Ein Foto von Tugce A. vor dem Klinikum in Offenbach

Tugce A. ist tot. Am Freitagabend wurden die lebenserhaltenden Geräte im Klinikum Offenbach abgeschaltet. Zuvor hatten Trauernde von der für hirntot erklärten Studentin Abschied genommen. Bundespräsident Joachim Gauck will prüfen lassen, ob Tugce das Bundesverdienstkreuz erhält.

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Trauer um Tugce

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"Die Maschinen wurden abgeschaltet", sagte der Vater Tugces am späten Freitagabend (28.11.2014). Am Freitag wäre die Studentin 23 Jahre alt geworden. Wie angekündigt entnahmen Ärzte der jungen Frau mehrere Organe. Tugce A. besaß einen Organspendeausweis. Beerdigt werden soll sie nach Aussage ihres Vaters in ihrem Geburtsort Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig). Tugce war vor fast zwei Wochen von einem Angreifer niedergestreckt worden und ins Koma gefallen. Sie hatte laut Zeugenaussagen einen Streit schlichten wollen. Die Ärzte hatten am Mittwoch den Hirntod der Frau aus Gelnhausen festgestellt. 

Gauck: "Land trauert mit Ihnen" 

In einer Internetpetition auf change.org forderten bis Samstagmittag mehr als 100.000 Menschen das Bundesverdienstkreuz für Tugce. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hatte am Freitag gesagt, er habe große Sympathie für die Petition und werde auf Bundespräsident Joachim Gauck zugehen. Gauck schrieb change.org am Samstag, er werde den Wunsch prüfen, Tugce mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zu würdigen. In einem Beileidsschreiben an die Familie betonte Gauck: "Sie wird immer ein Vorbild bleiben. Unser ganzes Land trauert mit Ihnen."

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Verdienstorden für Tugce? Joachim Gauck sagt Prüfung zu

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Bouffier und sein Stellvertreter Tarek Al-Wazir (Grüne) drückten der Familie ihr Beileid aus. "Es ist schlimm, eine Tochter zu verlieren, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatte", schrieben beide in einer Erklärung. "Wir sind tief betroffen von der Gewalttat und dem sinnlosen Ende dieser jungen Frau." Oppositionsführer und SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel sagte: "Den couragierten Schutz von Mädchen bezahlt die Lehramtsstudentin Tugce A. mit ihrem Leben." Ihr Tod sei unendlich grausam und ungerecht.

Unter dem Motto "Tugce zeigte Zivilcourage, zeigen wir ihr unseren Respekt" hatten sich am Freitag rund 1.500 Trauernde vor dem Klinikum in Offenbach versammelt. Sie zündeten Kerzen an, stellten auf einer Wiese vor der Klinik Fotos und Blumen auf und ließen Luftballons aufsteigen. Mit einer Schweigeminute wurde der Studentin gedacht. Dazu wurde ein Klavierstück gespielt, das Tugce auf ihrer Abifeier vorgetragen hatte. Ein Freund der Familie bedankte sich am Freitagabend vor dem Krankenhaus für die Anteilnahme der Menschen. Mehr als 130.000 Menschen zeigten auf einer Gedenkseite ihr Mitgefühl. 

Video zeigt die Tat 

Ein 18-Jähriger soll die Lehramtsstudentin der Gießener Universität in den frühen Morgenstunden des 15. Novembers nach einem Streit auf einem Parkplatz vor der McDonalds-Filiale mit einem Schlag niedergestreckt haben. Dabei fiel die junge Frau mit dem Kopf auf einen Stein und erlitt schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen. Ein Video, das den Ermittlern vorliegt, zeigt die Ereignisse. Zeugen zufolge soll Tugce versucht haben, zwei jungen Mädchen zu helfen, die von Männern belästigt wurden. Es ist noch unklar, ob sie durch den Schlag tödlich verletzt wurde oder durch den Aufprall auf das Pflaster.

McDonalds geht nicht von Fehlverhalten der Mitarbeiter aus

Ein McDonalds-Sprecher teilte am Freitag mit, es gebe "aktuell für uns keinen Anlass, von einem Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter auszugehen". Dies zeigten auch Aufnahmen der Sicherheitskameras. Die Ermittler hätten den Bedienungen des Offenbacher Imbisses bislang auch nichts vorgeworfen. Wachholz sprach der Familie von Tugce sein Beileid aus: "Unser Mitgefühl gilt in diesem Moment vor allem Tugces Familie, der wir in diesen schweren Stunden viel Kraft wünschen."

Der Tatverdächtige hat den Schlag in einem ersten Verhör eingeräumt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Seitdem schweigt er und sitzt in Untersuchungshaft. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Er sei der Justiz zwar bereits bekannt gewesen, aber kein Intensivtäter. Von den Mädchen fehlt jede Spur. Die Polizei sucht sie als wichtige Zeuginnen.