Spargelstangen auf einem Feld in Weiterstadt

Höhere Produktionskosten, weniger Absatz: Die südhessischen Spargelbauern gehen mit gemischten Gefühlen in die kommende Saison, die eine wegweisende für die ganze Branche sein könnte.

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Weniger Spargel und Erdbeeren

Erntehelferin auf einem Spargelfeld
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Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, bald ist es so weit: Ab April herrscht wieder Ausnahmezustand in Südhessen, denn dann ist Spargelzeit. Die Euphorie bei den Spargelbauern hält sich in diesem Jahr allerdings in Grenzen. Zu schlecht lief der Absatz im vergangenen Jahr, zu unsicher sind die Aussichten für die Zukunft.

"Die Stimmung ist nicht gut", sagt etwa Ingo Helfrich vom Margaretenhof in Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) - und spricht damit aus, was viele Spargelbauern in der Region empfinden. Die Gründe sind bei allen dieselben: Höhere Energiekosten und höhere Lohnkosten bei sinkendem Absatz. Das gelte auch für den Erdbeer-Anbau.

Drei Faktoren, die das einst so bombensichere Geschäft mit dem "weißen Gold" ins Wanken gebracht haben. Drei Faktoren, die Spargelbauern nun zum Umdenken zwingen, denn allen ist klar: So wie bisher, geht es nicht weiter.

Wie es aber weitergehen kann, darüber sind sie sich noch uneins. Rolf Meinhardt, Spargelbauer aus Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg), steckt immer noch der Absatzrückgang von nach eigenen Angaben 20 Prozent im Vorjahr in den Knochen.

Ist weniger mehr?

Auf der einen Seite habe er in Folge der Inflation eine "Kaufzurückhaltung" bei den Kunden beobachtet. Doch das Problem greife tiefer, sagt er. "Wir hatten in Deutschland in den letzten Jahren ein großes Überangebot an Spargel." Meinhardt, der auch Vorsitzender des Verbands südhessischer Spargel- und Erdbeerbauern (VSSE) ist, fordert deshalb: "Alle sollten weniger anpflanzen."

Er selbst will mit seinem Tannenhof in diesem Jahr 30 Prozent weniger Spargel auf den Markt bringen als noch im Vorjahr. Dafür brauche er nur noch 330 statt der bislang 400 Saisonarbeiter. Das spare einerseits Kosten, andererseits stabilisiere es den Preis, was bei dem derzeitigen Anstieg der Produktionskosten unabdingbar sei, um gewinnbringend produzieren zu können. Auf den dann ungenutzten Flächen will Meinhardt andere Kulturen anbauen. In diesem Jahr versucht er es mit Flachs und Pappeln, etwa für Holzhackschnitzel. Ob das allerdings trägt, weiß er selbst noch nicht.

"Bei einem zu großen Angebot wird der Spargel am Ende verramscht", glaubt Meinhardt. Er sieht das "weiße Gold" wieder auf dem Weg zum "Luxusgemüse", das es einst schon war - in den 80er Jahren, als Meinhardt seinen ersten Spargel stach.

"Wir reduzieren alle"

Eine Meinung, der Spargelbauer Bodo Mönich aus Griesheim (Darmstadt-Dieburg) nur in Teilen zustimmen mag. "Ja, wir reduzieren alle", sagt er. Dass diese Reduzierung allerdings einen Einfluss auf den Markt hat, glaubt Mönich nicht. "Ich bilde mir nicht ein, dass wir dadurch bessere Preise erzielen können", sagt er.

Die Reduzierung sei schlicht eine Reaktion auf die vor allem durch Energie und Mindestlohn gestiegenen Kosten. In Zukunft werde er zum Beispiel weniger, dafür aber größere Stände für den Spargelverkauf aufstellen. "Das ist effizienter und somit günstiger." Auch Investitionen in Maschinen und andere Produktionsmittel schiebt Mönich derzeit noch auf. Er wolle keine Schulden machen, ohne zu wissen, was später in die Kassen kommt.

Aus denselben Gründen hat Bauer Helfrich vom Margaretenhof schon vor vier Jahren damit begonnen, die Produktion sukzessive zurückzufahren. "Wir drehen das Rad immer ein Stück weiter zurück", erklärt er.

Spargelgeschäft immer unkalkulierbarer

In einem sind sich aber alle drei Landwirte einig: Das Geschäft mit dem Spargel ist unkalkulierbarer geworden. "Wir wissen nicht, was auf uns zukommt", sagt Helfrich. Auch Mönich tut sich schwer, Prognosen für die Zukunft abzugeben: "Wir fahren derzeit nur auf Sicht." Meinhardt nennt die kommende Saison gar einen "Versuchsballon". Auch er mag nicht abschätzen, wohin der Weg geht.

An eine Rückkehr zu den goldenen Zeiten glauben die drei Spargelbauern allerdings nicht. "Ich weiß von vielen Betrieben, die bereits aufgehört haben oder ans Aufhören denken", sagt Meinhardt. Eine Entwicklung, die auch Mönich Angst macht. "In dieser Situation will sich das ja kaum noch jemand antun. Irgendwann werden dann nur noch ein paar große Betriebe übrig sein.", vermutet er. Wie lange er mit seinem mittelständischen Betrieb den Weg noch gehen kann, weiß er nicht.

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