Skifahrer lassen sich mit einem Schlepplift an einer Piste auf der Wasserkuppe hinaufbefördern.

Ein Skilift auf der Wasserkuppe? Als Unternehmer Josef Wiegand diese Idee aus dem Südtirol-Urlaub mitbrachte, lebte der Wintersport-Tourismus in der Rhön auf. Sein Sohn entwickelte die Wasserkuppe zu einem beliebten Wintersport-Zentrum - und stößt nun an Grenzen.

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60 Jahre Skilifte auf der Wasserkuppe – Jubiläum wird gefeiert

hs 19.01.2024
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Mit zehntausenden Besuchern pro Jahr ist die Wasserkuppe in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Wintersport-Gebiet von überregionaler Bedeutung avanciert. Beliebt ist sie bei Ski- und Snowboardfahrern. Für Abfahrten auf Hessens höchstem Berg kommen Gäste auch aus anderen Bundesländern in die Rhön.

Ein Mann war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Wasserkuppe diese Entwicklung genommen hat: Josef Wiegand (1934 bis 2014) hat den ersten Skilift dort errichten lassen. "Damit hat er Pioniergeist bewiesen", sagt sein Sohn Hendrik Wiegand, der den Wintersport und Liftbetrieb auf der Wasserkuppe mit den zugehörigen Firmen weiter ausgebaut hat.

Start im Februar 1964

Am 16. Februar 1964 begann der Liftbetrieb auf der Wasserkuppe. Es war die erste Förderanlage in der hessischen Rhön überhaupt, wie der 59-jährige Hendrik Wiegand erklärt. Das 60. Jubiläum wird nun von Freitag bis Sonntag in der Ski- und Rodelarena auf der Wasserkuppe in Gersfeld (Fulda) gefeiert.

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Programm zum Skilift-Jubiläum

Anlässlich des Jubiläums werden günstigere Tickets für Skifahren und Rodeln (vier Stunden zum Preis von einer Stunde) und verbilligte Einsteigerkurse angeboten. Für Kinder soll es besondere, noch nicht näher benannte Überraschungen geben. DJs legen Musik auf und wollen für Après-Ski-Atmosphäre sorgen. Eine Besonderheit gibt es nur am Samstag: Eine abgesperrte Rennstrecke wird geöffnet, mit Start- und Zielbereich sowie Zeitnahme.

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Die Idee für den ersten Skilift brachte Josef Wiegand 1962 aus dem Skiurlaub in Südtirol mit. Dort lernte er Skilaufen und fuhr auch zum ersten Mal Lift. Daheim angekommen, sah Wiegand die Marktlücke in der Rhön und schloss sie mit dem ersten Skilift auf dem schneesicheren Nordhang der 950 Meter hohen Wasserkuppe.

"Wintersport ist Wirtschaftsfaktor"

In den Folgejahren kamen immer mehr Lifte hinzu. Mittlerweile gibt es sechs Lifte und Förderanlagen auf der Wasserkuppe. Damit ist sie nach Willingen das zweitgrößte Skigebiet in Hessen.

Im Schnitt werden laut Hendrik Wiegand rund 50.000 Besucher pro Jahr gezählt, die Tickets kaufen. In Top-Jahren sogar doppelt so viele. "Der Wintersport-Betrieb auf der Wasserkuppe ist zu einem Wirtschaftsfaktor mit großer Bedeutung für den Tourismus geworden", sagt er.

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Sein Vater habe früh auf Innovationen und technische Unterstützung gesetzt. Bereits seit 1982 helfen Schneekanonen bei der Beschneiung, die seither immer weiter ausgebaut wurde. Ohne sie wäre der alpine Wintersport in dieser Form aktuell nicht mehr möglich. Der Kunstschnee bildet das Fundament für die Pisten angesichts der immer schwächeren Schneefälle in zunehmend milden Wintern.

Schneekanone auf der Wasserkuppe

Klimawandel macht Liftbetrieb schwieriger

Wegen des Klimawandels wird es immer aufwendiger, die Pisten mit ausreichend Schnee herzurichten. Der Hälfte aller Skigebiete in Europa droht Schneemangel. Und vor allem in Deutschland fällt immer seltener Schnee. Das trifft die Skigebiete hart.

Am 760 Meter hohen Hoherodskopf im benachbarten Vogelsberg, wo Wiegand auch zwei Skilifte gehören, sei der Betrieb bereits unwirtschaftlich geworden. Die Lifte dort liegen etwa 200 Meter tiefer. Somit gibt es dort weniger Naturschnee. Und aus Umweltschutzgründen dürfen dort keine Schneekanonen platziert werden.

Weil die Rahmenbedingungen immer schwieriger werden, verfolgt Hendrik Wiegand auch auf der Wasserkuppe keine großen Zukunftsvisionen mehr. "Das Entwicklungspotenzial ist dort weitgehend ausgeschöpft", sagt der Firmeninhaber.

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Pläne für Sessellift auf Eis

Vor Jahren gehegte Pläne für einen Sessellift mit mehr Förderkapazität und Komfort sowie verlängerte Pisten haben keine Chance mehr, wie Wiegand auf Anfrage bekräftigte. Da das Millionen-Projekt nicht kommt, müssen sich Skifahrer weiter im Stehen von Ankerliften den Berg hochziehen lassen.

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60 Jahre Skilifte auf der Wasserkuppe

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Investiert werden soll dagegen in das Förderband (Zauberteppich) am Anfängerhang neben der vor Jahren bereits aufwendig modernisierten Märchenwiesen-Hütte. Das Förderband soll für einen sechsstelligen Betrag überdacht werden.

Weiter Abstand nimmt Wiegand dagegen vom Downhill-Betrieb für Mountainbiker im Sommer, den es etwa in Willingen gibt. Dort können sich Radsportler mit ihren Bikes auf die Berge befördern lassen und dann heruntersausen.

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60 Jahre: Wie der Skilift-Betrieb den Wintersport auf der Wasserkuppe ins Laufen brachte

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Zukunftsaufgabe: Betrieb aufrechterhalten

Zu den Aussichten für Winterbetrieb auf der Wasserkuppe sagte Geschäftsführer Jeremias Kümpel: "Wir können nur versuchen, den Skibetrieb in den nächsten Jahren so lange wie möglich aufrechtzuerhalten." Das Angebot solle sich vor allem an junge Familien richten. "Anfänger können auf der Wasserkuppe wunderbar erste Ski-Erfahrungen sammeln." Dafür solle auch weiter in die Beschneiung investiert werden - mit energiesparenden, effizienteren und leiseren Anlagen.

Der Skilift-Betreiber will zudem weiter daran arbeiten, die Parkplatz-Situation auf der Wasserkuppe zu verbessern. An besucherstarken Wochenenden sind die Stellplätze schnell überfüllt. Die Zufahrten werden dann häufig von der Polizei gesperrt.

Wintersportler auf der schneebdeckten Wasserkuppe neben einem Polizeiauto

Dadurch gehen laut Wiegand Einnahmen verloren: "Dabei dürfte auf den vielen ungenutzten Flächen auf der Wasserkuppe eigentlich genug Platz sein. Doch wegen unterschiedlicher Besitzrechte und Nutzungsbestimmungen gab es noch keine Lösung."

Selbst in die Hand nehmen will Wiegand eine optische Aufwertung. Mit Bepflanzungen sollen die Freizeitanlagen vor allem im Sommer attraktiver erscheinen.

Wintersportler drängen sich morgens am Kinderlift und der Skischule auf der 950 Meter hohen Wasserkuppe.

Kritik von Umweltschützern verstummt

Womöglich sehen das auch Naturschützer gern. In den vergangenen Jahrzehnten gab es wegen des Tourismus-Trubels auf der Wasserkuppe zuweilen Unmut von Umweltschützern. "Kritik wurde immer mal wieder auch an uns herangetragen", sagt der hessische Leiter des Biosphärenreservats Rhön, Torsten Raab. Doch diese Stimmen seien weitgehend verstummt. "Die Wasserkuppe ist ein etablierter Hotspot für Besucher aller Art. Das haben auch Umweltschützer akzeptiert."

Heute konzentriere sich der Wintersport-Tourismus auf einen kleinen Teil der Wasserkuppe. "Sensiblere Standorte, die für den Artenschutz bedeutsam sind, werden dadurch entlastet." Mittlerweile gebe es eine "akzeptierte Koexistenz" der Interessengruppen auf dem Berg, meint Raab. "Die Wasserkuppe übt eben für viele Menschen große Anziehungskraft aus."

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Zum Unternehmen

Die Firma Wiegand Erlebnisberge GmbH betreibt in mehreren Regionen Deutschlands neben Skiliften auch Sommerrodelbahnen und Kletterwälder. Zu den Standorten zählen die Rhön, der Vogelsberg und der Odenwald in Hessen. Darüber hinaus sind es der Harz, das Erzgebirge, der Thüringer Wald, die Fränkische Schweiz und der Schwarzwald. Insgesamt gibt es in Deutschland zehn Standorte. Gegründet wurde das Unternehmen von Josef Wiegand (1934-2014). Geführt wird es heute in zweiter Generation von Hendrik Wiegand und Pamela Groll. Die in Rasdorf (Fulda) ansässige Firma hat über 100 Festangestellte sowie zahlreiche Aushilfen über die Sommer- und Wintersaison.

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