Frederic Charrier - junger Feuerwehrmann, kurzes dunkler Haar, lehnt an der Front eines Feuerwehrautos. In den Händen hält er einen Feuerwehrhelm.

Wenn bei der Freiwilligen Feuerwehr in Schwalbach am Taunus der Alarm schrillt, haben einige Ehrenamtliche keinen Weg zur Feuerwache, denn sie sitzen schon dort. Homeoffice-Arbeitsplätze in der Wache einrichten - für diese Idee gab es jetzt einen Preis.

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Preis für Freiwillige Feuerwehr in Schwalbach

hs 28.02.2024
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Die Freiwilligen Feuerwehren machen einen wichtigen Job: Brände löschen, umgestürzte Bäume aus dem Weg räumen oder auch mal eine Katze vom Dach retten. Die Mitglieder sind in Vereinen organisiert, arbeiten also ehrenamtlich. Viele machen das neben ihrem regulären Job und von dort ist bei einem Einsatz der Weg oft weit.

Um im Ernstfall schneller einsatzfähig zu sein, hat die Feuerwehr in Schwalbach (Main-Taunus) in der Wache Büro-Räume eingerichtet. Von hier aus können die Mitglieder arbeiten. Es ist praktisch Homeoffice, nur von der Feuerwache aus.

Ruhe - gute Technik - im Ernstfall sofort am Start

Neuer Teppich, blaue Vorhänge und insgesamt sechs Online-Arbeitsplätze mit großen Bildschirmen - in den zwei neu eingerichteten Räumen im ersten Stock der Feuerwache im Ortskern von Schwalbach kann man sich wohlfühlen.

Feuerwehrfrau Melanie Ahrweiler beispielsweise genießt die Ruhe und den Platz im Vergleich zum Homeoffice in ihrer Wohnung. Auch der Schüler Frederic Charrier hat sich mit seinem Laptop am Bildschirm angeschlossen. Er macht in der Feuerwache regelmäßig Hausaufgaben oder Projektarbeiten und lobt die gute Arbeitsumgebung: "Das ist eine schöne Atmosphäre hier, ordentliche Technik und man kann hier auf jeden Fall gut arbeiten."

Homeoffice-Idee kam in der Corona-Zeit

Die rund 70 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in Schwalbach können theoretisch alle von hier aus ihren Job machen. Und sie kommen gerne: Ob Bauingenieure, IT-Facharbeiter oder Studenten, alle möglichen Berufe sind vertreten.

"Manchmal kommt es vor, dass die sechs Arbeitsplätze schon besetzt sind und einer wieder nach Hause gehen muss", erzählt Tobias Hollomotz. Er ist zuständig für das Personal der Freiwilligen Feuerwehr in Schwalbach und hatte die Idee zu den Büros direkt im Feuerwehrhaus. Corona hatte den Anstoß gegeben, denn viele Arbeitnehmer mussten ins Homeoffice.

Tobias Hollomotz lehnt an der Front eines Feuerwehrautos. Hollomotz, Vollbart, lacht in die Kamera, Hände in den Hosentaschen, schwarzes Langarmshirt nach oben gekrempelt.

 

"Für uns war als Feuerwehr klar, dass es immer so eine Hybridlösung bleiben würde: 50 Prozent vom Büro und 50 Prozent von zuhause aus. Die Frage war, wie binden wir das Personal?"

Mit finanziellen Mitteln der Stadt und viel Eigenarbeit wurde die Idee umgesetzt. Die Räume wurden entkernt, renoviert und gestrichen und schließlich die modernen Büros eingerichtet.

Innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort

Wie sieht es im Alarmfall aus? Aus den Lautsprechern in der Feuerwache ertönt ein Gong. Jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau hat außerdem einen Piepser bei sich. Im Ernstfall bedeutet das Signal, sich so schnell wie möglich auf der Wache einzufinden. Egal wo sie sind, ob bei der Arbeit oder zuhause, die Freiwilligen lassen alles stehen und liegen. Innerhalb von zehn Minuten müssen sie am Einsatzort sein - so der gesetzliche Auftrag.

Die sechs Kollegen, die vor Ort in der Wache sind, haben es einfach. Sie müssen sich nur zügig in die Umkleiden im Erdgeschoss begeben und in ihre Schutzanzüge schlüpfen. Hosen über die Stiefel gestülpt, Schutzhelm auf und ab in die Fahrzeuge nebenan.

Normalerweise arbeitet IT-Spezialist Hollomotz in Bad Homburg. Bis Schwalbach kann er es innerhalb von zehn Minuten gar nicht schaffen. Also nutzt auch er gerne die Coworking-Plätze in der Wache.

Feuerwehr des Monats Februar

Für ihre Idee ist die Feuerwehr Schwalbach zur "Feuerwehr des Monats Februar" gekürt worden. "Der überwiegend ehrenamtlich sichergestellte Brandschutz funktioniert nur, wenn die Vereinbarkeit von Ehrenamt und Beruf gewährleistet ist", sagte Innenminister Roman Poseck (CDU) bei der Preisverleihung. Die Feuerwehr Schwalbach habe hierfür einen innovativen und sehr wirkungsvollen Weg gewählt.

Auch der Landesfeuerwehrverband Hessen findet das Konzept ideal. Präsident Norbert Fischer erklärt, "dass so mehr Personal für den Tageseinsatz zur Verfügung steht, und der Gesetzesauftrag binnen zehn Minuten am Einsatzort sein zu müssen, besser gewährleistet werden kann".

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Feuerwehren in Hessen

In Hessen gibt es mehr als 2.600 Freiwillige Feuerwehren in den Städten und Gemeinden. Hinzu kommen 61 Werk- und Betriebsfeuerwehren, sowie die Berufsfeuerwehren Frankfurt, Wiesbaden, Kassel, Darmstadt, Offenbach, Gießen und Hanau. Hessenweit gibt es etwa 70.000 ehrenamtliche Feuerwehrleute.

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Die 1.000 Euro Preisgeld, wollen die Feuerwehrleute in Schwalbach in die neuen Büros investieren. Sie wollen noch etwas an der Akustik arbeiten, besser isolieren und Schallschutzmaßnahmen einbauen. "Die Party fällt also aus", lacht Hollomotz.  

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