Aktionswoche "Check dein Netz" So sollen Handynutzer Mobilfunklöcher aufspüren
Wo gibt es schlechten oder gar keinen Handyempfang? Eine Woche lang sollen Bürger mit einer App Funklöcher aufspüren. Wäre es ein Wettbewerb, hätten die Odenwälder wohl besonders gute Chancen auf den Sieg.
Man kennt das: unterwegs schnell ein Telefonat in der Bahn, über die Freisprechanlage des Autos oder auch zu Fuß, plötzlich ist Stille in der Leitung - Funkloch. Jetzt heißt es, sich schnell weiterbewegen, um wieder Verbindung zu bekommen.
Aktion lebt vom Mitmachen
Wo diese Funklöcher sind und wie sie von Mobilfunknutzern wahrgenommen werden, interessiert das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) brennend. Deshalb hat es die erste deutschlandweite "Mobilfunk-Messwoche" gestartet. Seit Montag sind Bürgerinnen und Bürger eine Woche lang aufgerufen, sich zu beteiligen.
"Deutschland checkt sein Netz" nennt sich das Ganze. Dazu soll man sich die Funkloch-App der Bundesnetzagentur auf das Handy laden. Sie misst und dokumentiert die Netzabdeckung am jeweiligen Standort. Die Daten werden an die Bundesnetzagentur übermittelt und fließen in das erstmals 2022 vorgestellte Gigabit-Grundbuch der Bundesregierung ein.
Die bestehende Datenbasis soll mit der Aktionswoche erweitert und verbessert werden, um etwa zu zeigen, wo Handlungsbedarf besteht. Das bislang vorhandene Datenmaterial basiere zum Teil auf Angaben der Netzbetreiber. "Diese stimmen im Alltag nicht immer mit dem Mobilfunkerlebnis der Nutzenden überein", heißt es im Begleittext der Aktion. Neben dem Bund beteiligen sich auch die Länder und Kommunen an der Messwoche.
Odenwald besonders betroffen
Bewohner des Odenwaldkreises dürfte die Aktion besonders interessieren. Wie Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen, sitzen sie fast sechs Mal so häufig in einem Funkloch wie der hessische Durchschnitt. Im Zeitraum April 2024 bis März 2025 gab es dort bei 4,7 Prozent aller erfassten Messungen keinen Empfang.
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Auch Marburg-Biedenkopf ist mit 3,1 Prozent eine Funkloch-Hochburg. Vergleichsweise schlecht versorgt sind außerdem der Werra-Meißner-Kreis, der Vogelsbergkreis sowie die Kreise Waldeck-Frankenberg und Bergstraße, also ländliche Gegenden. Besser sieht es dagegen in Frankfurt und im Ballungsraum Rhein-Main aus.
App seit 2018
Wirklich neu ist die Funkloch-App nicht. Bereits seit 2018 ist sie in den App-Stores für Android-Smartphones und iphones verfügbar. "Die Messwoche soll noch einmal dafür sensibilisieren, die Funklöcher zu melden", erklärt der Sprecher des hessischen Digitalministeriums, Markus Büttner.
Allein aus dem Play Store für Android-Nutzer wurde die App den dortigen Angaben zufolge mehr als eine Million Mal heruntergeladen. Die Bewertungen sind durchwachsen. Während manche darin eine gute Möglichkeit sehen, den offiziellen Karten der Netzbetreiber etwas entgegenzuhalten, beklagen andere umständliche Handhabung oder Funktionsfehler.
Erstmals alle Bundesländer dabei
Auch Christoph Sudhus, Geschäftsführer der Entwicklerfirma Zafaco, die die App im Auftrag der Bundesnetzagentur betreibt, sieht die Messwoche als Kampagne. "Man hat es erstmals geschafft, alle Länder mit einzubinden." Dabei soll eine möglichst engmaschige Messung ein detailliertes Bild aus Nutzerperspektive liefern. Zafaco spricht von einer "objektiven Momentaufnahme."
Das BMDS teilt auf Anfrage mit, in der Aktionswoche sollten möglichst viele Daten generiert werden. Ziel sei es, eine möglichst flächendeckende Sicht auf die Netzverfügbarkeit in Deutschland aus der tatsächlichen Nutzerperspektive zu zeichnen. Zugleich diene die Messwoche dazu, die App bekannter zu machen.
Hessen hat viele weiße Flecken
Hessen gehört laut Büttner zusammen mit Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zu den Bundesländern mit den meisten weißen Flecken auf der Mobilfunkkarte. Das sei kein Zufall. "Wenn sie von Darmstadt Richtung Odenwald fahren, eine traumhafte Strecke, dann wissen Sie, warum es vor allem im Odenwald hakt." Berge, Wälder - das mache in Verbindung mit Naturschutzauflagen die Mobilfunkversorgung besonders anspruchsvoll.
Man mache sich deshalb dafür stark, dass der Ausbau digitaler Infrastruktur als "überragendes öffentliches Interesse" festgeschrieben wird. Dem Netzausbau müsse Vorrang bei der Abwägung der unterschiedlichen Interessen eingeräumt werden, hatte Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) laut einer Mitteilung kürzlich gesagt. Anders sei eine echte Flächendeckung insbesondere in Wald- oder Naturschutzgebieten nicht zu erreichen.
Kritik von FDP am Mobilfunkausbau
Die Ministerin rief zur Teilnahme an der Mobilfunk-Messwoche auf. "Wo stehen wir überhaupt und wo sind noch Funklöcher?", fragte sie." Das bedarf guter Messung." Die Informationen, die die Messwoche liefere, trügen dazu bei, die Löcher zu stopfen. "Wir wollen bestmögliche Netze."
Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Landtag, Oliver Stirboeck, begrüßte grundsätzlich die Messwoche. Sie zeige aber auch, dass vieles im Argen liege. "Sechs Jahre lang hat uns die hessische Digitalministerin erzählt, dass es in Hessen gut aussieht", sagte er. "In Wirklichkeit ist es aber so, dass ein Fünftel des Landes noch mit weißen Flecken übersät ist."