Leiharbeiter müssen gehen VW investiert eine Milliarde in Werk Baunatal
VW plant kräftige Investitionen in das Werk Baunatal: allein in die Fertigung sollen 800 Millionen Euro fließen. 3.500 Jobs sollen langfristig gesichert werden. Für Leiharbeiter gibt es dagegen schlechte Nachrichten.
Mit der angekündigten Investition sehen die Leitung und der Betriebsrat das VW-Werk Baunatal (Kassel) gut für die Zukunft aufgestellt. 800 Millionen Euro sollen in die Fertigung neuer Produkte in der E-Mobilität am Standort fließen.
Die komplette Investitionssumme für die kommenden fünf Jahre ist sogar noch höher. Weitere 200 Millionen Euro sollen die restlichen Bereiche bekommen. Auch die Ersatzteile-Logistik in Baunatal soll gestärkt werden, allein in diesem Jahr mit rund 90 Millionen Euro Jahr für eine Erweiterung.
Garantie für 15.000 Mitarbeitende
Nach der Einigung in den Tarifgesprächen sei dies ein bedeutender Beitrag zur langfristigen Beschäftigungssicherung, sagte der Betriebsratsvorsitzende Carsten Büchling nach einer Betriebsversammlung am Mittwoch.
Die Großinvestition für neue Produkte sei in der aktuellen Fünfjahresplanung enthalten, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Christian Wetekam. Durch die getroffene Vereinbarung würden etwa 3.500 Arbeitsplätze in ferner Zukunft abgesichert.
Eine Beschäftigungsgarantie gilt für die insgesamt etwa 15.000 Mitarbeitenden des Werks Baunatal. Es ist das weltgrößte Komponentenwerk des Volkswagen-Konzerns, weite Teile des elektrischen Antriebsstrangs werden hier hergestellt.
Plattform für E-Mobilität
Nach den Plänen soll unter anderem der Antriebsstrang für die Volkswagen-Zukunftsplattform Scalable Systems Platform (SSP) an dem nordhessischen Standort gebaut werden. Auf der SSP sollen künftig alle neuen E-Modelle des Konzerns basieren.
Viele Produkte der Zukunft seien für Baunatal entschieden und die Investition in Höhe von 800 Millionen in deren Fertigung vereinbart worden, sagte Werkleiter Jörg Fenstermann. Er sprach von "turbulenten Zeiten", die hinter dem Konzern und dem Werk lägen. "Gemeinsam mit dem Betriebsrat konnten wir ein Standort-Paket schnüren, mit dem wir die Zukunft gut beschreiten können."
Leiharbeiter müssen gehen
Doch nicht alle Beschäftigten profitieren von der Vereinbarung. Für 720 Zeitarbeitnehmer am Standort etwa gibt es schlechte Nachrichten: Ihre Verträge werden laut Fenstermann nach dem Sommer nicht verlängert. Sie seien im vergangenen Jahr eingestellt worden, um den schwierigen Anlauf beim E-Antrieb zu stemmen.
Auch für etwa 400 bis Jahresende befristete Mitarbeiter bleibt die Zukunft noch ungewiss. "Das entscheiden wir aktuell noch nicht", sagte Fenstermann.
Ein Viertel der VW-Jobs in Deutschland fällt weg
Bei der Standortvereinbarung hatten sich Konzern und Gewerkschaft im Dezember nach langem Ringen auf ein Sanierungsprogramm für die Kernmarke VW geeinigt. Bis 2030 soll danach fast ein Viertel der 130.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen.
Betriebsbedingte Kündigungen wurden ausgeschlossen, der Abbau soll vor allem über Vorruhestand und Abfindungen erfolgen. Der Konzern hat dafür die Altersteilzeit noch einmal ausgeweitet und bietet Abfindungen auch Jüngeren an, die freiwillig ausscheiden.
Rund 20.000 Austritte aus dem Unternehmen bis 2030 sind nach Konzernangaben bereits vertraglich fixiert. Damit ist mehr als die Hälfte des bis 2030 geplanten Abbaus von 35.000 Stellen fest vereinbart.