Audio

Bus-Chaos in Wiesbaden soll beendet werden

Fahrender Stadtbus mit Busfahrer und Insassen.

Im Wiesbadener Bus-Chaos zeichnet sich ein Ende ab: Ab September will das städtische Verkehrsunternehmen wieder zum regulären Fahrplan zurückkehren - mit der Hilfe von zwei neuen Partnern.

Von September an sollen in Wiesbaden wieder häufiger Busse unterwegs sein. Das Wiesbadener Verkehrsunternehmen Eswe will dann schrittweise wieder zum regulären Fahrplan zurückkehren. Wie ein Sprecher dem hr am Donnerstag bestätigte, arbeitet Eswe Verkehr dazu mit zwei Partnerunternehmen zusammen. Zuerst hatte der Wiesbadener Kurier darüber berichtet.

Wieder 10-Minuten-Takt im Berufsverkehr

Nach Auskunft des Sprechers handelt es sich um das französische Unternehmen Transdev und die DB Regio Bus Mitte. Die Partnerunternehmen sollen maximal 15 Prozent der Fahrten übernehmen. Wie viele Fahrerinnen und Fahrer die beiden Unternehmen einsetzen, bleibe ihnen überlassen. Die Verträge laufen laut Eswe Verkehr zunächst bis zum Jahr 2027.

Aufgestockt werde schrittweise, allerdings komme der Septemberfahrplan dem Regelbetrieb schon sehr nahe, so der Sprecher. Auf den zentralen Buslinien etwa soll in der Hauptverkehrszeit wieder ein 10-Minuten-Takt gelten. Im März 2024 sollen die Busse wieder auf allen Linien nach Plan rollen.

Hoher Krankenstand, viele Kündigungen

Für Eswe Verkehr arbeiten nach eigenen Angaben derzeit 700 Busfahrerinnen und Busfahrer. Mindestens 50 Stellen seien offen.

Grund für das drastische Zusammenstreichen des Fahrplans waren neben einem Corona-bedingten hohen Krankenstand die zahlreichen Kündigungen von Busfahrern: Von Januar bis August 2022 verließen 58 Fahrer das Unternehmen, 12 weitere gingen in Rente. Zwar wurden auch neue Mitarbeiter eingestellt, allerdings nicht genug, um diese Lücke zu schließen.

Deshalb wurde bereits im vergangenen September der Fahrplan ausgedünnt. Auf zahlreichen Linien stellte das Unternehmen auch montags bis freitags auf Samstagsbetrieb um. Auf manchen Linien wurde die Taktung seitdem erhöht, blieb aber weiterhin unter der ursprünglich vorgesehenen.

Gerade im morgendlichen Schulverkehr führt das laut Stadtelternbeirat zu massiven Problemen. In zwei Umfragen aus dem Oktober und März bewertete die Mehrheit der Teilnehmer die Busfahrt zur Schule als unzuverlässig.

Busse seien verspätet oder fielen ganz aus, ohne dass die RMV App dies anzeige. Das sei "ein Zustand, der die Beteiligten aufs Äußerste fordert und der zudem auch noch unseren Umweltgedanken in Wiesbaden komplett boykottiert", teilte der Stadtelternbeirat mit. Die Fahrten mit dem Auto zur Schule hätten deutlich zugenommen.

Scharfe Kritik aus der Opposition

Beschlossen wurde der Einsatz von Subunternehmen im Mai von der Stadtkooperation aus Grünen, SPD, Linken und Volt. In der Opposition sorgte das Vorhaben für Kritik: Die CDU warf Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) Steuerverschwendung vor. Statt jährlich 8,5 Millionen Euro aus dem Stadtsäckel an die Fremdfirmen zu zahlen, hätten die Busfahrer doch bei Eswe Verkehr angestellt werden können - doch das hätten diese offenbar nicht gewollt.

"Man kann nur den Kopf schütteln und sich fragen, ob das Betriebsklima wirklich so schlecht ist", sagte CDU-Fraktionschefin Daniela Georgi damals. Auch die FDP hatte die Pläne der Koalition abgelehnt und betont, das Hauptproblem liege in der Unzufriedenheit der Busfahrerinnen und Busfahrer.

Die Stadt relativierte: Auch in Frankfurt und dem Rheingau-Taunus-Kreis würden Fahrleistungen fremdvergeben. Das sei üblich.

Neue Busfahrer-Ausbildung

Die ganze Branche leide bundesweit unter einem Fachkräftemangel, widerspricht auch Eswe Verkehr. "Es entscheiden sich immer weniger Menschen dazu, den Busfahrerberuf zu ergreifen." Gleichzeitig stünden viele Fahrer kurz vor der Rente. "Die Verkehrswende wird zurecht überall vorangetrieben." Aber der Ausbau des Nahverkehrs bedeute eben auch, dass überall mehr Personal gebraucht werde.

Mit einer neuen Ausbildung zur "Fachkraft im Fahrbetrieb" möchte Eswe Verkehr künftig mehr Mitarbeiter gewinnen. Die dreijährige Ausbildung beinhalte den Busführerschein, ermögliche darüber hinaus aber die Weiterentwicklung des Nachwuchses. Auch mit kleinen Angeboten wie zusätzlichen Sozialräumen will das Unternehmen wieder mehr Busfahrer anlocken.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen