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Panne an Frankfurter Goethe-Uni ist schon mal vorgekommen

Das Schild an der Frankfurter Goethe-Uni weist den Eingang.

Die Panne bei der Vergabe der Medizin-Studienplätze an der Universität Frankfurt ist kein Einzelfall. Bereits vor ein paar Jahren wurden im selben Fach zu viele Studierende zugelassen. Das hatte teils kuriose Folgen.

So ein Fehler sei "die absolute Ausnahme", beteuerte ein Sprecher der Frankfurter Goethe-Universität am Montag am hr-Mikrofon, nachdem die Uni vergangene Woche knapp 300 Zulassungen für das Medizinstudium wieder zurücknehmen musste. Ein Übertragungsfehler an die Stiftung für Hochschulzulassung war schuld und sorgt jetzt für großen Ärger.

Nun ergab eine hr-Recherche: Eine ähnliche Panne gab es an der Frankfurter Uni im Wintersemester 2013/2014 schon einmal. Damals betraf sie auch den Fachbereich Medizin. Insgesamt 80 Studierende wurden zu viel aufgenommen. Allerdings fiel der Fehler erst auf, als das Semester schon lief.

Vier zusätzliche Leichen nötig

Im Unterschied zum aktuellen Fall durften damals die Studierenden, die zu viel aufgenommen wurden, ihr Medizinstudium fortsetzen. Allerdings mit Folgen für alle: Mikroskope, Skripte und andere Arbeitsmaterialien wurden knapp. Für den Anatomiekurs musste die Uni beispielsweise vier zusätzliche Leichen besorgen, damit die Studierenden sie in einem Kurs sezieren konnten.

Weil es für die große Zahl an Studierenden auch zu wenige Lehrkräfte gab, musste die Uni zwei zusätzliche Wissenschaftler nach Frankfurt holen. Das alles sorgte für Mehrkosten von 700.000 Euro.

Uni: "Kapazität kann nicht beliebig erweitert werden"

Damit so ein Fehler nicht wieder passiert, wollte die Goethe-Uni damals die Kommunikation zur Stiftung für Hochschulzulassung verbessern. Jetzt ist wieder eine Panne an derselben Stelle aufgetreten. Einen ähnlich glimpflichen Ausgang scheint es zehn Jahre später aber nicht zu geben:

Die zusätzlichen Studierenden auch dieses Mal aufzunehmen "ist in der Form nicht möglich. Die Kapazität ist nun mal so wie sie ist und kann nicht - ohne einen deutlichen Qualitätsverlust für das Medizinstudium - beliebig erweitert werden", heißt es von der Goethe-Uni.

Von den Betroffenen gibt es für das Verhalten der Uni derweil wenig Verständnis. Viele haben sich beim hr gemeldet und erzählt, dass sie gegen die Entscheidung Widerspruch einlegen wollen. Auch eine Online-Petition wurde gestartet. Diese haben bis Mittwochabend mehr als 35.000 Menschen unterzeichnet.

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Goethe-Uni nimmt Zusagen für Medizin-Studienplätze zurück

hessenschau vom 29.08.2022
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Uni bietet Betroffenen Hilfe an

Universität Frankfurt und hessische Landesregierung stehen nach der Panne bei der Studienplatzvergabe zunehmend in der Kritik. Die Opposition im Landtag fordert Unterstützung für die Betroffenen. Eine Online-Petition wurde inzwischen von Zehntausenden unterzeichnet.

Die Goethe-Uni bietet den Betroffenen verschiedene Beratungsmöglichkeiten an. Beispielsweise wurde eine FAQ-Seite erstellt und eine Hotline eingerichtet. Außerdem heißt es von der Uni: "Wir prüfen alternative Studienangebote." Dies sei als "Angebot in einer so schwierigen Situation für die Studierenden" zu verstehen.