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Mehr Spaß am Lesen mit neuer App

Kind scrollt durch Text: Kinderhände halten ein Smartphone

Kinder lesen immer schlechter, das haben Untersuchungen wie die Pisa- oder die Iglu-Studie gezeigt. Ein Start-up von Studierenden der Uni Gießen will das mit einer neuen Leseapp ändern und setzt dabei auch auf Spielspaß.

Wenn Marie die Wahl zwischen einer Runde Minecraft und einem Buch hat, dann entscheidet sich die Neunjährige aus Büdingen (Wetterau) meistens für Ersteres - sehr zum Verdruss ihrer Eltern, beides Bücherwürmer. Doch auch in sogenannten Bildungshaushalten hat die Digitalisierung Einzug gehalten.

Auch hier nimmt verschiedenen Studien zufolge die aktive Lesezeit von Kindern seit Jahren ab, während die Nutzungszeit von Handys, Tablets und Co. zunimmt. Die Kinder haben demnach schlicht keine Freude mehr an gedruckten Texten.

Das Start-up "Maple Tales", gegründet von Studierenden der Uni Gießen, möchte diesem Negativtrend entgegenwirken und Kinder genau da abholen, wo sie ihre Zeit verbringen: am Smartphone, mit der gleichnamigen App "Maple Tales". Der Clou der App: Dort finden Kinder nicht nur Kurzgeschichten zum Lesen, sie können sie aktiv mitgestalten und sollen damit wieder Spaß am Lesen finden.

Kinder entscheiden über Fortgang der Geschichten

"Wir haben geschaut, welche Wege man im digitalen Zeitalter gehen kann, um Kinder spielerisch ans Lesen heranzuführen", erklärt Sprecherin Marlene Damm. "Anders als andere Leseapps stellen wir nicht nur einen reinen Fließtext zur Verfügung."

Deswegen können die Kinder die Geschichten in einem ersten Schritt personalisieren. Sie erleben sie also aus der Ich-Perspektive, indem sie eingangs ihren Vornamen eingeben. Ein Feature, das Marie beim Testen der App besonders gut gefällt.

Außerdem können sie - ähnlich wie in einem Videorollenspiel - den Fortgang mitbestimmen: In der Geschichte "Ein Tag Kapitän" etwa ist der Anführer eines Piratenschiffs krank geworden, so dass seine Tochter - in diesem Fall Marie - für einen Tag übernehmen muss. Als die Crew gleichzeitig eine Insel und ein Schiff entdeckt, kann Marie unter anderem entscheiden, ob sie das Schiff verfolgen oder die Insel erkunden will.

Macher arbeiten mit Experten zusammen

Unterteilt sind die Geschichten nach Altersstufen: Eine nennt sich zum Beispiel "Besuch im Zoo" und richtet sich an erste und zweite Klassen, "Ein Tag Kapitän" ist für Viert- und Fünftklässler geeignet. Bilder und Grafiken lockern die Texte zusätzlich auf. Ausgelegt ist die App darauf, zumindest 15 Minuten am Tag benutzt zu werden: "Das ist verschiedenen Studien zufolge die perfekte Lesetrainingszeit", erklärt Damm.

Noch richtet sich die App ausschließlich an Grundschulkinder und ist als kostenlose Basisversion in der Testphase (sie kann über diesen Link heruntergeladen werden). Es gibt aber Überlegungen, das Angebot auf höhere Klassen auszuweiten. Außerdem sollen die Kinder später ihre Charaktere selbst gestalten können. Zudem sollen Lesehilfen oder eine anpassbare Schrift mit Silbentrennung integriert werden, um Leseeinsteiger und Kinder mit Leseschwäche zu unterstützen. Dafür arbeitet das Start-up Damms Angaben zufolge mit Sprachförderexperten zusammen.

Geschichten von etablierten Schriftstellern geplant

Die Geschichten stammen von verschiedenen Autorinnen und Autoren. Angedacht ist, diesen Pool um bekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu erweitern. Auch Geschichten in Fremdsprachen möchten die Macherinnen und Macher eventuell anbieten. Alle Funktionen - von denen zumindest einige kostenpflichtig sein werden - sollen ab Mai 2023 verfügbar sein.

Marie ist von der Testversion schon sehr angetan. "Mir fehlt ein bisschen Musik", sagt sie. "Zu einer Piratengeschichte gehört eigentlich noch Piratenmusik."

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Weitere Lern- und Leseapps

Die Stiftung Lesen unterstützt Eltern bei der Suche nach guten digitalen Lern- und Leseapps. Diese seien "ideal, um Kinder bei der Sprachentwicklung und dem Lesenlernen zu unterstützen", sagt Sabine Uehlein, Geschäftsführerin Programme der Stiftung Lesen. Einen Überblick gibt die Webseite lesenmit.app.

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