtigt aber, einen Teil des Personals in das kombinierte Unternehmen zu übernehmen. Um wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter es dabei geht, wurde nicht mitgeteilt.

Gewerkschaft: "Harter Schlag für die Beschäftigten"

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) kritisierte die drohenden Schließungen und sprach von einem "harten Schlag für die Beschäftigten". BASF und LetterOne hätten die soziale Verantwortung für die betroffenen Menschen, sagte Gewerkschaftsvertreter Michael Winkler.

"Gerade BASF ist das den Beschäftigten nach mehr als 50 Jahren als Wintershall-Eigentümer schuldig."

Wintershall Dea mit über zehn Milliarden bewertet

BASF hält 72,7 Prozent an dem Öl- und Gaskonzern und die Investmentgesellschaft LetterOne 27,3 Prozent. Die beiden Eigner sollen insgesamt 2,15 Milliarden Dollar (1,96 Mrd. Euro) sowie einen Anteil an dem kombinierten Unternehmen erhalten. Der Baranteil für BASF liege dabei bei 1,56 Milliarden Dollar, hieß es in der Mitteilung. Die Ludwigshafener sollen eine Beteiligung von 39,6 Prozent an dem fusionierten Konzern bekommen.

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Wintershall Dea in Kassel soll langfristig schließen

Ein Plakat mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wintershall Dea vor der Konzernzentrale in Kassel.
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Die Transaktion bewertet Wintershall Dea mit rund 10,2 Milliarden Euro. Ein Abschluss des Geschäfts wird für das vierte Quartal 2024 angestrebt - vorbehaltlich der kartellrechtlichen und behördlichen Genehmigungen.

Ausgeklammert bleibt das Russland-Geschäft

BASF teilte mit, die Vereinbarung sehe die Übertragung des Produktions- und Entwicklungsgeschäfts sowie Explorationsrechte in Norwegen, Argentinien, Deutschland, Mexiko, Algerien, Libyen, Ägypten und Dänemark sowie Lizenzen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid vor.

Ausgeklammert bleibt das Geschäft mit Russland-Bezug, dessen rechtliche Trennung BASF zufolge vorangetrieben wird. BASF und LetterOne werden Eigentümer dieser Gesellschaft bleiben. Das Geschäft umfasst den Angaben zufolge Anteile an den Gemeinschaftsunternehmen in Russland, einen Anteil an Wintershall in Libyen, an Wintershall Noordzee in den Niederlanden sowie an Nord Stream.

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