Ein Bischof im Amt während des Gottesdienstes von hinten fotografiert.

Aus der katholischen Kirche sind im vergangenen Jahr so viele Hessinnen und Hessen ausgetreten wie noch nie. Die Deutsche Bischofskonferenz berichtet aber auch von Rückkehrern.

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Katholische Kirche verzeichnet Austrittsrekord

hs
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In Hessen sind im Jahr 2022 mehr als 31.000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Wie aus der am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Statistik der Deutschen Bischofskonferenz hervorgeht, lag die Zahl der Katholiken in dem Bundesland zum Jahresende noch bei rund 1,24 Millionen.

Das waren rund 49.000 Mitglieder weniger als ein Jahr zuvor. Dabei sind neben den 31.113 Austritten auch rund 14.000 Sterbefälle, Geburten und Eintritte eingerechnet. 344 Kirchenmitglieder traten nach einem früheren Austritt wieder in die Kirche ein, 134 weitere Mitglieder wurden zum ersten Mal aufgenommen.

Zum Vergleich: Hessen zählt mehr als 6,3 Millionen Einwohner. In Hessen liegen die Bistümer Fulda, Limburg sowie ein Großteil des Bistums Mainz, außerdem ein Teil des Bistums Paderborn.

"Hohe Austrittszahlen schmerzen"

Besonders viele Austritte in Hessen gab es mit rund 15.000 laut Statistik im Bistum Limburg. Ein Jahr zuvor waren es noch etwa 3.300 Austritte weniger gewesen. Als alarmierend bezeichnete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Zahlen in seinem Bistum. "Wir müssen weiter konsequent handeln und die Menschen müssen erfahren, dass wir an ihrer Seite stehen und für sie da sind", teilte er mit.

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Die hohen Austrittszahlen schmerzten, sagte Bätzing, die haupt- und ehrenamtlich tätigen Katholiken dürften sich aber nicht entmutigen lassen. "Ich glaube, dass wir eine gute Botschaft haben, die unsere Gesellschaft dringend braucht und die zukunftsfähig ist."

Mehr Austritte in allen drei hessischen Bistümern

Im Bistum Mainz, zu dem Südhessen, weite Teile des Rhein-Main-Gebiets sowie Mittelhessens zählen, sind rund 16.600 Menschen ausgetreten. Diese Zahl enthält auch die rheinland-pfälzischen Austritte.

"Trotz allem entmutigt mich diese aktuelle Statistik nicht", teilte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf mit. "Bis heute ermutigt uns Jesus dazu, darauf zu vertrauen, dass wir als seine Jüngerinnen und Jünger anderen Menschen etwas zu geben haben, und zwar nicht irgendetwas, sondern Lebensnotwendiges." Es gebe keinen Grund zu Verzagtheit oder Resignation.

Im Bistum Fulda gab es rund 7.500 Kirchenaustritte – etwa 2.200 mehr als im Jahr davor. Die Gründe für den Rückgang seien vielfältig, hieß es in einer Mitteilung des Bistums. Die "Bindungskräfte relevanter Gruppen" ließen in der gesamten Gesellschaft nach. Das betreffe große Kirchen ebenso wie große Parteien oder Verbände. "Hinzu kommen eine zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft und ein Vertrauensverlust aufgrund kircheninterner Konflikte und Skandale", so das Bistum.

Evangelische Kirche auch betroffen

Bundesweit traten mehr als eine halbe Million Menschen im Jahr 2022 aus der katholischen Kirche aus. Das sind so viele wie noch nie und deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021. Damals waren es 359.338 Austritte.

Die Austrittswelle rollt nicht nur in der katholischen Kirche immer schneller. Auch die evangelische Kirche hat mit 380.000 Mitgliedern 2022 mehr verloren als im Jahr davor.

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Anm. d. Red.: In einer früheren Version haben wir die Austritte für den hessischen Teil des Bistums Mainz angegeben. Diese Zahl war aus den Daten der Deutschen Bischofskonferenz berechnet, allerdings enthielt sie auch Austritte aus dem Bistum Paderborn, zu dem ein Teil des Kreises Waldeck-Frankenberg gehört.