Mangel verschärft sich weiter Dickes Minus bei neuen Wohnungen in Hessen
In Hessen sind im vergangenen Jahr knapp 18.000 neue Wohnungen fertiggestellt worden. Das sind deutlich weniger als in den Vorjahren. Dabei müssten laut einer Studie jährlich mindestens 26.000 neue Wohnungen entstehen, um den Mangel zu bekämpfen.
Die Zahl der neugebauten Wohnungen ist im Jahr 2024 deutlich gesunken. Das geht aus Statistiken hervor, die das Hessische Statistische Landesamt am Freitag veröffentlichte.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Hessen fast 18.000 neue Wohnungen fertiggestellt. Das sind knapp 16 Prozent weniger als noch 2023. Damals entstanden fast 21.300 neue Wohnungen. Als Wohnung bezeichnet das Statistische Landesamt sowohl Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, als auch Einfamilienhäuser.
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Das Minus fällt in Hessen etwas größer als im bundesweiten Schnitt aus. In Deutschland wurden 2024 insgesamt fast 252.000 Wohnungen fertiggestellt und damit 14 Prozent weniger als 2023. Niedriger war die Zahl zuletzt im Jahr 2015 (248.000). Besonders stark zurückgegangen ist die Zahl von errichteten Ein- und Zweifamilienhäusern. Sie sank um mehr als 22 Prozent.
Frankfurt führt die Tabelle an
In Hessen sind die mit Abstand meisten Wohnungen im vergangenen Jahr in Frankfurt entstanden (4.200). Auf den Plätzen zwei und drei landeten der Main-Kinzig-Kreis (1.200) und der Wetteraukreis (1.000). Die wenigsten neuen Wohnungen gab es im Werra-Meißner-Kreis (132), in Darmstadt (189) und im Odenwaldkreis (211).
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Die Zahlen verfestigten den Negativtrend, der sich seit mehreren Jahren abzeichnet, kritisiert der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW) in Frankfurt. "Wohnraum wird mehr und mehr zur Mangelware." Die Politik müsse schnell gegensteuern.
"Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren, um die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu entschärfen und mehr Menschen ein Zuhause zu ermöglichen, das sie sich leisten können", sagte Vorstand Axel Tausendpfund. Mit den abnehmenden Fertigstellungszahlen gehe die Schere zwischen dem dringend benötigten Angebot und der Nachfrage immer weiter auseinander.
Es braucht deutlich mehr Wohnungen
Laut einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) werden in Hessen bis 2030 jährlich über 26.000 Wohnungen benötigt. Laut einer Studie des Pestel-Instituts, einem Forschungsinstitut für Kommunen, Unternehmen und Verbände, braucht es in Hessen sogar mindestens 30.000 Wohnungen jährlich.
Die aktuelle Zahl bleibt deutlich dahinter zurück. Gleichzeitig ist die Zahl der Baugenehmigungen in Hessen rückläufig. Im Jahr 2024 sind laut Statistischem Bundesamt etwa 9.700 Baugenehmigungen erteilt worden. Das entspricht einem Rückgang von etwa 15 Prozent gegenüber 2023.
Forderung: Schnellere Baugenehmigungen
"Was nicht genehmigt wird, kann auch nicht gebaut werden", so Tausendpfund. Ursachen für den Rückgang der Bauvorhaben waren 2024 unter anderem gestiegene Zinsen für Baukredite, Kostensteigerungen für Baumaterialien sowie die konjunkturelle Lage.
Planungs- und Genehmigungsverfahren würden oft länger dauern als das Bauen, klagt der Verband baugewerblicher Unternehmen. Die Dauer der Baugenehmigungen betrug deutschlandweit 2024 im Schnitt 26 Monate. "Ein zentraler Hebel ist der Abbau von Bürokratie, denn wir müssen schneller und günstiger bauen", sagte der Präsident, Thomas Reimann.
Macht Landesregierung erste Schritte?
Die schwarz-rote Landesregierung vereinbarte in ihrem Koalitionsvertrag für die Jahre 2024 bis 2029: "Wir verbessern die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau und werden insgesamt die Planungs- und Genehmigungsverfahren im Bausektor beschleunigen. Dazu gehört unter anderem eine vollständige Digitalisierung der Genehmigungsverfahren." Konkrete Zahlen, wie viele Wohnungen gebaut werden sollen, werden jedoch nicht genannt.
Der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW) sieht erste richtige Handlungen bei der Regierung: "Der Gesetzesentwurf für die Novelle der Hessischen Bauordnung enthält viele Änderungen, die das Bauen schneller, einfacher und günstiger machen." Als Beispiele führt er Erleichterungen beim Dachgeschossausbau und bei Aufstockungen an, die es ermöglichen mehr Wohnungen in bestehenden Gebäuden zu schaffen.
Bundesregierung ebenfalls in der Pflicht
Nun müsse die Novelle schnell beschlossen und umgesetzt werden. Doch Tausendpfund sieht weiteren Handlungsbedarf: "Wir müssen kostentreibende und nicht sicherheitsrelevante Normen weiter reduzieren."
Auch die neue Bundesregierung sei in der Pflicht. "Der angekündigte Wohnungsbauturbo muss schnell zünden. Den Formulierungen im Koalitionsvertrag müssen nun zügig Taten folgen", so Tausendpfund. Schließlich dauere es dann immer noch eine ganze Weile, bis sich die veränderten Rahmenbedingungen in Bauprojekten niederschlagen und bezahlbare Wohnungen entstehen.
Die Ampel-Regierung hatte sich zum Ziel gesetzt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen und scheierte daran. Die neue Regierung vereinbarte keine konkrete Zahl im neuen Koalitionsvertrag.