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In Südhessen wird noch mehr Öl gefördert

Die Firma Rhein Petroleum erkundet die Region nach förderbarem Öl. Rechts im Bild: Geschäftsführer Peter Appel.

Im hessischen Ried wird von dieser Woche an wieder nach Erdöl gesucht: Die Firma Rhein Petroleum beginnt die angekündigte Erkundungsbohrung in Riedstadt.

Während das Land weg von fossilen Brennstoffen will, wird in Riedstadt (Groß-Gerau) die Förderung von Öl möglicherweise ausgebaut. Die Rhein Petroleum GmbH aus Heidelberg hat am einzigen hessischen Erdölförderstandort mit Erkundungsbohrungen für mögliche weitere Vorkommen begonnen. Hier gebe es keine Seen von Öl. Es sei quasi wie in einem Schwamm im Gestein, sagte Geschäftsführer Peter Appel am Mittwoch.

Der neue Bohrplatz mit dem Namen "Schwarzbach 2" liegt neben einer bestehenden Förderanlage im Riedstädter Ortsteil Goddelau. Für die Probebohrung bis in eine Tiefe von 1,7 Kilometern steht dort nun ein etwa 35 Meter hoher Bohrturm.

Ried ist Wasser-Versorger für das Rhein-Main-Gebiet

In den kommenden rund vier Wochen soll zunächst senkrecht in die Erde und dann in südwestliche Richtung gebohrt werden. "Der Schutz der trinkwasserführenden Schichten, die sich hier in einer Tiefe bis maximal 130 Metern befinden, hat höchste Priorität", sagte Appel. Die genehmigte und überwachte Bohrung nach dem "schwarzen Gold" bestehe aus teleskopartigen ineinanderliegenden Rohren, die mit einem Spezialzement abgedichtet würden.

Das Gelände der Rhein Petroleum GmbH mit dem Turm für Erkundungsbohrungen.

In dem trinkwasserführenden Bereich seien sie durch mehrere Schichten Stahl und Zement geschützt. Das hessische Ried ist beim Wasser einer der Hauptversorger des dicht besiedelten Rhein-Main-Gebietes.

Erdölförderung nur im Oberrheingraben

"In Hessen sind bislang nur im Oberrheingraben geologische Verhältnisse bekannt, die eine wirtschaftliche Gewinnung von Erdöl- oder Erdgasvorkommen mit konventionellen Fördermethoden gestatten", heißt es auf der Homepage des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HNLUG). Dem Landesamt und dem zuständigen Regierungspräsidium Darmstadt zufolge wird landesweit nur bei Riedstadt Erdöl gefördert.

Hier wurde auch schon früher Öl gewonnen. "Im hessischen Ried, dem in Hessen gelegenen nordöstlichen Abschnitt der Oberrheinischen Tiefebene, wurden in einem Gebiet zwischen Stockstadt, Gernsheim und Crumstadt bereits in den 1930er Jahren Erdölvorkommen entdeckt", kann man beim Hessischen Institut für Landesgeschichte nachlesen.

Erste Ergebnisse im August

Das Unternehmen begann nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mit den Vorbereitungen für die Erkundungsbohrung. Sie sei in den bestehenden Förderbetrieb integriert. Sollte sich "Schwarzbach 2" als wirtschaftlich erweisen, solle dort gefördertes Öl in der bereits bestehenden Produktionsanlage aufbereitet und dann mit Lastern in eine Raffinerie nach Karlsruhe gebracht werden. Im August sollen Ergebnisse vorliegen.

Rhein Petroleum fördert nach eigenen Angaben seit 2016 Öl im Ried, mittlerweile mit einer dauerhaften Genehmigung. In Südhessen sei schon 1952 mit der kommerziellen Förderung begonnen worden, diese wurde später aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Rund 100.000 Liter würden wöchentlich in die Raffinerie transportiert.

Bereits in den 1950er Jahren wurde in Riedstadt Erdöl gefördert.

Öl für industrielle Weiterverarbeitung geeignet

Das Öl aus dem Ried wird aber nicht verbrannt oder verheizt. Es ist dem Unternehmen zufolge leicht und schwefelarm und daher für eine industrielle Weiterverarbeitung geeignet. So würden unter anderem Arzneimittel oder Kunststoffe damit hergestellt. "Wir sind davon überzeugt, dass Erdöl als reiner Energierohstoff zumindest in Europa in absehbarer Zeit keine Rolle mehr spielen wird", sagte Appel.

Deutschland braucht Appel zufolge jährlich rund 85 Millionen Tonnen Öl. 14 bis 15 Millionen Tonnen davon seien für die industrielle Produktion nötig. Appel zufolge werden in Deutschland aber nur zwei Millionen Tonnen Öl gefördert. Wie lange der Rohstoff im hessischen Ried gefördert werden könne, sei nicht abzuschätzen. Das hänge von Faktoren wie dem Ölpreis ab.

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