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Generationenwechsel im Kleingartenverein

Das Bild zeigt ein Beet in einem Schrebergarten. Darauf zu sehen sind orange-gelb blühende Blumen sowie ein im Boden steckendes rotes Schild mit der Aufschrift "Parzelle 101c".

Seit der Corona-Pandemie haben immer mehr junge Menschen den Kleingarten für sich entdeckt. In den Anlagen kommen Anfänger und Alteingesessene auf engstem Raum zusammen. Kann das gut gehen?

Sauber getrimmter Rasen, ein kleiner Springbrunnen und akkurat geschwungene Steinmauern: Pit und Manuel (Nachnamen der Redaktion bekannt) sitzen sichtlich stolz zwischen blühenden Topfpflanzen und Blumenbeeten in ihrem Kleingarten in Frankfurt. Mit Anfang 30 hat sich das Paar damit einen "Spießertraum" erfüllt, wie es selbst sagt.

Wie viele andere Stadtmenschen haben sich Pit und Manuel während der Corona-Pandemie mehr Erholung, Abwechslung und Natur gewünscht und sind so zum Gärtnern gekommen.

Der Andrang und das Interesse an Kleingärten sei größer denn je, sagt Manuel, der mittlerweile im Vereinsvorstand aktiv ist. "Die Warteliste ist recht lang. Da läuft es schon auf ein paar Jahre hinaus, bis man seine eigene Parzelle bekommt", erklärt er. Vor allem junge Familien wollten die Gärten als private Naherholung nutzen.

Das Bild zeigt zwei junge Männer mit dunklen kurzen Haaren und Fleecejacken. Sie sitzen in einem Kleingarten. Im Hintergrund sind grüne Büsche zu sehen.

Mehr Vollzeitjob als Hobby

Dabei sei den Garten-Anfängern oft nicht bewusst, wie viel Zeit und Energie ein Kleingarten koste. "Wir verbringen quasi jeden Tag hier im Garten und am Wochenende pro Tag zwei bis drei Stunden", sagt Manuel. Und wenn man danach noch entspannen wolle, seien es meistens sogar noch mehr Stunden.

Das bestätigt auch Hannelore Dörr, Vorsitzende der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner. "Eigentlich ist es mehr Arbeit als Erholung", sagt sie. "Ein Garten braucht viel Pflege."

Viele Bewerberinnen und Bewerber würden den Arbeitsaufwand unterschätzen, einige sogar nach kürzester Zeit kündigen, weil sie mit der Arbeit nicht hinterherkämen. Deswegen weise sie bei Bewerbungsgesprächen mittlerweile deutlicher auf den hohen Arbeitsaufwand hin, sagt Dörr.

Das Bild zeigt ein eine Frau mit grauen Haaren, Brille und einem pink-schwarz-gestreiftem Pullover. Im Hintergrund sind pink blühende Rosen zu sehen.

Gesetz regelt Miteinander im Garten

Auch wer von der großen Freiheit im Grünen träumt, könnte vom Hobby Kleingarten enttäuscht werden: Das gärtnerische Miteinander ist streng reglementiert.

Das Bundeskleingartengesetz schreibt zum Beispiel vor, dass ein Drittel der Gartenfläche für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt werden soll. Ein weiteres Drittel ist für eine Gartenlaube und Wege vorgesehen. Nur ein Drittel der Fläche soll zur "Erholung" genutzt werden. Das permanente Wohnen in Schrebergärten ist dagegen gesetzlich verboten.

Ruhezeiten und Gemeinschaftsarbeiten vorgegeben

In seiner Satzung regelt jeder Verein zusätzlich Einzelheiten, zum Beispiel welche Ruhezeiten gelten, wann und wie ein Auto oder Gartengeräte genutzt werden dürfen oder ob Planschbecken und Gewächshäuser erlaubt sind. Meist ist auch eine "aktive Teilnahme" am Vereinsleben festgeschrieben.

Zum Vereinsleben gehört dabei meist nicht nur die Pflege des eigenen Gartens, sondern auch diverse Gemeinschaftsarbeiten, etwa das Mähen von Gemeinschaftsflächen. Auch zur Teilnahme an Vereinsfesten werden die Mitglieder oftmals explizit aufgefordert.

Schon immer Streit um den Zaun

Trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Regeln kommt es in den Gartenanlagen seit jeher zu Meinungsverschiedenheiten - am häufigsten zum sogenannten "Zaunstreit", erklärt der Vorsitzende des Gießener Kleingartenvereins, Hugo Gerhardt.

"Da geht es zum Beispiel um die rüberwachsende Brombeere, die nicht vorschriftsmäßige Brennessel oder den Samenflug aufs Nachbargrundstück."

Das Bild zeigt einen älteren Mann in einem hellgrünen Hemd. Er trägt einen Strohhut und hat ein Gartengerät mit langem Holzstiel in der Hand.

"Nicht interessiert an Gemeinschaft"

Für Hannelore Dörr hat sich das Miteinander in den Gärten mit dem Generationenwechsel auch grundsätzlicher verändert. "Früher hatten wir ein Sommerfest, ein Herbstfest. Heute kommt da keiner mehr."

In Dörrs Augen sind die jungen Gärtnerinnen und Gärtner nicht interessiert an Kontakt und Gemeinschaft. "Die wollen mit ihrer Familie im Garten sein und mit den Kindern, das war's", sagt sie.

Auch an die Regeln hielten sie sich seltener. "Die Jungen sagen, sie haben keine Zeit, den Rasen zu mähen", so die Vereinsvorsitzende. "Sonntagnachmittag, wenn alle hier Kaffee trinken, machen sie dann aber plötzlich den Rasenmäher an."

Neuer Schwung im Vereinsleben

Hugo Gerhardt dagegen nimmt das generationenübergreifende Miteinander in Gießen positiv wahr. "Durch die jungen Familien und die neue Durchmischung ist die Kommunikation leichter geworden, weil die Alteingessesenen mal aus ihrem Trott rauskommen", findet er. Jetzt spreche man mehr miteinander, es entstünden weniger Konflikte.

Auch Manuel und Pit bezeichnen den Start in ihrem Frankfurter Kleingartenverein als harmonisch. "Wir haben gutes Gemeinschaftsgefüge, das an einem Strang zieht. Gemeinsam halten wir die Gartenanlage hübsch."

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