Großaufnahme: Eine Impfspritze wird in einen Oberarm gestochen.

Die Influenza kann vor allem für ältere Menschen heftig verlaufen und sogar tödlich sein. Daher empfehlen Mediziner, sich ab Oktober rechtzeitig eine Grippeschutzimpfung abzuholen. Aber nicht nur über 60-Jährige zählen zur Risikogruppe. Fragen und Antworten zum Thema.

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Es ist Zeit für die Grippeschutzimpfung

Christian Sommerbrodt vom Hausärzteverband Hessen.
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Ärzte und Experten aus dem Gesundheitswesen rufen bestimmte Bevölkerungsgruppen auf, sich mit einer rechtzeitigen Impfung vor der kommenden Grippewelle zu schützen. Das sei auf jeden Fall empfehlenswert, sagt Christian Sommerbrodt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Hessen, in Wiesbaden auf hr-Anfrage. Denn auch eine Influenza-Infektion kann schwere Komplikationen bringen oder gar tödlich verlaufen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Grippeimpfung:

Für wen wird die Gruppeimpfung empfohlen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Influenza-Impfung laut einer Übersicht für

  • für alle Menschen ab 60 Jahren
  • für alle Schwangeren. Gegen Grippe geimpft wird in der Regel ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. In Risikoschwangerschaften, etwa wenn die Schwangere Diabetes hat oder stark übergewichtig ist, sei der Piks auch im ersten Drittel möglich.
  • für Menschen mit gesundheitlichen Problemen wie chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten.
  • für Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen
  • für Menschen, die Risikopersonen betreuen oder gefährden könnten
  • für medizinisches Personal und Menschen, die viele Kundenkontakte haben.

Warum wird eine Grippeimpfung nicht für alle empfohlen?

Eine Influenza-Erkrankung bei gesunden Kindern oder bei Erwachsenen unter 60 Jahren verläuft meist ohne schwere Komplikationen. Auch im Rahmen der Corona-Pandemie hatte sich die Ständige Impfkommission (Stiko) gegen eine generelle Impfempfehlung ausgesprochen. Dass die Stiko die Influenza-Impfung nur für bestimmte Personengruppen empfiehlt, bedeute aber nicht, dass sie von einer Impfung anderer Personen abrät, erklärt das Robert Koch Institut (RKI).

Wann ist der richtige Impf-Zeitpunkt?

Die jährliche Influenzawelle erreicht in Deutschland meist nach der Jahreswende ihren Höhepunkt. Dabei steigen die Fallzahlen ab Ende September bereits an. Nach der Impfung dauert es 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Um rechtzeitig geschützt zu sein, wird deshalb empfohlen, sich ab Oktober bis Mitte Dezember impfen zu lassen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) rät.
Sollte die Impfung in diesen Monaten versäumt werden, kann es laut RKI auch zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Grippeimpfung nachzuholen. Schließlich ist nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauert.

Was ist der Unterschied zwischen Influenza und einem grippalen Infekt?

Bei einem grippalen Infekt spielen andere Viren eine Rolle als Influenza-Viren. Gegen sogenannte Erkältungen kann nicht geimpft werden. Zu beachten ist: Die Influenza-Impfung schützt nicht vor grippalen Infekten durch andere Viren.

Wie gefährlich ist die Grippe?

Die Influenza kann ernst bis lebensbedrohlich verlaufen. Vor allem bei älteren Menschen mit besonderen Risiken sind schwere Krankheitsverläufe möglich. Die Zahl der Todesfälle, die in Zusammenhang mit der Influenza gebracht wird, schwankt stark von Jahr zu Jahr und liegt zwischen mehreren Hundert und über 20.000 Menschen, wie das RKI mitteilt. Die Ansteckung erfolgt durch eine Tröpfcheninfektion, aber auch über kontaminierte Hände und Oberflächen mit nachfolgendem Schleimhautkontakt.

Wie sicher ist die Grippeimpfung?

Die Impfung ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gut verträglich. Es kann zu vorübergehenden lokalen Reaktionen kommen, etwa zu Schmerzen an der Einstichstelle. Schwere Nebenwirkungen sind bei der Grippeimpfung sehr selten.

Welche Auswirkungen hat die Influenza in Deutschland?

Influenza-Wellen verlaufen in Deutschland sehr unterschiedlich, wie das RKI erklärt. Laut Statistiken sorgen sie dafür, dass sich zwischen 4 und 16 Millionen Menschen infizieren, für 3,8 bis 9 Millionen Arztbesuche und für 2,3 bis 5,3 Millionen Krankschreibungen.

Wie schwer wird die Grippewelle erwartet?

Wie heftig die Grippesaison ausfällt, lässt sich nicht genau prognostizieren. Christian Sommerbrodt vom Hausärzteverband Hessen sagt: "Es ist schwer zu sagen, ob wir in Hessen und Deutschland eine harte Grippesaison bekommen. Das hängt auch davon ab, wie früh die Grippewelle bei uns auftaucht. Wenn sie früher auftaucht als normal, also schon im November oder Dezember, dann bekommen wir Probleme, zeitlich alle Menschen rechtzeitig zu impfen. Wenn sie wie immer erst zwischen Januar und April auftaucht, dann sind bis dahin alle relevanten Gruppen geimpft."

Was Australien für die Grippewelle bei uns bedeutet?

Das Grippegeschehen in Australien ermöglicht Rückschlüsse darauf, was die Menschen hierzulande wohl erwartet, wie Christian Sommerbrodt vom Hausärzteverband Hessen erklärt. "In Australien ist die Grippewelle immer ein halbes Jahr früher unterwegs als in Deutschland. Denn sie wandert um die Welt. Die Grippewellen, die in der Südhalbkugel beziehungsweise in Asien anfluten, sind ungefähr dann auch die Keime, die in Europa ankommen." Die Erkrankungsrate habe dort ungefähr im normalen Durchschnitt gelegen. "Es kam aber zu überproportional vielen Krankenhausbehandlungen."

Wie wirksam ist die Grippeimpfung?

Keine Impfung bietet einen hundertprozentigen Schutz. Deshalb kann es auch nach einer Grippeimpfung zu einer Influenza-Erkrankung kommen, wie das RKI mitteilt. Zu einer Erkrankung kann es auch dann kommen, wenn die Infektion kurz vor der Impfung erfolgte - wenn also in der Inkubationszeit geimpft wurde oder wenn es zu einer Infektion in den ersten 10 bis 14 Tagen nach der Impfung kam, bevor der Impfschutz vollständig ausgebildet werden konnte.
Die Wirksamkeit des Impfstoffes kann von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfallen. Wenn sich zirkulierende Viren ändern, kann sich die Schutzwirkung auch im Laufe der Saison ändern, wie das Robert Koch Institut erläutert. Bei jungen Erwachsenen wurde zuletzt eine Schutzwirkung von bis zu 80 Prozent beobachtet, bei Älteren zwischen 40 und 60 Prozent. Für Menschen ab 60 Jahren ist ein Hochdosis-Impfstoff empfohlen. Für diese Altersgruppe zeigt er eine verbesserte Wirksamkeit.

Wie viele Grippe-Impfdosen stehen zur Verfügung?

Das Paul-Ehrlich-Institut informiert kontinuierlich über die in Deutschland freigegebenen Dosen an Influenza-Impfstoffen. In der Kalenderwoche 36 waren es bereits 15,6 Millionen Dosen. Die Zahl stieg in den Vorjahren kontinuierlich an. In der Vorsaison waren es mehr als 25 Millionen Dosen, wie das Institut in einer Statistik zeigt.

Können Grippeschutz- und Corona-Impfung kombiniert werden?

Ja. Gemäß Empfehlung der Stiko muss zwischen Corona-Impfungen und der Verabreichung anderer sogenannter Totimpfstoffe kein Impfabstand von 14 Tagen mehr eingehalten werden. Die Impfungen können beim selben Arztbesuch verabreicht werden. Die Injektion sollte aber jeweils in unterschiedliche Arme erfolgen. Die Booster-Impfungen mit dem angepassten Corona-Impfstoff beginnen in Hessen in dieser Woche.

Wer übernimmt die Kosten?

Am Grippeschutz interessierte Menschen sollten laut RKI bei Bedarf mit ihrer Krankenkasse klären, ob die Kosten übernommen werden. Auch viele Arbeitgeber bieten ihren Angestellten die Influenza-Impfung an, um Grippeerkrankungen und dem damit verbundenen Arbeitsausfall vorzubeugen. Falls Patienten die Impfung als Eigenleistung bezahlen müssen, entstehen in etwa Kosten in Höhe von 25 Euro, wie der Hausärzteverband Hessen mitteilt.
Wer sich auch noch gegen Corona impfen lassen möchte, muss in Hessen zunächst in Vorleistung gehen. Die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung haben die Kostenübernahme noch nicht geregelt. Auch hier werden etwa 25 bis 30 Euro fällig.

Wo kann man sich gegen Grippe impfen lassen?

Impfen lassen kann man sich laut Hausärzteverband Hessen bei allen niedergelassenen Ärzten. Teilweise böten auch Apotheken diesen Service an.

Rückblick: Wie verlief die Grippewelle in der Vorsaison?

Die Saison 2022/2023 verlief sehr herausfordernd, wie Christian Sommerbrodt vom Hausärzteverband Hessn sagt. Denn sie begann im November und damit recht früh. Das habe zur Folge gehabt, dass nicht alle Patienten rechtzeitig geimpft werden konnten. "Die Grippewelle kam dann noch mal Ende März mit etlichen Erkrankungsfällen, sodass wir insgesamt eine anstrengende Zeit hatten." Zudem habe es viele weitere Infekte gegeben, sodass zwischen Ende Oktober und Anfang April viele Menschen krank waren.

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