"Wir reiben uns auf" Ausfälle bei Kita-Personal laut Studie "dramatisch"

In den letzten Jahren stieg die Zahl der Krankheitstage bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kitas drastisch an. Auch im vergangenen Jahr lag sie deutlich über dem Schnitt anderer Berufsgruppen. Betroffene klagen über hohe Belastung, eine Expertin spricht von einem "Teufelskreis".

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Ausfälle bei Kita-Personal laut Studie "dramatisch"

Zwei Kinde spielen draußen
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Die krankheitsbedingten Ausfälle in Kitas haben in Hessen und bundesweit laut einer Studie ein "dramatisches" Niveau erreicht. So sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kitas im vergangenen Jahr in Hessen deutlich häufiger krank ausgefallen als Beschäftigte in anderen Berufen.

Angestellte im Bereich Kinderbetreuung und -erziehung waren 2023 im Schnitt an knapp 31 Tagen krankgeschrieben, wie aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Damit liegt Hessen sogar über dem Bundesdurchschnitt von 29,6 Tagen.

Über alle Berufsgruppen hinweg lag die Zahl der Krankentage in Hessen im selben Zeitraum bei knapp 21 Tagen.

"Wir reiben uns auf"

Die Gründe für die hohe Zahl an Krankheitstagen sind vielfältig. "Der Beruf ist körperlich anstrengend. Wir müssen Kinder heben, sitzen viel auf kleinen Kinderstühlen, hinzu kommt der hohe Geräuschpegel", erzählt Bettina Pappert, Erzieherin in der Frankfurter Kita "Haus der kleinen Strolche". Generell würden Eltern oft auch kranke Kinder in die Kita schicken. "Da steckt man sich dann auch an."

Der Beruf mache ihr große Freude, sagt die Mittfünzigerin. Die Herausforderungen würden allerdings immer größer: "Es gibt immer mehr Kinder mit Förderbedarf und sozialen Auffälligkeiten", erklärt Pappert. Die bräuchten deutlich mehr Aufmerksamkeit. "Wir reiben uns auf."

Psychische Belastung als Hauptgrund

Kaum verwunderlich, dass die Studie psychische Belastungen als Hauptgrund für die vielen Ausfälle anführt. Sie machen in Hessen rund 20 Prozent der Krankheitstage aus. In den vergangenen Jahren zeichnete sich laut Studie zudem ein besorgniserregender Trend ab: Zwischen 2021 und 2023 stiegen die Arbeitsunfähigkeitstage des Kita-Personals bundesweit um rund 26 Prozent.

"Viele Kitas stecken in einem Teufelskreis: Aufgrund der steigenden Krankenstände fallen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunimmt", erklärt Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung. Hinzu komme ein genereller Personalmangel.

Qualität der Betreuung sinkt

Das wirke sich auch unmittelbar auf die Qualität der Betreuung aus: "An gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung ist vielerorts gar nicht mehr zu denken", sagt Stein.

Julia Zabudkin arbeitet seit 20 Jahren in Kitas, in Frankfurt hat sie selbst schon drei gegründet. "Noch nie waren so viele Menschen krank", sagt sie. Sie führt den hohen Krankenstand auch auf fehlende Belastbarkeit der Mitarbeitenden zurück, die wiederum mit mangelnder Ausbildung zusammenhänge.

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Studie fordert bessere Ausbildung

Die Bertelsmann-Studie fordert deshalb eine gesetzlich verankerte Finanzierung für Vertretungen durch qualifiziertes Personal für alle Ausfallzeiten. Die Ausbildung vor allem von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern müsse vorangetrieben und bundesweite Standards für die fachliche Eignung eingeführt werden.

"Kitas unterstützen Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In erster Linie sind sie aber für gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder verantwortlich. Die gibt es aber nur mit qualifiziertem Personal", betont Expertin Stein.

Gewerkschaft fordert qualifiziertes Personal

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betonte in Frankfurt: "Jetzt sind schnelle und gezielte Maßnahmen von Bund und Ländern notwendig, um den Personalengpass zu beheben." Zugleich warnte die Gewerkschaft vor Tendenzen, nicht ausreichend qualifiziertes Vertretungspersonal einzusetzen: "Diese Entwicklung ist brandgefährlich."

Die Stiftung stützt sich in der Auswertung im Wesentlichen auf Daten der Krankenkasse DAK, bei der bundesweit 12,2 Prozent der Beschäftigten in der Kinderbetreuung versichert seien. Auch der Stiftung vorliegende Zahlen anderer Krankenkassen bestätigten den Trend, hieß es.

Sozialministerium sieht Kommunen in der Verantwortung

Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) betonte, verwantwortlich für die Betreuung in den Kitas seien in erster Linie die Kommunen. "Wir brauchen aber auch die entsprechenden Fachkräfte als Ersatz", so Hofmann.

Das Land unterstütze die Kommunen deshalb unter anderem mit Förderprogrammen bei der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Zum Beispiel über die sogenannte praxisintegrierte und vergütete Ausbildung, die nun auf 1.000 Stellen aufgestockt worden sei.

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Redaktion: Julian Moering

Sendung: hessenschau ,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe, epd, mit Informationen von Nora Enns