Wiesbaden plant für die Zukunft. An der Mainzer Straße und am künftigen BKA-Standort in Erbenheim sollen zwei Bahnstationen entstehen. Ein Investor wird noch gesucht.

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Neue Bahnhöfe: Wiesbaden plant für die Zukunft

Visualisierung des Bahnhofs an der Mainzer Straße in Wiesbaden.
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Wiesbaden, die Stadt ohne Straßenbahnen, bekommt vielleicht zwei neue Bahnhöfe. Der eine würde an der Mainzer Straße liegen, dort wo früher eine Flüchtlingsunterkunft war. Es ist erst einmal nur ein Entwurf. Die Idee: das städtische Grundstück für einen Verkehrsknotenpunkt nutzen.

Zwei Bahnlinien treffen da zusammen: eine stillgelegte Strecke von Wiesbaden-Ost Richtung Erbenheim und die Ländchesbahnstrecke nach Niedernhausen. Der neue Bahnhof "Mainzer Straße" wäre ein neuer Halt kurz nach dem Hauptbahnhof für S-Bahnen und Regionalzüge.

Auch ein Hochhaus soll am Bahnhof entstehen

Ein Darmstädter Architekturbüro hat die Idee entwickelt. Sie sehen an dem Bahnhof auch eine große Bushaltestelle, ein begrüntes Parkhaus für Park+Ride, Stationen für Mieträder und E-Roller und Ladesäulen für Elektromobilität.

Das Grundstück an der Mainzer Landstraße liegt momentan brach. Das könnte daraus werden: ein Umsteigeplatz mit Einkaufsmöglichkeiten für alle, die ihr Auto stehen lassen und mit alternativen Verkehrsmitteln weiter in die Innenstadt wollen. Zu den Plänen gehört auch ein Hochhaus mit bis zu 25 Stockwerken. Mit Läden, Büros und Wohnungen.

Restaurants und grüne Ebenen

Der Grundriss ist ungewöhnlich: ein Dreieck. Die Städteplaner können sich ein Kino, ein Hotel und einen Supermarkt in den verschiedenen Stockwerken vorstellen. Und noch mehr: Konferenzräume, Restaurants und grüne Ebenen. Der Ort ist bisher nicht schön.

Die Mainzer Straße ist eine Ein- und Ausfallstraße von der A66 in die Stadt, und das Grundstück liegt direkt an der Autobahnauffahrt. Für mehr Grün soll nun die Wäschbachaue stärker renaturiert werden. Wiesbadens Oberbürgermeister Mende sieht in dem Verkehrszentrum mit Hochhaus "eine große Chance".

Noch ist das aber Zukunftsmusik. Kosten und möglicher Zeitrahmen sind noch unklar. Bislang wurde eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, es wird weiter geplant. Gespräche mit der Bahn sollen folgen. Die Stadt sucht einen Investor.

Auch Halt für das neue BKA geplant

Auch der zweite Bahnhof wird an einem Gebäude geplant, das es noch nicht gibt: am neuen BKA. Wiesbaden will für das Bundeskriminalamt im Stadtteil Erbenheim bauen. Dort sollen die sieben verstreuten Standorte zusammengelegt werden. Auf gut 26 Hektar landwirtschaftlicher Fläche könnte ein Ort für Büros und Gewerbe mit bis zu 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstehen. Für sie soll es einen neuen Bahnhof geben.

Praktisch: Gleise und eine Bahnlinie gibt es bereits. Die oben genannte Ländchesbahn (RB21, HLB) nach Niedernhausen fährt dort alle halbe Stunde vorbei. Der neue Halt soll nach einer Schätzung 1,9 Millionen Euro kosten. Ziel ist aber ein 15-Minuten-Takt, und der ist so noch nicht möglich. Dafür müsste für geschätzte 8 Millionen Euro noch ein zweites Gleis gebaut werden, damit sich Züge auch begegnen können.

Das Verkehrsdezernat soll nun weiter planen. Ende der Sommerferien soll es dann eine Vereinbarung mit der Deutschen Bahn AG geben. Möglicherweise lassen sich Synergien mit dem Bau der Wallauer Spange (neue Bahnstrecke Wiesbaden – Flughafen) nutzen.

Die Stadt blickt noch weiter in die Zukunft. Sollte das Ostfeld gebaut werden, ein neuer Stadtteil für rund 10.000 Menschen, könnte man die Ländchesbahn vom BKA dorthin abzweigen lassen. Das wird noch untersucht.

Teil der Verkehrswende

Hintergrund: Wiesbaden ist eine Großstadt mit mehr als 296.000 Einwohnern. Die Stadt hat aber weder U-Bahnen noch Straßenbahnen. Den Bau einer ersten Straßenbahnlinie von Mainz über Wiesbaden in den Taunus, die so genannte Citybahn, haben die Bürgerinnen und Bürger 2020 abgelehnt. Also gibt es nur Busse. Von denen fahren zur Zeit allerdings wegen einem Mangel an Busfahrern einige nicht.

Trotzdem will und muss Wiesbaden eine Verkehrswende hin zu weniger Autoabgasen schaffen - das ist das Ergebnis einer Klage der Deutschen Umwelthilfe. Mehr Bahnhöfe können dabei ein Baustein sein.

Ein weiteres Ziel der Stadt ist es, die Mainzer Straße zu entwickeln. Der Plan kommt schon aus den 1990er Jahren. Seit 2007 gibt es einen Rahmenplan. Ob für den "großen Wurf" an der Mainzer Straße Geld da ist, muss sich noch zeigen. Für den Halt am künftigen BKA dürfte das Geld aber zusammenkommen. Ohne Halt kein Neubau. Das hat die Regionalversammlung Südhessen schon 2021 beschlossen.

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